Meschede. Bewegung auf dem Immobilienmarkt: Ein weiteres Gebäude in prominenter Lage ist in Meschede verkauft worden - das löst aber neue Probleme aus.

Auf dem Immobilienmarkt in Meschede zeichnen sich in diesem Jahr neue Entwicklungen ab. Sie betreffen auch den Bürgertreff im „Campus“.

Der Gebäudekomplex zwischen Ruhr und Kolpingstraße ist verkauft worden: Der Verkauf umfasst das ehemalige Studentenwohnheim und angrenzend den Bürgertreff – das direkt daneben liegende Begegnungszentrum Wiebelhaus der Stadt Meschede, unter anderem mit dem neuen Jugendzentrum „Mittelpunkt“, ist davon nicht betroffen.

Lage in der Innenstadt entscheidend für Käufer

Käufer ist der Briloner Markus Schwermer. Der Maschinenbau-Ingenieur ist Eigentümer und Geschäftsführer der Stiemert-Duschglas GmbH – und baut bzw. vermarktet quasi nebenbei Häuser und Eigentumswohnungen im ganzen Hochsauerlandkreis. Unter anderem hat er das Gelände der ehemaligen Honsel-Villa an der Hardtstraße gekauft – „eine der schönsten Lagen in Meschede“, wie er sagt.

„Reizvoll“ (und entscheidend für den Kauf) sieht er auch die Lage des Campus-Gebäudekomplexes an: „Direkt an der Ruhr, man ist sofort in der Stadt.“

Das Wohnheim an der Kolpingstraße in Meschede ist 1990 durch Rosemarie Veltins erbaut worden.
Das Wohnheim an der Kolpingstraße in Meschede ist 1990 durch Rosemarie Veltins erbaut worden. © Jürgen Kortmann

Was dort passieren wird, ist nach seinen Angaben vorerst noch offen. Denn der Bürgertreff hat noch einen Mietvertrag bis zum Jahresende 2023, genauso lange ist auch das ehemalige Studentenwohnheim an die Stadt Meschede vermietet – die Stadt hat darin Flüchtlinge aus der Ukraine unterbringen können.

Keine neue Nutzung durch Studenten geplant

Und was dann kommt? Für Schwermer ist vieles denkbar – die Palette reicht von „alles bleibt, wie es ist, bis hin zu einem Ärztehaus“. Auch dazwischen wäre manches denkbar: Etwa Eigentumswohnungen für ältere Menschen. Das würde dann einen Abriss und Neubau bedeuten. Ausgeschlossen hält er eine Neu-Nutzung durch Studenten: Das würde einen teuren Umbau erfordern – die aktuellen Appartements darin sind schon winzig, moderne Ansprüche erfüllen sie nicht. Nach Corona standen sie leer, die Studenten sind nicht zurückgekehrt.

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Wegen der erforderlichen Investitionen bei einer neuen Vermarktung stand der Komplex auch zum Verkauf. Eigentümerin war Heike Kramer-Jostes aus Grevenstein. Denn der Mescheder Gebäudekomplex hat eine Vergangenheit mit Veltins: Rosemarie Veltins, die mit Theodor Kramer-Veltins verheiratet war, hatte ihn 1990 als Studentenwohnheim mit damals 50 Appartements bauen lassen, dazu eine Kneipe, die die Brauerei selbst auf 25 Jahre pachtete. Ab 2011 aber lief der Betrieb nicht mehr, es fand sich kein neuer Pächter, bis 2015 stand die Kneipe leer.

Ehrenamtler und Veltins einigten sich 2015

2015 wiederum hatte sich der Bürgertreff gegründet, um Aktivitäten im Ehrenamt in Meschede forcieren und fördern zu können. Er bezog zwei Räume im Begegnungszentrum Wiebelhaus, eher schwierig im zweiten Geschoss zu erreichen.

Ein Blick ins „Campus“. Mit Einnahmen aus dem Verkauf von Getränken werden die Betriebskosten gedeckt.
Ein Blick ins „Campus“. Mit Einnahmen aus dem Verkauf von Getränken werden die Betriebskosten gedeckt. © Jürgen Kortmann

Die Ehrenamtler kamen mit Veltins ins Gespräch: Der Bürgertreff übernahm die größeren und praktischer gelegenen Räume der Kneipe. Ein halbes Jahr dauerte es allein, um die herunter gekommenen Räume damals wieder aufzufrischen. Weil der Betrieb damals nahtlos auf den Bürgertreff überging, besitzt man auch die Schankgenehmigung: Ganz bewusst allerdings wollte man keine Ehrenamtskneipe gründen, um nicht den Mescheder Wirten Konkurrenz zu machen.

Stattdessen bietet man seit Mitte 2016 Räume im Campus an, damit sich das Ehrenamt entfalten kann: Zum Beispiel, wenn Bürger gemeinschaftliche Projekte gründen möchten, hier ist auch Platz, um das Repaircafé auszurichten, den Spieltreff, den Singletreff, für Vereinsveranstaltungen oder die Stadtgespräche. Mit Einnahmen aus dem Verkauf von Getränken werden nur die Betriebskosten im Campus gedeckt. 30 Helfer versehen im Campus ehrenamtlich ihren Dienst.

Campus-Geschäftsführer hat nur geringe Hoffnung

Die Leute vom Bürgertreff sind auch als Ehrenamtsbörse tätig: Wer sich engagieren möchte, für den werden Kontakte vermittelt. Privatleute können das Campus etwa für Geburtstage mieten, das Essen muss über Caterer bestellt werden.

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Jetzt haben die Ehrenamtler Sorgenfalten, weil sie eben nicht wissen, was passieren wird. Das räumt Eberhard Borghoff, als Geschäftsführer fürs Campus und als stellvertretender Vorsitzender vom Bürgertreff, freimütig ein. Er hat zwar Hoffnung, dass man vielleicht weiterhin hierbleiben könnte, nennt das aber selbst „Wunschdenken“.

Planungen vorerst nur noch bis zum Jahresende 2023

Denn realistischer sei doch, dass ein Investor durch den Kauf Gewinne anstrebe – das wiederum würde dann auf einen Abriss des Komplexes und einen Neubau hinauslaufen:

Eberhard Borghoff ist Geschäftsführer im „Campus“ in Meschede.
Eberhard Borghoff ist Geschäftsführer im „Campus“ in Meschede. © Laura Nowicki

„Ich würde mich freuen, wenn es hier weitergehen könnte. Aber ich gehe nicht davon aus. Bei einem Abriss werden wir keine Chance haben.“ Weil die Zukunft offen ist: Termine für Veranstaltungen werden deshalb auch nur noch bis zum Jahresende vergeben – „unsere Planungen gehen gerade nur bis zum 31. Dezember 2023“.

Beschäftigen muss sich der Bürgertreff jetzt mit der eigenen Zukunft: „Am besten wäre es, den Bürgertreff 1:1 in Meschede zu versetzen“, träumt Eberhard Borghoff – so erfolgreich ist man mit dem Konzept geworden. Innenstadtnah wie bisher müsse ein neuer Standort sein, das leerstehende Gemeinsame Kirchenzentrum komme deshalb nicht in Frage. Und bezahlbar, aus oben genannten Gründen, müsse der neue Ort auch sein. Weitergehen soll es auf jeden Fall. Die bescheidenste Lösung wäre: Nur die beiden Räume nebenan oben im Begegnungszentrum wieder zu nutzen – das wäre schon ein Rückschritt fürs Ehrenamt in Meschede.