Meschede. Muss man im HSK Angst haben, dass die Tasche weggerissen wird oder dass man ein Messer im Rücken hat? Die Polizei nennt die echten Gefahren.
Es ist nicht der Überfall in der dunklen Unterführung, nicht der Taschendiebstahl und nicht mal der Wohnungseinbruch. Die größte Gefahr, im Hochsauerlandkreis Opfer einer Straftat zu werden, besteht bei Betrug und Täuschung im Internet. Das hat jetzt Thomas Vogt, Leiter der Direktion Kriminalität, bei der jährlichen Vorstellung der Zahlen für 2022 in Meschede deutlich gemacht. „Man muss keine Angst haben, im Hochsauerlandkreis mit einem Messer angegriffen zu werden oder dass einem die Handtasche weggerissen wird.“
Internet-Kriminalität
Aber die Internet-Kriminalität ist eine Größe und sie betrifft alle Altersstufen, alle Schichten und reicht vom Enkel-Trick über WhatsApp, über den klassischen E-Bay-Warenbetrug bis zum Cybergrooming, der Gefahr, dass sich ältere Täter im Internet an Kinder heranmachen.
Insgesamt ist die Kriminalität im HSK 2022 im Vergleich zum Jahr 2021 um 10,1 Prozent auf 12.890 Fälle gestiegen. Das müsse man nicht schön reden, sagte Landrat Dr. Karl Schneider, liege aber immerhin rund drei Prozent unter der Erhöhung im Land. Acht versuchte Tötungsdelikte gab es im Kreis, die alle aufgeklärt werden konnten.
Gewalt-Kriminalität
Die Gewaltkriminalität nahm insgesamt um 16,71 Prozent zu - ein Nachholeffekt nach Corona. „Die Maßnahmen wurde aufgehoben, Menschen sind wieder rausgegangen, sie haben gefeiert und Alkohol getrunken“, so Bunse. Die Zahl liege damit im Fünfjahresvergleich wieder so hoch wie vor der Pandemie. Insgesamt gehöre der HSK weiterhin zu den sichersten Kreisen in NRW, betonte er und nannte Vergleichszahlen: Bezogen auf die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner liegt der HSK bei 4984, NRW bei 7624 und der Kreis Hamm, „der ja gar nicht so weit weg liegt“, bei 9233.
Die Täter
Was man im HSK auch festhalten könne: „Wir haben keine signifikanten Auffälligkeiten beim Thema Ausländerkriminalität“, so Vogt Bei den 5662 ermittelten Tatverdächtigen handelte es sich in der Mehrzahl um Männer (77 Prozent). Die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen liegt bei 1333.
Jugendliche Täter
Erschreckend aber sei, dass von 455 Tatverdächtigen rund ein Drittel unter 21 Jahren ist. Bei Raubdelikten waren von 39 ermittelten Tatverdächtigen sogar fast die Hälfte unter 21 Jahren und bei Körperverletzungsdelikten - insgesamt waren das 376 Taten - auch rund ein Drittel. Was das bedeutet, ob Corona Jugendlichen geschadet hat, ob sie verlernt haben, Konflikte zu lösen, dazu konnten und wollten die Vertreter der Polizei keine klare Aussage treffen. Vogt: „Das bleibt eine subjektive Einschätzung.“
Automatensprengungen
Während manche Taten klar auf dem Rückzug seien, wie Wohnungseinbrüche oder Metalldiebstähle, verübt von osteuropäischen Banden, machten Automatensprengungen der Polizei Sorgen. Organisierte Kriminalität, hochprofessionelle Täter aus Holland seien das. „Wir sind da auf die Kooperation der regionalen Banken angewiesen“, sagte Thomas Vogt. Das laufe aber sehr gut, so sei in Arnsberg zuletzt ein sprengsicherer Automat aufgestellt worden, drei andere im Umkreis habe man dafür abbauen können. „Es geht ja auch immer darum, Anwohner zu schützen.“
Sexualstraftaten
Beim Thema Sexualstraftaten lenkte Julia Henneböle vom Bereich Kriminalprävention/Opferschutz den Blick auf Straftaten, die heute allein schon dadurch geschehen könnten, dass eine 13-Jährige und ein 16-Jähriger intim werden, Sexbilder austauschen und diese dann auch noch an Freunde schicken. Dadurch würden gleich mehrere Straftatbestände erfüllt, vom sexuellen Missbrauch Minderjähriger bis zur Herstellung und Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie. Eltern seien da oft zu unbedacht, das Thema Sexualität zu schambehaftet. „Aufklärung muss hier den Kindern und Jugendlichen Grenzen aufzeigen, um sich selbst nicht in Gefahr zu bringen“, betonte die Expertin.
Aktuell, so ergänzte Klaus Bunse, ermittle die Polizei im HSK gegen einen Täter - einen Ort wollte er nicht nenen - bei dem 30 Terabyte Daten gefunden worden seine. „Das sind Millionen von Bildern.“ Eine andere Ermittlung, so Henneböle, habe bei einem Täter 800 Kontakte mit jugendlich klingenden Namen und Nicknamen auf dem Smartphone gefunden. In nur zwei Fällen sei Anzeige erstattet worden. Auch hier sei Scham ein Thema.
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In anderen Fällen nimmt das Anzeigeverhalten zu, weil es die Polizei der Bevölkerung leichter macht. Man müsse ja nicht mehr bei der Wache vorbeigehen, um Anzeige zu erstatten, erläuterte Vogt. Dazu gebe es die Internet-Wache.