Meschede. Wo sich Erdwärme lohnt, zeigt die Geothermiekarte des HSK. Was ansonsten zu beachten ist, berichten Fachleute und ein Mescheder Bauherr.

Vier Jahre ist es jetzt her, dass Marcel Spork sich entschloss, Erdwärme für die Heizungsanlage seines Neubaus in Meschede zu nutzen. Bereut hat er es bis heute nicht.

„Damals brachte uns unsere Architektin Janine Kohnen auf die Idee“, berichtet Spork „Sie stellte auch den Kontakt zur Fachfirma her.“ Eine Vertragsfirma der KTM-Gebäudetechnik aus Bad Sassendorf rückte für einen Tag an die Nördeltstraße an, bohrte ein etwa 100 Meter tiefes senkrechtes Loch, legte zwei Schläuche für den Wasserkreislauf und verschloss alles wieder.

Das Potenzial von Geothermie - Erdwärme - im HSK.
Das Potenzial von Geothermie - Erdwärme - im HSK. © WP Meschede | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Erdwärme: Wasser-Glycol-Gemisch

Mit dem Anschluss an das Heizungssystem zirkuliert seitdem in einem geschlossenen System ein Wasser-Glykol-Gemisch, das sich automatisch in der Tiefe erwärmt. Diese Wärme - etwa 6 bis 7 Grad - wird an ein Kältemittel abgegeben, das bereits bei niedrigen Temperaturen verdampft. „Durch Druck wird die Temperatur des energiegeladenen Dampfes zusätzlich erhöht,“ erklärt Carsten Peters, Energieberater der Verbraucherberatung Arnsberg.

„Ähnlich wie beim Luftaufpumpen eines Fahrrads.“ Durch das Zusammendrücken der Luft wird das Ventil warm bis heiß. Nachdem die Energie an die Heizflächen und Warmwasserbereitung übergeben wurde, kühlt der Dampf ab und verflüssigt sich wieder. Anschließend kann das flüssige Kältemittel erneut thermische Energie aufnehmen. „Das Ganze funktioniert wie ein umgekehrter Kühlschrank.“

Verbrauch im Jahr: 4700 kWh

Marcel Spork ist bisher sehr zufrieden. Die Heizungsanlage wird - wie andere auch - einmal im Jahr von einer Fachfirma gewartet. „Ansonsten läuft sie einwandfrei.“ Seine Heizkosten stagnieren etwa in der Höhe, die er zuvor in der gemeinsamen Wohnung mit seiner Frau bezahlen musste. Heute heizt das Paar damit 175 Quadratmeter auf familienfreundliche Temperaturen, denn auch für zwei kleine Kinder soll es warm genug sein. Nur 4700 kWh braucht dafür die Wärmepumpe im Jahr. „Und unabhängig vom russischen Gas zu sein, war natürlich im vergangenen Jahr ein echter Vorteil.“

Marcel Spork heizt sein Haus über Geothermie. An der Rückseite setzte der Bohrer an - 100 Meter ging es in die Tiefe. 
Marcel Spork heizt sein Haus über Geothermie. An der Rückseite setzte der Bohrer an - 100 Meter ging es in die Tiefe.  © WP | Marcel Spork

Nachteile der Anlage

Die Nachteile: Auch diese Anlage braucht noch Strom, wenn auch nur wenig. Sie eignet sich nicht für jeden Bestandsbau. „Das Haus sollte gut gedämmt sein und am besten über Flächenheizungen - wie Fußboden- oder Wandheizungen oder gut dimensionierte Heizkörper verfügen“, erläutert KTM-Geschäftsführer Martin Kaiser. Und: Die Anschaffung ist teurer als eine normale Gasheizung.

„2016 haben wir rund 16.000 Euro für die Bohrung und noch einmal 16.000 Euro für die Heizungsanlage bezahlt“, erklärt Spork. Heute würde das laut Kaiser je nach Tiefe der Bohrung zusammen rund 38.000 Euro kosten: „Die Geothermie sollte aber noch laufen, wenn irgendwann eine neue Heizungsanlage nötig wird“, erklärt er. „Und für Bestandsbauten gibt es auch Förderungen.“

Ampelkarte Geothermie des HSK

Doch: Nicht überall in Meschede ist eine solche Anlage möglich. Wo, das zeigt die so genannte Ampelkarte Geothermie des Hochsauerlandkreises, in der man relativ genau - wenn auch nicht grundstücksscharf - nachsehen kann, ob das eigene Grundstück voraussichtlich geeignet ist. Annette Altenbockum ist beim HSK die Fachfrau fürs Thema. Sie berät Bürger und bei ihr müssen auch die Anträge auf die Geothermie-Bohrung gestellt werden.

