Meschede. Die Scharlach-Zahlen bei Kindern steigen im Hochsauerlandkreis deutlich an. Was Eltern jetzt beachten müssen.

Knallrote Lippen, eine Himbeerzunge, Halsschmerzen und Ausschlag am Körper - das alles sind Zeichen für eine Scharlach-Infektion. Aktuell scheint die Erkrankung in Kitas und Schule zu grassieren. Dr. Klaus Schmidt, Leiter des Kreisgesundheitsamtes in Meschede, ordnet die Zahlen und das Geschehen ein.

Eltern sind meldepflichtig

Eltern müssen ein an Scharlach erkranktes Kind der Kita oder der Schule melden - diese informiert dann das Kreisgesundheitsamt. Im ganzen Jahr 2022 gab es dort nur 94 Scharlachmeldungen. Die Zahlen steigen aktuell deutlich: Bis Ende Februar waren es bereits 159.

Für Dr. Klaus Schmidt ist das trotzdem kein Grund zur Aufregung. „Die erhöhten Zahlen sind typisch für die Jahreszeit“, sagt der Mediziner. Man könne daher keinesfalls die hohen Fallzahlen der ersten zwei Monate auf das Jahr hochrechnen. Es könne nämlich durchaus sein, dass die Welle schon bald beendet sei und kaum weiter Fälle dazu kämen.

Vergleich zu den Pandemie-Jahren

„Und im Vergleich zu den letzten Jahren muss man berücksichtigen, dass wir da noch voll in der Pandemie steckten, viele waren erkrankt und alle trugen Masken. Infektionen verbreiteten sich daher nicht so schnell.“ Das sei jetzt wieder anders. Auch in den übrigen Pandemie-Jahren gab es daher nur geringe Fallzahlen: 2020 waren es nur 60 gemeldete Fälle, 2021 wurde dem Kreisgesundheitsamt sogar nur ein Scharlachfall gemeldet.

Im Ennepe-Ruhr-Kreis, wo die gemeldeten Scharlacherkrankungen im Vergleich zu den Vorjahren ähnlich stark gestiegen waren, rät die Amtsärztin Eltern indes zur erhöhter Wachsamkeit bei Atemwegsinfekten. Denn eine frühe Antibiotika-Gabe verkürzt auch den Krankheitsverlauf erheblich.

Die Symptome bei Scharlach

Scharlach gehört zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten im Kindesalter. Zu den Symptomen gehören entzündete Mandeln, Hautausschlag, gerötete Wangen und Blässe um den Mund sowie eine himbeerfarbene Zunge. Es kann zu Mund-, Fieber-, Kopf- und Halsschmerzen kommen. Bauchschmerzen und Erbrechen sind weitere mögliche Symptome. Bei Beschwerden, die auf Scharlach hindeuten, sollten sich Betroffene ärztlich untersuchen und beraten lassen.

Dr. Klaus Schmidt ist Leiter des Kreisgesundheitsamtes in Meschede.
Dr. Klaus Schmidt ist Leiter des Kreisgesundheitsamtes in Meschede. © WP | Ute Tolksdorf

Erkrankte Personen dürfen die Gemeinschaftseinrichtung nicht betreten. Um eine Antibiotika-Behandlung zur Vermeidung von Komplikationen kommt man dann meist nicht herum: Erfolgt diese, ist ein Patient bereits 24 Stunden später nicht mehr infektiös und darf auch wieder in die Kita oder Schule. Erfolgt bei leichten klinischen Symptomen im Ausnahmefall keine Antibiotika-Therapie, sollte die ärztliche Empfehlung zur Wiederzulassung erst nach Abklingen der Krankheitssymptome und einem negativen Rachenabstrich erfolgen. Eine Ansteckung ist dann bis zu drei Wochen möglich.

Auch Erwachsene können erkranken

Anders als bei anderen Kinderkrankheiten gibt es für Scharlach keine Impfung. Und da die Bakterien unterschiedliche Giftstoffe bilden, ist es möglich, mehrfach daran zu erkranken. Übertragen wird Scharlach meistens über feinste Speichel-Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten oder Niesen in die Luft gelangen und sich beim Einatmen an der Schleimhaut von Kontaktpersonen festsetzen.

Auch Erwachsene können erkranken. Unbehandelt, das heißt ohne Antibiotika, oder durch eine verkürzte Antibiotika-Einnahme kann Scharlach besonders bei ihnen zu einer ganzen Reihe an Komplikationen und Spätfolgen führen. Dazu zählen beispielsweise Gelenkbeschwerden (Polyarthritis), Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung (Endokarditis), Nierenschäden, Hirnhautentzündung (Meningitis) oder rheumatisches Fieber.

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Was hilft: Hände waschen

Um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten, sollte man nach Möglichkeit Kontakt zu Erkrankten meiden, die noch ansteckend sind und sich unbedingt regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen.

Die Entwicklung im Hochsauerland ist auch keine regionale Besonderheit. Das Robert-Koch-Institut meldet seit Ende 2022 einen steilen Anstieg für Nachweise von Streptokokken, die auch Scharlach verursachen. Zurückgeführt wird dieser zum einen auf den frühen Beginn und die weite Verbreitung von Atemwegserkrankungen durch verschiedene Viren, wie Inluenza oder RS-Viren. Zum anderen zeigten sich Nachholeffekte, da viele Menschen während der Corona-Beschränkungen keine ausreichende Immunität aufbauen konnten.