Meschede. Energiespar-Experte Carsten Peters von der Verbraucherzentrale im HSK verrät, welche Umbau-Maßnahmen finanziell wirklich Sinn machen.
Beratungstermine bei der Verbraucherzentrale im Hochsauerlandkreis sind auf Monate im Voraus ausgebucht. Die Folgen der Corona-Pandemie sowie des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wirken sich auch auf die Energiekosten in den lokalen Haushalten aus. Umso mehr werden bei Energieberater Carsten Peters aktuell Beratungen zu möglichen Umbau-Maßnahmen nachgefragt. Der Energiespar-Experte erklärt, welche Maßnahmen mit höherem Investitionsaufwand ergriffen werden können, um steigende Energiepreise auch langfristig zu deckeln.
Balkonkraftwerk
Als eine der vergleichsweise kostengünstigeren Investitionen nennt der Berater der Verbraucherzentrale im HSK das sogenannte „Balkonkraftwerk“ – Ein Solarpanel also, das am heimischen Balkon oder auf der Terrasse platziert werden kann und dort Energie erzeugt. „Ein solches Solarpanel kann je nach Lage der Wohnung durchaus Sinn machen. Diese Vorrichtungen sind zwar auf 600 Watt Leistung begrenzt, wenn ich mir zum Beispiel aber zwei solcher Geräte an den Balkon hänge, kann ich schon so zwischen 200 und 300 Kilowattstunden Strom übers Jahr erzeugen“, erklärt Peters.
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Bedeutet: Bei einem durchschnittlichen Strompreis von 0,32 Euro pro Kilowattstunde Strom erzeugt ein solches Balkonkraftwerk Strom im Wert von 64 bis 96 Euro im Jahr. Bei Anschaffungskosten pro Panel von rund 500 Euro plus Installationskosten von bis zu 200 Euro kann sich ein solches Mini-Kraftwerk also schon ab wenigen Jahren rentieren.
Um den Strom auch ins eigene Netz einzuspeisen, bedarf es dann jedoch eines entsprechenden Steckers. zudem müssen am Sicherungskasten Veränderungen vorgenommen werden, damit das Balkonkraftwerk funktioniert – und auch wirklich Kosten spart, statt welche zu verursachen. Hinzu kommt, dass solche Anlagen bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden müssen. „Wir von der Verbraucherzentrale klagen auch und bemängeln, dass es zu hohe bürokratische Hürden für die Installation solcher Anlagen gibt. Man muss sich für die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur schon Zeit nehmen und alles genau durchgehen. Das ist nicht mal eben nebenher gemacht“, erklärt Verbraucherschützer Peters.
Holzofen
Ein weiterer Aspekt der unabhängigen Energieversorgung ist der Einbau eines Holzofens. Immer mehr Leute wollen sich durch den Einbau einer solchen Anlage unabhängig von stark schwankenden Öl- und Gaspreisen machen. Das stellt auch Carsten Peters fest. Bei allen Vorteilen, die ein mindestens 5.000 Euro teuerer Holzofen hinsichtlich der Unabhängigkeit auch bietet: Der Energiespar-Experte warnt: „Den Einbau eines Holzofens würde ich mir sehr gut überlegen.“
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Als Gründe für seine Bedenken nennt er einerseits die fehlende Praktikabilität: „Man muss schon sagen, dass es schwierig ist, einen solchen Holzofen zu betreiben. Erstmal muss ich überhaupt genug Platz haben, um das Holz trocknen zu können. Wenn ich das habe, muss ich genau darauf achten, wie ich die Holzscheite in den Ofen einlege, damit kein Feinstaub entsteht und der Ofen nicht zur Umweltbelastung wird. Und dann habe ich immer noch das Problem, dass ich die Temperatur eines Holzofens nicht einstellen kann. Wenn der heizt, heizt der erstmal.“
Es gibt zwar die Möglichkeit, den Holzofen mit der Heizung zu verbinden und so ließen sich laut Peters im Idealfall bis zu 60 Prozent Heizkosten einsparen, eine Empfehlung für den Einbau gibt es jedoch nur bedingt: „Der Umgang mit einem Holzofen ist schwierig und sehr intensiv vom Aufwand her“, erklärt der Experte.
Pelletofen
Als eine bessere Option sieht Peters da schon den Einbau eines Pelletofens. Dieser erfüllt hinsichtlich seiner Unabhängigkeit einen ähnlichen Zweck wie der Holzofen, ist jedoch in Bezug auf die Praktikabilität dem Vorgänger einen deutlichen Schritt voraus. „So ein Pelletofen macht schon mehr Sinn. Auch hier brauche ich genug Platz im Haus, um eine ganze Jahresration Holzpellets zu bevorraten, jedoch habe ich nicht den hohen Aufwand, den ich bei einem Holzofen habe. Ein Pelletofen legt die Pellets selbstständig nach, wenn die Raumtemperatur erhöht werden muss und ist einfach praktischer. Hier muss ich vielleicht alle drei bis vier Tage Pellets nachlegen.“
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Und auch der Umweltaspekt kommt bei einem Pelletofen eher zum Tragen: „Hinzu kommt, dass die Feinstaubbelastung durch einen solchen Ofen nicht so hoch ist wie durch einen Holzofen. Zudem kann man den Ofen auch an die Heizung anbinden, man kann Wassertaschen installieren, um überschüssige Energie zu speichern. Wenn man alles richtig macht, kann ein solcher Ofen ein bis zwei Räume heizen und dadurch bis zu 30 Prozent der Heizkosten einsparen“, erklärt Peters.
Mit allen Vorrichtungen wie den Wassertaschen und der Verbindung zur Heizung kostet eine solche Vorrichtung dann zwischen 8000 und 11.000 Euro. „Es gibt jedoch Förderungen. Von der BAFA kann man 35 Prozent Zuschuss für den Einbau einer solchen Anlage beantragen. Zudem gibt es 750 Euro vom Land NRW“, erklärt der Experte.
Solaranlage
Der „Klassiker“ unter den Energiespar-Maßnahmen ist wohl die Installation einer Photovoltaik-Anlage. Hier gilt laut Peters ein Prinzip: je mehr Strom ich verbrauche, desto höher ist auch die Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage. „Zudem gilt: Je größer die Anlage, desto besser. Ich kann zwar keine Renditen mehr mit einer solchen Anlage einfahren – diese Zeiten sind vorbei – aber wenn ich die richtige Lage habe und die Anlage richtig nutze, habe ich die Kosten nach rund 20 Jahren wieder drin“, so der Experte der Verbraucherzentrale.
Steigern lässt sich die Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaikanlage etwa durch den Anschluss eines E-Autos. „Wenn ich mein E-Auto zum Beispiel über die Anlage mit auflade, kann ich natürlich mehr Strom aus der Anlage nutzen und steigere dadurch die Wirtschaftlichkeit. Je mehr Strom ich mit einer PV-Anlage verbrauche, desto besser ist es fürs Portemonnaie“, erklärt Peters.