Bestwig. Der Verein Kultur Pur will in Bestwig neue Formate ausprobieren. Jetzt steht fest, wohin die Reise geht und was die Besucher dabei erwartet.

Der Verein Kultur Pur in Bestwig will in den kommenden Jahren neue Veranstaltungsformate ausprobieren. Sie sollen die traditionellen Kabarett- und Comedy-Programme des Vereins ergänzen. Bei seiner Jahreshauptversammlung beschlossen die 20 Aktiven darüber hinaus, an einem Wochenende in Klausur zu gehen und konkrete Ideen zu sammeln.

Einige Veranstaltungen stehen für 2023 und 2024 auch schon fest: Am Freitag, 8. September, kommt Tobias Mann mit seinem neuen Programm „Mann gegen Mann“. Der Kabarettist, Satiriker und Musiker stellt sich seinem ultimativen Endgegner. Das ist – Überraschung – er selbst. Die härtesten Diskussionen führt er mittlerweile nicht mehr über Facebook und Twitter, sondern in seinem tiefsten Inneren. Dabei zeigt sich: Jedes Selbstgespräch eskaliert und mündet in wüsten Beschimpfungen und Hasskommentaren, ohne Chance darauf, dass der User gesperrt wird.

Wiedersehen mit Carlos Garcia und Our Voices

Am Samstag, 4. November, gibt es ein Wiedersehen mit Carlos Garcia und Our Voices aus Hannover. 15 Mal waren die Hannoveraner bis zur Corona-Pandemie in Bestwig zu Gast und führten hier auf Einladung des Pastoralverbundes Meschede-Bestwig und Kultur Pur erfolgreich Gospelworkshops durch. Die wird es in dieser Form nicht mehr geben. Doch am 4. November ist ein Mitmachkonzert vorgesehen, zu dem die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der bisherigen Gospel-Wochenenden nachmittags schon zum Proben und Mitsingen eingeladen sind.

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Am Sonntag, 26. November, gibt es außerdem wieder ein Kindertheater für alle Kindergarten- und Grundschulkinder. Der Eintritt ist wie immer frei.

Und am Samstag, 16. Dezember, präsentiert Musikproduzent Uwe Müller in Kooperation mit Kultur Pur in der Mescheder Stadthalle den 24. „Weihnachtstraum“. Er verbindet Pop, Rock, Jazz und Traditionelles in einem großen Live-Konzert voller Emotion und Gefühl. Neben Jahrhunderte altem, aber neu arrangiertem Liedgut wie „Großer Gott wir loben Dich“ oder „Es kommt ein Schiff geladen“ erwarteten das Publikum eingängige, bekannte Weihnachtsohrwürmer wie „Hey Santa“, „Merry Christmas Everyone“ und „We are the world“. Knapp 20 Musikerinnen und Musiker werden dabei auf der Bühne stehen.

Der Vorstand von Kultur Pur wurde bei seiner Jahreshauptversammlung im Wesentlichen bestätigt: Schriftführer Ulrich Bock, Beisitzerin Britta Blanke, Beisitzer Manfred Heidbreder, die zweite Geschäftsführerin Cordula Barg, Vorsitzender Jan Frigger, Beisitzerin Ina Hillebrand, Kassenprüferin Thekla Bock-Weitershagen und Geschäftsführerin Angelika Pavan (von links).  Nicht im Bild: Der stellvertretende Vorsitzende Burkhard Föckeler und Kassenprüfer Ulrich Droste.
Der Vorstand von Kultur Pur wurde bei seiner Jahreshauptversammlung im Wesentlichen bestätigt: Schriftführer Ulrich Bock, Beisitzerin Britta Blanke, Beisitzer Manfred Heidbreder, die zweite Geschäftsführerin Cordula Barg, Vorsitzender Jan Frigger, Beisitzerin Ina Hillebrand, Kassenprüferin Thekla Bock-Weitershagen und Geschäftsführerin Angelika Pavan (von links). Nicht im Bild: Der stellvertretende Vorsitzende Burkhard Föckeler und Kassenprüfer Ulrich Droste. © Raphael Pavan | Kultur Pur

Voraussichtlich im Frühjahr 2024 wird Frieda Braun aus Winterberg bei Kultur Pur die Premiere ihres neuen Kabarett-Programms geben. Und im September 2024 ist bereits ein neues Gastspiel der Götz Alsmann-Band im Sauerland geplant.

„Somit haben wir schon wieder eine ganze Reihe an Höhepunkten feststehen“, freut sich der bei der Jahreshauptversammlung wiedergewählte Vorsitzende Jan Frigger. Drumherum soll es aber auch andere Veranstaltungen geben. Neu könnten zum Beispiel das Angebot einer Zaubershow oder ein Poetry Slam sein. Zudem will der Verein jüngere Künstlerinnen und Künstler ansprechen, die bislang noch nicht in Bestwig waren. Und er will alte Formate wiederbeleben. Dazu könnten ein kulinarischer Abend mit Menü und Musik im Rathaussaal, Autorenlesungen oder sogar ein klassisches Harfenkonzert gehören.

