Meschede. Neue Routen für Radfahrer in Meschede werden bei der Stadt entwickelt. An einer prominenten Stelle zeichnet sich sogar ein Fahrverbot ab.
Radfahren wird auch in Meschede immer beliebter – aber woher soll gefahren werden? Jetzt liegt eine Untersuchung dazu vor, wie auswärtige Radfahrer, die sich nicht auskennen, künftig am besten offiziell durch die Stadt gelenkt werden könnten. Das hat aber auch Auswirkungen auf alle ortskundigen Radfahrer: Denn für die Fußgängerzone deuten sich auch für sie Veränderungen an.
Drei Routen sollte Fachmann Holger Heering vom Ingenieurbüro LK-Argus in Kassel entwickeln: Eine lange Nord-Süd-Verbindung von der Warsteiner Straße bis zum Hennedamm, eine kurze West-Ost-Verbindung vom Schwimmbad bis zum Ruhrplatz, dazu den Spezialfall einer Schulverbindung vom Bahnhof bis hinauf zum Schulzentrum am Schederweg. Vorgestellt wurden die Routen im Fach-Ausschuss für Nachhaltigkeit und Ordnung, abschließend festlegen will sie der Stadtrat – denn es gibt noch Beratungsbedarf, vor allem um die Fußgängerzone in der Ruhrstraße.
Beinahe-Unfälle machen Sorgen
Bislang dürfen Radfahrer durch die Fußgängerzone fahren, es wird dabei nur um gegenseitige Rücksichtnahme gebeten. Planer Heering sieht den Vorteil: „Der Radfahrer kann bis vors Geschäft fahren.“
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Unfälle zwischen Fußgängern und Radfahrern tauchen in der Statistik bisher nicht auf. Aber da ist eben offenbar eine hohe Quote an Beinahe-Unfällen. Birgit Koppermann (CDU) nannte Radfahrer in der Fußgängerzone ein „No-Go“ – „oder sie müssen schieben“. Denn sie hat dabei die Spielgeräte in der Fußgängerzone vor Augen: Dort häuften sich diese Beinahe-Unfälle. Auch Kämmerer Jürgen Bartholme bestätigte: „Man kann die Kinder nicht laufen lassen.“
Fahrradring durch Innenstadt
Kommt also das Durchfahrverbot? Statt des Durchfahrens durch die Fußgängerzone sollen Radfahrern dafür dann zwei andere Abschnitte als neuer Fahrradring durch die Innenstadt angeboten werden:
Vom Ruhrplatz aus sollen sie in südliche Richtung den Winziger Platz befahren, umgekehrt sollen sie in Fahrtrichtung Norden dann die Emhildisstraße nutzen – dort müssten die Blumenbeete am Rand verschwinden, da sie im Weg stünden.
Neue Brücke über die Ruhr
Unstrittiger ist der weitere Verlauf der Nord-Süd-Verbindung: Vom Berufskolleg an der B55 über die Warsteiner Straße (wo die Gehwege breit genug sind und für Radfahrer freigegeben werden könnten, weil ohnehin kaum Fußgänger unterwegs sind), Emhildisstraße, Stiftsplatz, Hennestraße, hinter dem Kreishaus hier zum Henneboulevard (mit möglicher Alternative über die Straße Am Hübbelsberg). Unklar ist, wie die Anbindung vom Henneboulevard aus hinauf zum Hennesee funktionieren soll – das wurde nicht mit untersucht.
Unstrittig ist auch eine West-Ost-Verbindung: Wie berichtet, soll über die Ruhr eine neue, breitere, barrierefreie Brücke anstelle der jetzigen am Schwimmbad entstehen. Radfahrer würden über die Le-Puy-Straße zum Ruhrplatz geleitet – dafür könnte an der Le-Puy-Straße der Wegfall von bisher schräg angeordneten Autoparkplätzen drohen. Erst, wenn der Stadtrat die Fahrradrouten grundsätzlich festlegt, geht es im nächsten Schritt an die praktische Umsetzung der vielen Details – etwa, wo zu hohe Bordsteine beseitigt werden müssten.
Schulverbindung? Viel zu steil
Gescheitert ist der Fachmann an einer Radverbindung zu den Schulen am Schederweg hinauf: Alle Wege sind einfach zu steil, um bequem fahren zu können: „Ganz ehrlich, als Schüler würde ich die Strecke einmal fahren und dann nie wieder.“
Die Beringhauser Straße? Zu schmal für Autos und Fahrräder. Der Schederweg danach ist 6 bis 10 Prozent steil, zieht sich aber über eine enorme Länge. Holger Heering hatte als Alternative sogar die Walburgastraße getestet – da gibt es aber eine Steigung von 14 Prozent. Auch die Mallinckrodtstraße als Alternative ist zu steil.
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Heering empfiehlt eine Schülerbefragung: Wer fährt überhaupt mit dem Rad zur Schule auf dem Berg, lohnt sich das überhaupt für eine Fahrradroute?
Theoretisch könnte man mit enormem Aufwand auch einen Fahrradlift wie in Trondheim oder eine Seilbahn bauen – abgesehen von den riesigen Kosten gebe es aber nur wenige Nutzer. Heering setzt stattdessen auf mehr E-Bikes, möglicherweise durch Förderprogramme oder Kooperationen mit Händlern, die die Fahrten bergauf erleichterten.
An Jahnstraße müsste ein Gehweg weg
Die Machbarkeitsuntersuchung für Verbesserungen im Radverkehr soll in Zukunft ausgedehnt werden auf die Anbindung des Gewerbegebietes Zum Schwarzen Bruch und der Hochschule. Fachbereichsleiter Klaus Wahle machte schon deutlich, worauf das dann hinauslaufen werde: An der Jahnstraße müsste dann einer der beiden Gehwege für den Radverkehr beseitigt werden.