Meschede. Gibt’s künftig mehr Zwangsversteigerungen in Meschede, falls die Anzahl der Privatinsolvenzen in der Krise steigt? Ein Überblick.
Während der Pandemie gab es am Mescheder Amtsgericht nur sehr wenige Zwangsversteigerungstermine. Das deckt sich auch mit den Rechercheergebnissen des Fachverlags Argetra, der die Termine für Zwangsversteigerungen an allen knapp 500 Amtsgerichten in Deutschland auswertet.
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2022 wurden Verfahren für 12.077 Häuser, Wohnungen oder Grundstücke mit Verkehrswerten von 3,36 Milliarden Euro aufgerufen. Im Vorjahr waren es noch 13.163 Immobilien mit einem Wert von 2,91 Milliarden Euro.
Zwei Drittel Wohnimmobilien
Zwangsversteigert wurden in gut zwei Dritteln der Fälle Wohnimmobilien mit dem Löwenanteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern, gefolgt von Eigentumswohnungen. Das übrige Drittel entfällt unter anderem auf Wohn- und Geschäftshäuser sowie Grundstücke. Dies trifft auch auf Meschede zu, wobei Eigentumswohnungen eher selten unter den Objekten sind.
Weniger Termine wegen Infektionsschutzbedingungen
Viele Corona-bedingte Stundungsverfahren sowie die Tatsache, dass Eigentümer in Zahlungsschwierigkeiten ihre Immobilien offenbar veräußern, bevor Banken die Zwangsversteigerung beantragen mussten, verhinderten bisher einen Anstieg der Fälle, erklärten die Experten. Vom Amtsgericht Meschede wurden zudem noch als Grund die Infektionsschutzbestimmungen genannt, die dafür sorgten, dass insgesamt weniger Versteigerungstermine angesetzt wurden.
Im vergangenen Jahr waren im Bundesschnitt 29 von 100 000 Haushalten von Zwangsversteigerungen betroffen (Vorjahr: 32). Nur etwa die Hälfte der eröffneten Verfahren endete im Gericht. Die anderen betroffenen Immobilien wurden vorher verkauft.
Erwartung: Zahlen in 2024 steigen
Der Fachverlag erwartet nun mehr Zwangsversteigerungen, da wegen der schwachen Konjunktur, sinkenden Kaufkraft und hohen Inflation voraussichtlich die Zahl der Privatinsolvenzen steigen werde. Dies werde aber möglicherweise erst 2024 deutlich in den Zahlen sichtbar.
Zahl sinkt seit Jahren
Die Zahl der Zwangsversteigerungen in Deutschland sinkt seit Jahren. Als Gründe gelten die lange Zeit gute Konjunktur, der Immobilienboom und die Niedrigzinsen. Mit steigenden Zinsen hatte auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung vor mehr Zwangsversteigerungen gewarnt. Bisher wirkt sich der Effekt aber nicht in den Zahlen aus.
Bietinteresse weiter hoch
Das Bietinteresse ist indes auf einem weiterhin hohen Niveau - dies sei schon vor der Pandemie so gewesen, teilt eine Rechtspflegerin mit, die mit den Zwangsversteigerungen in Meschede betraut ist.
Extreme Zahlen aus Hagen
Ob das Interesse an Zwangsversteigerungsobjekten durch die geänderte Zinspolitik sinken wird, kann in Meschede derzeit nicht beantwortet werden. Erfahrungsgemäß bestimmen immer noch viele Faktoren – Lage und Zustand der Objekte, Vermietung oder Leerstand – wie stark eine Nachfrage in den einzelnen Verfahren ist. Extreme Zahlen wie am Amtsgericht Hagen, wo der Verkehrswert einiger Immobilien um 170 Prozent übertroffen wurde, werden in Meschede nicht genannt.
Bieter müssen Sicherheitsleistung erbringen
- Wer mitbieten möchte, muss eine Sicherheitsleistung ausweisen und hat damit Vorrang beim Zutritt zum Sitzungssaal, wer teilnehmen möchte, kann sich telefonisch auf einer Liste vermerken lassen (Telefonnummer: 0291/290327). Hier geht es zu den aktuellen Terminen.
- Die Sicherheit kann geleistet werden durch Bundesbankschecks oder Verrechnungsschecks über mindestens zehn Prozent des Verkehrswerts. Aussteller des Schecks muss ein Kreditinstitut sein. Bargeld ist verboten.
- Räumt der bisherigen Eigentümer das Haus nach der Versteigerung nicht freiwillig, kann der neue Eigentümer einen Gerichtsvollzieher mit der Räumungsvollstreckung beauftragen. mit dpa