Schwierig für das Sauerland zu gewinnen

„Schon vor der Corona-Zeit hatte sich gezeigt, dass unser Publikum älter wird - ebenso wie viele der Künstler, die wir dank jahrzehntelanger, guter Verbindungen immer wieder neu für uns gewonnen haben“, sagt Jan Frigger. Aber die Generation der Knebels, Schmicklers, Pispers, Schramms und Beckers, die gerne über 100 Bühnenauftritte im Jahr absolvierten, trete allmählich ab. Jüngere Künstlerinnen und Künstler desselben Formats seien schwieriger für das Sauerland zu gewinnen, weil sie wesentlich weniger Auftritte absolvieren. „Sie haben zum Teil eigene Fernsehsendungen und regelmäßige Podcasts, streamen ihre Programme und sind in Social Media-Kanälen aktiv“, erläutert Schriftführer Ulrich Bock. Daher beschränken sich viele bei ihrem Tourneeplan auf 40 oder 50 Auftritte in größeren Städten und Hallen mit mehr als 1000 Plätzen.

Neuer Trend

Zwar hat der Verein auch im vergangenen Jahrzehnt weitere Künstler für Bestwig gewonnen - wie Sebastian Puffpaff, Christian Ehring oder Christine Prayon. Aber bei den Newcomern wie Hazel Brugger, Sarah Bosetti oder Till Reiners sei ein Arrangement sehr viel schwieriger. Andere wie Meltem Kaptan, Fabian Köster oder Martina Hill hätten sogar gar keine Bühnenprogramme mehr. Das sei ein neuer Trend. Diese Künstlerinnen und Künstler erreichten ihr Publikum auf anderen Wegen. „Wir müssen also intensiver suchen und vielleicht auch auf Entdeckungsreise gehen. Großartige Künstlerinnen und Künstler, die wir engagieren können, gibt es natürlich genug. Wir werden die richtigen finden“, ist Ulrich Bock überzeugt.

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Außerdem sei bei den Veranstaltungen seit Sommer 2022 zu beobachten gewesen, dass das Publikum nach der Corona-Zeit nicht in derselben Breite in die Säle zurückkehrt. „Und viele entscheiden sich erst viel kurzfristiger zum Kartenkauf“, stellt der zweite Vorsitzender Burkhard Föckeler fest. Stagnierte der vor dem Auftritt von Herbert Knebels Affentheater im Januar 2023 zum Beispiel während der Vorweihnachtszeit, nahm die Nachfrage Anfang des Jahres rasant zu. Da hatte der Verein aber schon entschieden, die Veranstaltung von der Velmeder Schützenhalle ins Rathaus zu verlegen.

Entwicklung als Herausforderung

„Wir sehen diese neuen Entwicklungen als Herausforderung“, betont Jan Frigger. Die habe es auch in den vergangenen 34 Jahren von Kultur Pur immer wieder gegeben. Und der Verein habe sie jedesmal gemeistert. Wichtig seien dabei nicht unbedingt die Besucherzahlen. Kultur Pur freue sich genauso, wenn man bei Lesungen oder Konzerten mal ein kleineres Publikum erfreut. Der Vereinsvorsitzende erklärt: „Für frische Ideen sind wir dankbar. Auch für neue Leute, die mitmachen wollen. Wer Lust hat, kann sich bei uns melden und uns einfach mal bei einer Veranstaltung hinter der Bühne kennenlernen. “

Kontingent kostenloser Karten

Eine Neuerung will der Verein schon ab Herbst umsetzen: Da die Veranstaltungen nicht preiswerter werden und es auf der anderen Seite immer mehr Menschen gibt, die sie sich solche Eintrittskarten nicht leisten können, beabsichtigt Kultur Pur für jeden Termin ein kleines Kontingent an Karten zurückzustellen, das für diese Interessierten kostenlos zur Verfügung steht. Näheres will der Verein noch bekannt geben.

  • Der Verein Kultur Pur ist mit rund 160 Mitgliedern einer der größten Kulturvereine im Sauerland. Er besteht seit 34 Jahren. Gegründet vor allem zur Förderung heimischer Künstlerinnen und Künstler, änderte sich die Ausrichtung schon in den ersten Jahren, indem Kultur Pur auch selbst prominente Kabarettisten und Musiker ins Sauerland holte und das Kulturleben auf diese Weise belebte. Im Gästebuch stehen fast alle großen Namen der Kabarett- und Comedyszene der vergangenen Jahrzehnte: von Dirk Bach, Hanns-Dieter Hüsch, den Missfits oder Dieter Nuhr bis zu Hagen Rether, Thorsten Sträter, Rocktheater Nachtschicht oder Herbert Knebels Affentheater. Hinzu kommen außergewöhnliche Musiker wie der australische Gitarrist Tommy Emmanuel oder die Götz Alsmann-Band.