Lüdingheim. Wilhelm Schulte ist zwölf Jahre alt und schon ein tüchtiger Geschäftsmann. Auf dem Ricken Hof in Lüdingheim hat er seine eigene Gänseherde.
Schnatternd watscheln die Gänse im Pulk über die saftig grüne Wiese in Lüdingheim. Der Hopser durch den plätschernden Kränzgenbach stellt für sie ebenso wenig ein Hindernis dar, wie für den zwölfjährigen Wilhelm Schulte. Er folgt der Gänseherde im Laufschritt. Auch, wenn sich die Tiere partout nicht zum Gruppenfoto formieren wollen: Sie sind Wilhelm Schultes ganzer Stolz. Schließlich ist es seine eigene Herde, um die er sich auf dem Ricken Hof von Mama Anne und Papa Norbert liebevoll kümmert.
Dabei stehen die Zeichen langsam aber sicher schon wieder auf Abschied, denn zu St. Martin und im Advent sind seine Gänse als Delikatesse schwer gefragt. Für den Zwölfjährigen ist es bereits das zweite Saisongeschäft, das nun kurz bevorsteht. Im vergangenen Jahr hat er 25 Gänse verkauft. In diesem Jahr sollen es noch mehr werden. Schließlich hat sich die Begeisterung seiner Kunden ordentlich herumgesprochen.
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Geplant war das Geschäft mit den Gänsen auf dem Ricken Hof eigentlich nie. Bis zu jenem Tag, als Wilhelm mit seinem Papa zum Schafe kaufen bei einem anderen Landwirt war. „Der hatte Gänse und wollte sie los werden“, berichtet Wilhelm. Damit stand der Geburtstagswunsch fest: ein Gänsepärchen. „Der blieb zugange mit den Gänsen“, sagt Norbert Schulte in bestem Sauerländisch und lacht. Tja, und wie liebende Eltern so sind, holte Papa Norbert am Vorabend von Wilhelms neuntem Geburtstag heimlich das Gänsepärchen ab und bescherte dem Sprössling damit eine Riesen-Geburtstagsfreude. Was niemand ahnen konnte: Die beiden Tiere waren beim besten Willen nicht zum Brüten zu bewegen. Selbst mit den Eiern in der Brutmaschine war nichts zu machen. Der Nachwuchs blieb aus. Zumindest vorerst!
Das erste Gänsepärchen hat zwar bis heute keinen Nachwuchs bekommen. Damit Wilhelm aber sieht, wie Gänse heranwachsen und groß werden, zogen kurzerhand vier kleine Gössel auf dem Ricken Hof ein. Und ein neues Gänsepärchen brachte schließlich den gewünschten Erfolg: Die ersten 15 Gänseküken schlüpften auf dem Ricken Hof. Tja, und so nahm das Ganze dann seinen Lauf. Inzwischen besteht die Herde des Zwölfjährigen aus rund 50 Tieren.
„Es sind ja meine Tiere“
Die damit verbundene Arbeit erledigt er fast allein. Nur das morgendliche Füttern übernimmt Papa Norbert. Zumindest von montags bis freitags. Schließlich muss Wilhelm ja zur Schule. In den Ferien und an den Wochenenden muss und will er aber selbst ran. „Es sind ja meine Tiere“, sagt er stolz und verantwortungsbewusst. Viel Arbeit macht die Herde zwar nicht. Aber ein bisschen dann eben doch. Da wäre das Füttern. Der Stall muss sauber gehalten werden. Die Tiere müssen morgens raus auf die Weide und abends wieder rein. Letztlich müsse man natürlich auch immer einen Blick dafür haben, ob es den Gänsen gut geht, sagt Norbert Schulte. Und eben diesen Blick hat Wilhelm mit seinen zwölf Jahren. „Es kommt zum Beispiel schonmal vor, dass eine von den Gänsen humpelt“, sagt er. Meistens reiche es dann aber, wenn man sie mal für ein bis zwei Tage im Stall lasse.
Vermarktung übernimmt Mama Anne
Die Vermarktung von Wilhelms Gänsen übernimmt Mama Anne - unter anderem über Facebook, WhatsApp und Instagram. Nach dem erfolgreichen vergangenen Jahr liegen bereits die ersten Anfragen für die bevorstehende Saison vor. „Die ersten Tiere sind schon reserviert“, sagt Wilhelm.
Auch, wenn sich Papa Norbert ums Schlachten und Rupfen der Tiere kümmert: Den Verkaufserlös darf der Zwölfjährige komplett behalten. Wie viel das ist? Wilhelm lächelt verlegen. „Geschäftsgeheimnis“, sagt der Papa und lacht. Mit seiner eigenen Herde ist Nachwuchslandwirt Wilhelm jedenfalls bereits ein tüchtiger Geschäftsmann. Die Ausgaben fürs Futter und die Einnahmen für die Gänse hat der Zwölfjährige stets im Blick. Was am Ende übrig bleibt, landet auf dem Taschengeldkonto. Schließlich steht in ein paar Jahren der Führerschein an.
So stolz, wie Wilhelm auf seine Gänseherde ist, so stolz sind die beiden Eltern auf ihren geschäftstüchtigen Sohn. „Er macht das wirklich toll und sehr gewissenhaft“, sagen sie.
- Gekümmert wird sich auf dem Ricken Hof übrigens nicht nur um die eigenen Tiere. Der Hof ist im Sommer vom Naturschutzbund NABU zum schwalbenfreundlichen Haus zertifiziert worden. Rund 30 Nester hat Norbert Schulte auf seinem Hof gezählt.
- Auf Facebook ist der Hof der Familie Schulte unter „Ricken Hof“ zu finden. Über Facebook ist auch eine Kontaktaufnahme möglich. Telefonisch ist die Familie für Gänsebestellungen unter 0160/95177730 zu erreichen. Auch per Mail sind Bestellungen möglich. Die Adresse lautet hofricken@gmail.com.