Bauherren brauchen eine so genannte wasserrechtliche Erlaubnis. Meist erledigen das die Fachfirmen. „100 Anträge sind es aktuell pro Jahr“, weiß die Expertin. „Meist sind es Anträge privater Bauherren für Ein- oder Zweifamilienhäuser, aber auch im gewerblichen Sektor nimmt die Nachfrage zu.“

Nachdem das Bohrloch wieder verschlossen worden  war, blieb nur diese Ausstülpung zu sehen. Die Anschlüsse landen im Keller.
Nachdem das Bohrloch wieder verschlossen worden war, blieb nur diese Ausstülpung zu sehen. Die Anschlüsse landen im Keller. © WP | Privat

Zahl der Erdwärme-Anlagen im HSK

1600 Anlagen gibt es bisher im HSK. Seit 2019 hat der Bedarf auch für Bestandsgebäude spürbar angezogen. „Da ist offenbar vieles möglich, mittlerweile sind auch Häuser darunter, die 100 Jahre und älter sind.“

Dass sie einen Antrag ablehnen muss, komme so gut wie nie vor, erklärt Annette Altenbockum. „Das liegt an den guten Vorgesprächen mit den ausführenden Bohrfirmen.“ Nur zwei zertifizierte Bohrfirmen für Geothermie gibt es im HSK, etwa ein Dutzend sind aus Nachbarkreisen regelmäßig in der Region im Einsatz.

Geothermiestelle des HSK

An die Geothermiestelle des HSK wenden sich auch Bauherren für eine erste Vorabinformation. Sie wollen meist wissen, welche Förderungen es gibt, suchen allgemeine Infos zu Wärmepumpen und wollen geklärt haben, ob ihr Grundstück voraussichtlich für Geothermie geeignet ist.

>>>Lesen Sie auch: Wie groß ist die Gefahr im HSK ist, Opfer einer Straftat zu werden. Und welche Gefahren gibt es?<<<

Und dafür sehen die Voraussetzungen im HSK gar nicht so schlecht aus. Nur wenn die Ampelkarte Rot zeigt, meist ist das in Wasserschutzgebieten der Fall, ist Geothermie ausgeschlossen. Altenbockum: „Auch bei gelber oder brauner Markierung, dort ist Geothermie unter Einschränkungen möglich, lohnt sich die Nachfrage.“

Und warum das umfangreiche Antragsverfahren? Ganz einfach: „Wird Geothermie fachgerecht ausgeführt, ist das alles kein Problem, aber natürlich kann man bei Bohrungen auch auf Grundwasser stoßen und das ist nun mal ein kostbares Gut - hier gilt es bereits im Vorfeld mögliche Risiken auszuschließen, um eine nachteilige Veränderung des Grundwassers zu vermeiden“, betont die Fachfrau.

>>>Lesen Sie auch: Das will die neue Standortleiterin im Walburga-Krankenhaus für Meschede erreichen<<<

Hintergrund

Auf der Ampelkarte Geothermie des HSK kann man einen kostenlosen Standortcheck zur Erlaubnisfähigkeit eines Erdwärmevorhabens durchführen.

Erste Erklärungen, Anträge zum Download von Formularen und weiterführende Links zum Thema findet man unter dem Stichwort Geothermie auf der Seite des HSK. Hier:Bürger zahlen für die wasserrechtliche Erlaubnis rund 200 Euro.

Fragen zum Thema beantwortet Annette Altenbockum unter Tel. 0291 / 94-1607 und per Mail: geothermie@hochsauerlandkreis.de.

Der Energieberater der Verbraucherberatung Arnsberg Carsten Peters ist erreichbar unter 02932-51097-05 und per Mail: arnsberg.energie@verbraucherzentrale.nrw