Meschede. Mescheder Bestatter Fritz Mertens gehört zum Deathcare Embalmingteam Germany. Es hilft, die Toten nach den Erdbeben in der Türkei zu bergen.
Die Zahl der Todesopfer nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien steigt weiter an. Fünfzehn deutsche Bestatter sind in die Türkei geflogen, um dabei zu helfen, die Toten zu bergen und zu versorgen. Darunter auch der Mescheder Bestatter Fritz Mertens. Das Team gehört zu dem Verein Deathcare Embalmingteam Germany e.V.
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Der Verein bietet überall dort, wo Katastrophen die Menschen mit Todesfällen belasten, seine Hilfe an. Deathcare war bereits 1999 nach einem Erdbeben in der Türkei im Einsatz sowie in Taiwan, Thailand und zuletzt in Frankreich nach dem Absturz der Germanwings-Maschine im Jahr 2015.
Hilfe angeboten
Nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei bot der Verein gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Bestatter auch dem türkischen Generalkonsulat und der Bundesregierung seine Hilfe an, um bei der Bergung und Versorgung der Verstorbenen zu helfen.
Das Equipment steht immer in Containern bereit. Der Mescheder Fritz Mertens gehörte zum ersten Team, das am vergangenen Freitag (10. Februar) von Frankfurt aus in die Türkei geflogen ist. Denn er ist wie die anderen 14 Bestatter als Thanatopraktiker ausgebildet, die auf die Einbalsamierungen und die Rekonstruktion verwundeter Körper spezialisiert sind.
Identifizierung der Todesopfer
Mertens hilft vor Ort in Kahramanmaraş bei der Identifizierung der Todesopfer durch DNA-Abstrich oder begleitet die Familien zu ihren verstorbenen Angehörigen. An der Einsatzstelle nimmt er Angehörige zum kurzen Kondolieren in Empfang, bevor es manchmal weitergeht. Der Mescheder leistet so genannte Präsenzarbeit und läuft alle Einsatzorte ab. Er kümmert sich auch gelegentlich um eine Erste Hilfe für die Bevölkerung, da wenig Krankenwagen unterwegs sind.
Kinder suchen ihre Eltern
„Besonders stark getroffen hat mich ein Einsatz, an dem drei Kinder - ich schätze 4, 8 und 12 Jahre alt – beteiligt waren, die ihre Eltern suchten. Leider waren sie unter den Opfern“, berichtet Mertens. Wie er, seien viele seiner Kollegen Väter, weshalb sie gerade die Einsätze mit Kindern sehr berühren. „Bei einer Bergung haben wir eine komplette Familie aus den Trümmern geholt. Der Vater lag schützend über seinen drei Kindern und die Mutter auf der anderen Seite“, schildert Fritz Mertens.
Arbeit entlastet Rettungskräfte
Alle Team-Mitglieder sind mit den Themen Tod und Trauer aus ihrem Alltag vertraut. Durch ihre Hilfe werden die Opfer fachmännisch, kompetent und mit dem gebührenden Respekt versorgt, zusätzlich werden die lebensrettenden und unterstützenden Hilfsorganisationen entlastet – psychisch und physisch, beschreibt der Verein seine Arbeit.
Bringen die Toten zu einer Sammelstelle
Die Bestatter helfen dabei, die Toten zu bergen und bringen sie zu einer Sammelstelle. Dort werden die Körper desinfiziert und dann zu einem der neu angelegten Friedhöfe gebracht. „Je nach Schwere von möglichen Verletzungen können auch rekonstruktive Maßnahmen nötig sein. Danach übernimmt ein Team aus der Türkei gemeinsam mit den Angehörigen die Beisetzung“, erklärte Pressesprecher Niemeyer in einem ZEIT-Interview. Täglich versorgen die Deutschen 150 bis 300 Verstorbene. Mit so vielen Toten habe ein normales Bestattungsinstitut üblicherweise in einem ganzen Jahr zu tun.
Körper werden desinfiziert
Die Bestatter benetzen die Körper mit einem medizinischen Hautdesinfektionsmittel. Nach der Einwirkzeit wird die Haut abgetupft. Durch diese Behandlung werden Bakterien und Viren abgetötet. „Dies geschieht zur Seuchenprävention, da diese entstehen können, wenn tote Körper lange Zeit in Schutthaufen liegen und beginnen, sich zu zersetzen“, so Niemeyer.
Herzlicher Empfang und Dankbarkeit
Das deutsche Team berichtet von einem herzlichen Empfang der Menschen vor Ort. „Wir sind für die Leute zwar nicht die Retter, die Leben bergen. Aber sie signalisieren uns Dankbarkeit dafür, dass wir uns um ihre Verstorbenen kümmern“, sagte Niemeyer der ZEIT.
Rückhalt von der eigenen Familie
Viel Rückhalt erhält Mertens auch von seiner Familie in Deutschland. Seine Frau hat erst vor zwei Monaten einer Tochter zur Welt gebracht und den älteren Sohn plagte am Tag der Abreise hohes Fieber. „Meine Frau hat gesagt, sie weiß, dass mir Hilfe leisten oft wichtiger ist, als meine eigene „Pelle“. Daher hat sie die Last auf sich genommen und mich fliegen lassen. Das war natürlich sehr emotional.“
Am Dienstagabend schickt der Verein ein zweites Team zur Ablösung in das Katastrophengebiet.
Spendenkonto
- Das DeathCare-Team ist ein Kooperationspartner vom Deutschen Roten Kreuz. Mehrere aktive Helfer wurden bereits vom DRK als Auslandsdelegierte ausgebildet. Diese Art der Hilfeleistung ist als ehrenamtliche Hilfe einmalig auf der Welt. Das Team verfügt über eigene Werkzeuge, Arbeitsgeräte und Materialien.
- Das DeathCare Embalmingteam Germany e. V. ist ein humanitärer Verein, dessen Gemeinnützigkeit vom Finanzamt anerkannt wurde und regelmäßig überprüft wird. Alle aktiven Mitglieder unseres Vereins arbeiten ehrenamtlich, sowohl im Einsatz als auch in der Administration.
- Sparkasse HannoverDE0225 0501 8009 1030 6362BIC: SPKHDE2HXXX