Meschede. Die Energiekosten sind nur ein Problem, auf das die Mescheder Einzelhändler zur Zeit mit Sorgen blicken. Wie sie aktuell schon sparen.

Respekt vor dem, was noch kommt, das haben die Mescheder Einzelhändler. Allerdings geht es dabei nicht nur um die Energiekosten. Auch den zunehmenden Fachkräftemangel, die Erhöhung des Mindestlohns und die Inflation beobachten sie mit Sorge. Eine erste Geschäfts-Inhaberin hatte ihr Geschäft aus Kostengründen jetzt sogar über mehrere Tage ganz geschlossen.

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Petra Büsse hatte die Heizung komplett ausgedreht.
Petra Büsse hatte die Heizung komplett ausgedreht. © Leonie Temme

Paradiesvogel

Petra Büsse hatte ihr Geschäft für ihren eigenen Urlaub zehn Tage komplett geschlossen. Ihr Geschenkartikel-Geschäft „Paradiesvogel“ liegt an der Steinstraße, direkt neben der großen Baustelle von Pfarrkirche und Fußgängerzone und war dadurch tagelang kaum zu erreichen. Eine Aushilfe fehlte ihr. „Wenn ich jemand zum neuen Mindestlohn eingestellt hätte, hätte ich anschließend bis Dezember durcharbeiten müssen und wäre direkt wieder urlaubsreif gewesen.“ Also schloss sie ganz und drehte in der Zeit auch alles runter und ab, um Energie zu sparen, von der Heizung bis zum Kühlschrank. „Auch die Schaufensterbeleuchtung habe ich da komplett ausgeschaltet.“

Aber auch sonst laufe bei ihr die Heizung kaum, nur im Büro und am Tresen. „Das ist auch meist nicht nötig. Meine Kunden kommen im Mantel rein, da muss es nicht so warm sein.“ Und es gebe ja auch oftmals einen heißen Tee, zum Aufwärmen und Kerzen zünde sie eh für die gemütliche Atmosphäre an. Ansonsten achtet sie aber darauf, die Lichtquellen zu reduzieren.

Mit Sorge blickt sie auf die kommenden Monate. „Ich weiß nicht, wie die Kunden reagieren, ob sie bereit sind, in der Advents- und Weihnachtszeit Geld auszugeben oder ob sie weiter sparen. Die letzten Wochen waren schon sehr ruhig. Und das lag nicht nur an der Baustelle.“

Silke Bräutigam von Como-Moden kann beim Heizen nicht viel sparen. Ihre Kunden sollen ja nicht frieren, wenn sie Kleidung anprobieren. 
Silke Bräutigam von Como-Moden kann beim Heizen nicht viel sparen. Ihre Kunden sollen ja nicht frieren, wenn sie Kleidung anprobieren.  © WP | Leonie Temme

Como-Moden

Silke Bräutigam, Inhaberin von Como-Moden im Rebell, hat nur eine kleine Ladenfläche, die sie beheizen muss. „Aber bei mir dürfen die Kunden natürlich nicht frieren, sonst haben sie ja keine Lust, etwas anzuprobieren.“ Im Lager hat sie schon mal jede zweite Neonröhre rausgedreht und die Heizung runterschaltet. „Die Schaufensterbeleuchtung machen wir direkt nach Feierabend aus. Und lassen sie auch sonst nur länger an, wenn am Wochenende beispielsweise Veranstaltungen in der Stadt sind.“

Die Beleuchtung im Laden nutze sie dagegen ganz normal. „Wir können ja hier nicht im Dunklen stehen.“ Allerdings werde der Laden schon seit einigen Jahren über sparsame LED beleuchtet. „Das habe ich damals auch direkt finanziell gemerkt.“ Und eine offene Tür, um Kunden ins Geschäft zu ziehen? „Das gibt es bei uns eh kaum - zum Lüften, klar, schon wegen Corona, aber keine dauerhaft geöffnete Tür, aus der die Wärme abzieht.“

Birgit Andreas von Optik Kordel. Die Tür bleibt zu.
Birgit Andreas von Optik Kordel. Die Tür bleibt zu. © Leonie Temme

Optik Kordel

Auch bei Optik Kordel, zwei Geschäfte weiter, bleibt aktuell die Tür geschlossen, sobald es kalt wird. „Außerdem haben wir alle Lampen mittlerweile durch Energiesparbirnen ersetzt“, berichtet Filialleiterin Birgit Andreas. Die Schaufensterbeleuchtung werde über eine Zeitschaltuhr um 20 Uhr abgeschaltet. Ansonsten sei es schwierig zu sparen. „Unsere technischen Geräte müssen schon laufen. Das hilft nichts, wenn man die ständig an- und ausmachen würde.“ Und um die Heizung weiter nicht anstellen zu müssen und trotzdem ein angenehmes Raumklima für Kunden und Mitarbeiterinnen zu schaffen, nutzen die Frauen auch auf Vorschlag der Geschäftsführung gezielt die Klimaanlage und stellen sie ab und zu auf Warmluft. Sehr warm allerdings werde das Geschäftslokal nicht geheizt. „Unsere Kunden behalten in der Regel den Mantel an. Und wir tragen dann eben einen dickeren Pullover“, sieht es Birgit Andreas pragmatisch.

Schreibwaren und Copy-Shop

Im Schreibwaren- und Copy-Shop von Ibrahim Yazar heizen die Geräte das Ladenlokal gleich mit. Dem Gaspreis gelten deshalb nicht seine größten Bedenken. „Was mir mehr Sorgen macht, ist der Strompreis.“ Alle Geräte - vom Computer bis zum Kopierer - laufen bereits im Energiesparmodus „und wir schalten die Lichter in den Schaufenstern und die Regalbeleuchtung nach Geschäftsschluss konsequent aus.“ In den hinteren Räumen nutzt Yazar aktuell noch ausschließlich das Tageslicht.

Dazu komme: In Gesprächen mit Kunden und Lieferanten sei die Inflation das beherrschende Thema. „Früher konnte man bei Bestellungen noch gut verhandeln, heute explodieren die Preise für Papier und elektronische Zubehörteile und wir müssten sie an unsere Kunden eigentlich weitergeben. Doch noch versuche er, das zu verhindern. „Eigentlich subventionieren wir aktuell mit unserem Hauptgeschäft, der Reparatur und Wartung von Kopierern und Drucksystemen die Schreibwaren.“ Doch dass die Leute sparen müssen, merke er. „Wir halten seit zwei Jahren die Preise für Hefte stabil, doch die Kunden kritisieren trotzdem, wir seien wohl teurer geworden, obwohl das nicht stimmt.“ Er hat Verständnis dafür. Wenn eine Familie für mehrere Kinder Hefte kaufen müsse, gehe das schon ins Geld. „Aber wir versuchen die Preise human zu halten und haben zuletzt nur unsere Margen reduziert.“

Im Schreibwaren- und Copy-Shop von Ibrahim Yazar heizen die Geräte unweigerlich auch die Räume.
Im Schreibwaren- und Copy-Shop von Ibrahim Yazar heizen die Geräte unweigerlich auch die Räume. © WP | Ute Tolksdorf