Lüdingheim. Immer mehr Gartenbesitzer schwören auf Schafwolle vom Ricken Hof aus Lüdingheim. Warum sich für sie ein Besuch auf dem Hof lohnen kann.
Es gibt nur noch wenige Landwirte, die so viele Schafe halten, wie Norbert Schulte auf seinem Ricken Hof in Lüdingheim. Rund 250 Tiere stehen im Stall und auf den großen Wiesen, die zum Hof gehören. Rund eine Tonne Wolle kommt Jahr für Jahr dabei heraus, wenn die polnische Scherkolonne in den Sommermonaten mit ihrer Arbeit fertig ist. Begehrt ist die Wolle inzwischen auch bei vielen Gartenbesitzern - daher hat Familie Schulte entsprechend reagiert: Den größten Teil der Wolle holt zwar immer noch ein französischer Händler ab, um sie an die Textilindustrie zu veräußern. 100 Kilo der begehrten Wolle aber bleiben angesichts der steigenden Nachfrage auf dem Hof, um damit Gartenbesitzer glücklich zu machen.
>>> Lesen Sie auch: Beschlossen: Eslohe bekommt eine eigene Stellplatzsatzung <<<
Sie nutzen die Wolle, um damit ihre Beete zu düngen, als Wasserspeicher und um ihre Pflanzen zu schützen. „Nachhaltiger geht es kaum“, sagt Anne Schulte. Schafwolle sei ein wertvoller Naturdünger - und zudem noch preiswert. Etwa fünf Kilo passen in einen großen Müllsack. Zu haben ist er bereits für wenige Euro. Grundsätzlich könne man die Wolle zwar auch zu Pellets aufbereiten, weil sie dann im Garten bequemer zu handhaben ist, sagt Anne Schulte. Weil das dann aber eben nicht mehr so nachhaltig sei, habe man sich bewusst gegen eine Weiterverarbeitung entschieden. Zumal Pellets dann auch direkt wieder teurer wären.
Der Einsatz ist denkbar einfach
Während die zum Teil verschmutzte Wolle der Beine und der Bauchseite in der Textilindustrie unbeliebt ist und aussortiert wird, ist genau sie es, die bei den Gartenbesitzern besonders begehrt ist. Die ungewaschene und mit Wollfetten behaftete Schafwolle ist perfekt zum Düngen - im Idealfall sogar noch mit anhaftendem Mist, schließlich liefert er weitere Nährstoffe. Und das Beste: „Für Schafwolldünger muss kein Tier sterben oder leiden“, betont Norbert Schulte. Die Schafwolle sei in vielen Fällen sogar ein Abfallprodukt, das sonst entsorgt werden müsste.
Der Einsatz der Wolle im Garten ist denkbar einfach: Sie muss vor dem Ausbringen lediglich zerrupft und anschließend ins Beet eingearbeitet werden - zum einen, damit sie bei Wind nicht fortweht, zum anderen aber auch, damit sie im Boden zersetzt werden kann.
Positiver Nebeneffekt: Die Schafwolle hält auch Schnecken fern. Viele Jäger und Weihnachtsbaumproduzenten schwören inzwischen ebenfalls auf die natürliche Schafwolle. „Sie setzen sie ein, um damit ihre Pflanzen vor Wildverbiss zu schützen“, weiß Anne Schulte. Und auch auf Friedhöfen kommt die Wolle der Lüdingheimer Schafe inzwischen zum Einsatz. Dort hält sie Rehe davon ab, sich über die frisch gepflanzten Blumen auf den Gräbern herzumachen.
Auch bei Husten und Halsschmerzen
Auf die Idee, ihre Wolle auch bei Gartenbesitzern zu vermarkten, war Familie Schulte nach einem Gespräch mit einem der Schafscherer gekommen. Er hatte sich gewundert, dass um die Pflanzen auf dem Hof keine Wolle liegt. „Tja, und dann haben wir es selbst ausprobiert und waren begeistert“, sagt Anne Schulte und lacht.
Rund 40 Säcke mit Wolle haben auf dem Ricken Hof im vergangenen Jahr den Besitzer gewechselt. Tendenz steigend - eben auch, weil die Nachhaltigkeit im Bewusstsein der Menschen eine immer größere Rolle spielt. „Einsetzen lässt sich die Wolle übrigens auch hervorragend bei Husten und Halsschmerzen“, sagt Anne Schulte. In ein Stofftuch gewickelt und auf die Brust gelegt, gelangen die entzündungshemmenden Wirkstoffe an die gereizten Stellen im Hals.
Seit Herbst 2021 gibt es auf Ricken Hof außerdem auch Lammfelle. Hier war es ein befreundeter Schäfer, der die Familie Schulte auf die Idee brachte, zumindest einen Teil der Felle der geschlachteten Tiere zum Gerben zu geben und sie anschließend zu verkaufen. Und auch hier steigt die Nachfrage. „Natürlich ist ein echtes Lammfell etwas kostspieliger als ein Kunstfell“, betont Anne Schulte. Dafür sei es aber zum einen „Made in Lüdingheim“ und eben nicht „Made in China“.
Individuelle Farbe und individuelle Form
Und außerdem habe ein echtes Lammfell deutliche Vorteile. Es sei pflegeleichter und vor allem auch deutlich wärmer. Nicht wenige der Lüdingheimer Lammfelle liegen deshalb inzwischen in Kinderwagen, auf Sofas oder Gartenbänken. „Wir hatten sogar schon eine Kundin, die eine ganze Sitzgarnitur mit Fellen ausgestattet hat“, sagt Anne Schulte.
Dabei schätzen viele der Kundinnen und Kunden vor allem auch die Individualität. Ganz anders als bei Kunstfellen von der Stange sieht keines der Lüdingheimer Felle aus wie das andere. Da gehört auch mal eine dunkle oder helle Stelle dazu. Die individuelle Farbe und auch die individuelle Form sei genau das, was ein echtes Naturprodukt ausmache, weiß Norbert Schulte.
- Wer sich für Schafwolle oder Lammfelle „Made in Lüdingheim“ interessiert, kann sich mit dem Ricken Hof in Verbindung setzen. „Wolle ist eigentlich immer da. Weil sie aber eingelagert ist, kann es eine Weile dauern, den Verkauf vorzubereiten“, sagt Norbert Schulte. Daher sei es sinnvoll, sich vor dem Kauf kurz telefonisch unter 0160/95177730 oder per Mail an hofricken@gmail.com zu wenden. Das verkürze die Wartezeit.