Schmallenberg. Glasfaser: Nach dem geförderten Start, geht es jetzt in Schmallenberg in den eigenwirtschaftlichen Ausbau. Was das für die Bürger bedeutet.
Das Internet über Glasfaser ist die Zukunft. Es ist schnell, zuverlässig und bietet hohe Up- und Download-Geschwindigkeiten an. Lange schien es so, als sei der ländliche Raum abgehängt. Mittlerweile hat die Bundesregierung ihre Förderprogramme, die so genannten „Calls“ eins bis sechs, ausgeschrieben und auch der Hochsauerlandkreis hat zugegriffen. Gleichzeitig geht es im eigenwirtschaftlichen Ausbau voran. Doch auch Rückschritte gibt es. So wurde ein Anbieter in Schmallenberg zwischenzeitlich insolvent. Nico Schörmann, er arbeitet beim Amt für Stadtentwicklung und ist dort für den Breitbandausbau zuständig und der Technische Beigeordnete Andreas Dicke erläutern im Interview, wie es jetzt weitergeht.
Wie wichtig nimmt die Stadt den Glasfaserausbau?
Andreas Dicke: Sehr wichtig. Glasfaser ist eine Zukunftstechnologie. Allein beim Homeschooling während der Pandemie konnte man beobachten, wie manches Internet an seine Grenzen stieß. Ganz zu schweigen von Firmen, die Pläne und Aufträge digital übermitteln müssen. Die Stadt hat über den geförderten Ausbau bereits 70 Ortsteile an Glasfaser anschließen können. Wir unterstützen das mit Geld und mit Manpower - im Tiefbauamt und mit dem Kollegen Nico Schörmann im Amt für Stadtentwicklung.
Wo und warum wird der Ausbau überhaupt vom Bund gefördert?
Andreas Dicke: Die Fördergebiete findet man laut Breitband-Atlas dort, wo die Bandbreite bisher nicht groß genug ist und wo sich der eigenwirtschaftliche Ausbau nicht lohnen würde. Allerdings hat auch die Stadt Schmallenberg dafür Geld in die Hand nehmen müssen - insgesamt ungefähr 2,7 Millionen Euro.
Wie weit ist der geförderte Glasfaser-Ausbau im Schmallenberger Stadtgebiet?
Nico Schörmann: Seit dem dritten Call ist Schmallenberg im Förderprogramm. Damals konnten wir 1600 Haushalte anschließen, im sechsten Call kamen noch einmal 800 Haushalte dazu. Auch die Schulen und die Gewerbegebiete sind darüber bereits alle an das schnelle Internet angeschlossen.
Und wie weit ist der eigenwirtschaftliche Ausbau?
Andreas Dicke: Der eigenwirtschaftliche Ausbau, also ein Ausbau, der nicht vom Bund gefördert wird, sondern den die Firmen wirtschaftlich selbst stemmen, startet in Schmallenberg jetzt gerade erst.
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Welche Firmen übernehmen in Schmallenberg den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau?
Nico Schörmann: GlasfaserPlus, ein Joint Venture der Telekom, hat den Ausbau bereits angekündigt, allerdings bisher nur für die Kernstadt, schon die Unterstadt ist bisher nicht dabei. Dazu sind auch Bürgerinformationsveranstaltungen vorgesehen: am 3. Mai online und am 11. Mai in der Stadthalle.
In einer Ratssitzung hatte Bürgermeister König am Rande erwähnt, dass der Anbieter Glasfaser direkt insolvent sei, aber trotzdem weiter ausbauen wolle.
Andreas Dicke: Ja, Glasfaser direkt ist wohl insolvent und hat sich vorerst als Investor zurückgezogen. Das Unternehmen wollte Schmallenberg, Bad Fredeburg, Gleidorf, Oberkirchen, Wormbach und Grafschaft mit schnellem Internet versorgen. Es hat zwar angekündigt, dass es sich trotzdem weiter um den Ausbau bemühen wolle. Doch aktuell herrscht dort Funkstille.
Nico Schörmann: Aber GlasfaserPlus hat angekündigt, dass man, nachdem die Kernstadt versorgt sei, auch weitere Teile dieses Gebietes übernehmen wolle.
In Meschede-Bonacker haben die Anwohner die Kabelverlegung in der Erde selbst übernommen - nachdem die Überlandleitung beim ersten Sturm zusammengebrochen war - gibt es ein ähnliches Engagement in Schmallenberg?
Andreas Dicke: Das war bisher nicht nötig. Wir verlegen, soweit es irgendwie möglich ist, in der Erde. Und wir drängen auch darauf, dass die vorgeschriebene DIN-Tiefe eingehalten wird. Oftmals wollen die Firmen nur 30 Zentimeter tief in den Sand des Bürgersteigs legen. Das kann im Anschluss Schwierigkeiten machen, dass der Gehweg absackt. Sobald klar ist, dass wir eine Straße aufbrechen, versuchen wir Kontakt zu den Versorgungsträgern aufzunehmen, um dort direkt Glasfaser oder wenigstens entsprechende Leerrohre zu verlegen. So ist jetzt auch der Ausbau in Bracht in der Ringstraße zustande gekommen. Aber man muss schon sagen, dass es nicht gerade einfach ist, den zuständigen Anbieter auch zu erreichen.
Die Anbieter versprechen Open Access, das heißt eine Leitung und freie Wahl des Vertragspartners – trotzdem muss man in den meisten Fällen erstmal einen Vertrag bei demjenigen abschließen, der den Ausbau erledigt?
Nico Schörmann: Man bindet sich vertraglich für zwei Jahre. Danach sollte durch die Vorgabe des Open Access ein Wechsel zu einem anderen Anbieter möglich sein. Was die Anbieter allerdings unterscheidet: Während GlasfaserPlus ausbaut, auch ohne vorher zu wissen, wie viele Kunden man gewinnen wird, gibt es andere, die erst eine gewisse Zahl an Abschlüssen haben wollen, bevor sie starten.
Was würden Sie raten? Sollte man jetzt abschließen, wenn das Angebot kommt, damit die Leitung ins Haus gelegt wird, oder kann man auch in aller Ruhe abwarten?
Andreas Dicke: Ich kann nur sagen, was ich getan habe. Ich habe bereits abgeschlossen. Man muss ja nicht gleich den teuersten Vertrag wählen, sondern sollte gucken, welche Ausbaustufe man tatsächlich benötigt.
Nico Schörmann: Und wer jetzt abschließt, spart sich später ja auch die Anschlusskosten von rund 800 Euro.