Meschede. Wer schnelles Internet will, hat jetzt die Chance in Meschede Glasfaser zu bekommen. Warum die Zahl 33 Prozent dabei wichtig sein kann.

„Post aus der Zukunft“ haben in den vergangenen Tagen viele Haushalte in Meschede verbunden mit einem Brief des Bürgermeisters erhalten. Kostenlos werde Glasfaser, extrem schnelles Internet, ins Haus gelegt, heißt es da. Warum das nicht ganz stimmt und warum die Zahl 33 Prozent dabei ein magisches Ziel ist.

Wer plant den Ausbau?

Zwei Unternehmen planen den Glasfaser-Ausbau in Meschede, privatwirtschaftlich in die Hand zu nehmen: die Deutsche Glasfaser Holding GmbH mit Sitz in Borken und das Unternehmen GlasfaserPlus, ein Joint Venture, ein Zusammenschluss von Telekom und IFM Global Infrastructure Fund mit Sitz in Köln.

 Glasfaserkabel liegen auf einer Baustelle. Auch Meschede soll jetzt das schnelle Internet erhalten.
Glasfaserkabel liegen auf einer Baustelle. Auch Meschede soll jetzt das schnelle Internet erhalten. © dpa | Sina Schuldt

Wie und warum unterstützt das die Stadt?

Die Stadt und explizit der Bürgermeister in seinem Anschreiben unterstützen dieses Vorhaben, weil man eine möglichst weitgehende Abdeckung des Stadtgebietes mit der Zukunftstechnologie erreichen will. Es handelt sich dabei, das betont Stadtpressesprecher Jörg Frühling, „ausschließlich um Erklärungen, nicht aber um Verträge“.

Wo wird ausgebaut?

In manchen Gebieten der Stadt plant nur eins der beiden Unternehmen den Ausbau. Dort gab es laut Fröhling nur einen Brief des Bürgermeisters, in anderen, dazu gehören Freienohl und Wennemen, sind beide am Start - dort gab es zwei Schreiben. Einen echten Wettbewerb gibt es nur dort.

Was kostet das jetzt?

Beide Unternehmen legen kostenlos Glasfaser bis zur Haustür, wenn - und das ist wichtig - sich die Eigentümer verpflichten für die kommenden zwei Jahre auch einen Vertrag abzuschließen. Bei der Deutschen Glasfaser muss dies direkt dort erfolgen. Die monatlichen Kosten liegen dann je nach Up- und Download-Geschwindkeit bei 25 Euro pro Monat im ersten und von 50 bis 120 Euro im Monat ab dem zweiten Jahr - für dann aber sehr schnelle 1000 Mbit/s (Megabit pro Sekunde) im Download und 500 Mbit/s im Upload.

Wenn der Ausbau über GlasfaserPlus geschieht, sind Verträge grundsätzlich bei angeschlossenen Unternehmen, wie Telekom, Telefonica, 1&1 oder zum Beispiel Vodafone, möglich. In Meschede allerdings geht das bisher nur über die Telekom. Maik Exner, Pressesprecher der Telekom, betont, dass die Kosten sich dort in gleicher Höhe bewegen würden wie beim bisherigen DSL-Vertrag.

Bei beiden Unternehmen bindet man sich für festgelegte Zeiträume, zwei Jahre sind das bei der Deutschen Glasfaser, und kann dann den Vertragspartner wechseln, Open Access heißt das. Allerdings ist das nur zu bestehenden Partnern möglich. Ein Wechsel zwischen Telekom und Deutsche Glasfaser ist - als direkte Konkurrenz - laut Exner nicht vereinbart.

Was kostet das später?

Auch später noch kann man sich den Glasfaseranschluss legen lassen - vorausgesetzt, es kommt ein Grundausbau zustande. Dann allerdings wird es teurer - bei Glasfaserplus kostet das dann rund 800 Euro, bei der deutschen Glasfaser 750 Euro.

>>>Lesen Sie auch: Fahrverbot: Ärger um missglückten Aprilscherz in Meschede <<<

Wer braucht Glasfaser?

Auf Dauer ist Glasfaser die Technologie der Zukunft, da sind sich die Experten einig und wer jetzt eine DSL-Leitung hat, profitiert deutlich vom schnelleren Internet. Wer allerdings bisher einen Kabelanschluss hat, kommt wahrscheinlich auch noch auf Jahre mit der angebotenen Internetgeschwindigkeit aus. Allerdings und das haben in der Vergangenheit Kabelkunden immer mal wieder erfahren, ist das Kabelnetz auch in Meschede schon älter und insgesamt störungsanfällig.

Lesen Sie auch: Im Briloner Stadtrat wird der Ausbau intensiv diskutiert<<<

Was bedeuten die 33 Prozent?

Die Deutsche Glasfaser verlegt die neuen Leitungen nur, wenn es sich für sie wirtschaftlich darstellen lässt. „Dazu benötigen wir“, so erklärt Dennis Slobodian, Pressesprecher der Deutschen Glasfaser, „bis zum 22. Juli, eine Zusage von rund 33 Prozent der anvisierten rund 10.000 Haushalte.“ Zusage heiße in diesem Fall erstmal eine „Absichtserklärung“, erläutert er. „Wir machen jetzt erst die Nachfragebündelung“, das sei im Grund ein Vorvertrag. „Erst wenn die Ausbau-Entscheidung getroffen wird, gibt es den rechtlich bindenden Vertragsabschluss mit den Kunden.“ Und dann könnten diese auch noch zwei Wochen von ihrem gesetzliche Widerspruchsrecht Gebrauch machen. Seit dem 1. April kann man auf der Seite Deutsche-glasfaser.de/netzausbau/nordrhein-westfalen/hochsauerlandkreis/ auch verfolgen, wie weit das Unternehmen an die 33 Prozent in Meschede und beispielsweise in Brilon herangekommen ist. „Das wird jeden Freitag aktualisiert“, erläutert Slobodian.

GlasfaserPlus verzichtet übrigens auf diese Nachfragebündelung. „Dort gebe es keine festgelegte Zahl an Zusagen, bevor der Ausbau kommt, erklärt Pressesprecherin Felicitas van Daalen. Das sei ein wichtige Unterschied.

Bis wann kommt die neue Technologie?

In der Mescheder Kernstadt hat der Ausbau über GlasfaserPlus bereits begonnen. 50 Prozent aller Mescheder Haushalte seien fürs nächste Jahr fest eingeplant, so die Pressestelle. Daneben prüfe man intensiv die wirtschaftlichen Optionen für den Ausbau der restlichen Haushalte.

Die Deutsche Glasfaser spricht von ein bis zwei Jahren, sobald die Nachfragebündelung im Juli abgeschlossen ist. Allerdings könnten da natürlich auch noch Materialengpässe und Personalmangel Probleme bereiten, schränkt Slobodian ein.

Hintergrund

In manchen Gebieten müssen sich Endkunden übrigens nicht zu einem Vertragsabschluss verpflichten. Da treibt die Telekom den Ausbau FTTH (Fiber To THE Home - Glasfaser bis ins Haus) kostenlos voran. Für Meschede ist das aber nicht vorgesehen.

Telekom-Pressesprecher Exner: „Wir bauen hier in Meschede nicht selbst aus, weil bei Ihnen GlasfaserPlus baut.“ Aber bei Buchung eines Telekom-Tarifs, auf der Infrastruktur der GlasfaserPlus, erhalten Interessierte den Anschluss der GlasfaserPlus kostenlos. Der Grund: Man könne nicht überall sein.