Ramsbeck. Im Sommer donnert ein Lkw in den Ramsbecker Hof. Seitdem herrschen chaotische Zustände auf der Hauptstraße. Die Anwohner sind sauer und in Sorge.

Sie sind sauer und sie sind verzweifelt. Vor allem aber sind die Anwohner der Heinrich-Lübke-Straße in Ramsbeck eines: in großer Sorge. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier etwas Schlimmes passiert“, sagt Anne-Karen Humpert und erntet zustimmendes Kopfnicken von Guido Schneider und Thomas Senger. Allesamt sind sie Nachbarn der Ramsbecker Hofes - Nachbarn jenes Hotels, in das im Sommer ein voll beladener Lkw gekracht ist. Seitdem herrschen chaotische Zustände vor ihrer Haustür. Noch immer sieht es aus, als sei der Unfall erst vor wenigen Stunden geschehen. Noch immer ist das beschädigte Hotel großräumig mit Bauzäunen bis auf die Hauptstraße des Ortes abgesperrt. Und genau hier liegt das Problem: Weil durch die Absperrung an jener Stelle nur eine Fahrbahn zur Verfügung steht, kommt es immer wieder zu gefährlichen und chaotischen Szenen.

Gefährliche Szenen innerhalb weniger Minuten

Ein paar Minuten haben ausgereicht, um all das hautnah zu erleben, was Anne-Karen Humpert, Guido Schneider und Thomas Senger zuvor beschrieben hatten. „Nein, wir haben das so nicht bestellt“, beteuern sie und ringen sich ein müdes Lächeln ab. „Es ist leider der traurige Alltag“, sagt Thomas Senger. Da drückt der Fahrer eines schweren Sattelschleppers extra feste aufs Gas, um noch schnell vor dem entgegenkommenden Auto durch die Engstelle zu brettern. Kurz danach hält ein Lkw-Fahrer zwar vorbildlich vor dem Bauzaun, um den Gegenverkehr passieren zu lassen - allerdings wird er vom dahinter fahrenden Auto überholt, das sich so gerade eben noch zwischen ihn und die Engstelle setzen kann.

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Es wird gehupt. Es wird geschimpft. Alltag seit dem Unfall im Sommer. Genau wie die Szene, die sich nur wenig später abspielt: Ein kleines Kind, noch unsicher auf den Beinen, gerät gefährlich nah an den Rand des engen Bürgersteigs, nachdem die Mutter es von der Hand gelassen hat, um in ihrer Tasche zu kramen. „Vorsicht“, rufen Anne-Karen Humpert und Guido Schmidt gleichzeitig, weil ihnen angesichts einen nahenden Lasters der Schreck in die Glieder gefahren ist. Doch die Mutter hört sie nicht. Der Laster ist zu laut, während er nur wenige Zentimeter neben dem Kind vorbeidonnert.

Noch immer liegen Trümmerreste auf dem Bürgersteig.
Noch immer liegen Trümmerreste auf dem Bürgersteig. © Privat

Als Anwohner haben sie alles versucht, um für eine Entschärfung der Situation vor ihrer Haustür zu sorgen. Bislang ohne Erfolg. „Wir werden von einem zum anderen geschickt“, sagt Guido Schneider. Das Ordnungsamt der Gemeinde Bestwig verweise auf den Hochsauerlandkreis, der Hochsauerlandkreis zurück aufs Ordnungsamt. „Wir kommen nirgendwo weiter“, sagt er. „Keiner kann oder will uns sagen, wann und wie es hier weitergeht. Das ist ein Witz!“

„Dann hilft auch die Absperrung nichts“

Was sie als Anwohner immerhin in Erfahrung gebracht haben: Das beschädigte Hotel ist weiterhin so großräumig abgesperrt, weil es angeblich einsturzgefährdet ist. „Aber, wenn das wirklich einstürzt, hilft auch die Absperrung nichts“, sagt Anne-Karen Humpert. Ganz abgesehen davon, dass sie ohnehin nicht glaube, dass das jemals geschehen werde, weil sie mitbekommen habe, wie massiv das THW das Gebäude nach dem Unfall gesichert und abgestützt habe: „Die Gefahr, die durch die Engstelle entsteht, ist jedenfalls deutlich höher als die Einsturzgefahr“, sagt sie und muss ihre Stimme erheben, weil der nächste Lkw lautstark an ihr vorbeirrauscht.

Senger, Humpert und Schneider ärgern sich aber nicht nur über die Situation vor ihrer Haustür und die Behörden. Sie ärgern sich auch über einen Satz von Ortsvorsteher Paul Schüttler gegenüber unserer Zeitung. „Die Wahrnehmung dieser großen Fahrzeuge ist anders bei den Menschen: Es fühlt sich so an, dass sie schneller fahren - dabei ist das dann womöglich gar nicht der Fall“, hatte er im August zur grundsätzlichen Verkehrsproblematik im Ort gesagt. Vom beschaulichen Berlar aus, lasse sich so etwas leicht behaupten, sagen die drei.

Man dürfe schließlich auch nicht vergessen, dass die Heinrich-Lübke-Straße ein Schulweg für die Grundschulkinder sei, sagt Anne-Karen Humpert. Nicht nur, dass die Kinder wegen der Absperrung die Straßenseite wechseln müssten. „Wenn sie heile auf der anderen Straßenseite angekommen seien, würden sie vom Fahrtwind der schnellen und schweren Laster fast weggeweht. Da wird einem Angst und bange“, betont Humpert. „Aber es muss scheinbar erst etwas passieren, bevor hier endlich gehandelt wird“, ergänzt Guido Schneider.

Und ganz abgesehen von den Gefahren und der zusätzlichen chaotischen Parksituation sehe man als weiteres Problem, dass Ramsbeck als Erholungsort total verschandelt werde. Nichts, aber auch gar nichts passiere an der Unglücksstelle, sagt Schneider und verweist auf die Trümmerteile und den Unrat, der seit dem Tag des Unfalls vor dem Gebäude liegt - ohne, dass er jemals angefasst worden sei. Man warte quasi darauf, dass sich von der nahe gelegenen Valme her die Ratten dort ansiedeln.

Nachbesserungen erforderlich

Aber es gibt seit ein paar Tagen immerhin einen kleinen Hoffnungsschimmer: In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates hatte Bestwigs Ordnungsamtsleiterin Claudia Schmitten jene Informationen parat, um die sich die Ramsbecker seit Wochen und Monaten vergeblich bemühen. Demnach war ein Ingenieurbüro, das mit der Überprüfung der Statik beauftragt worden war, zu dem Schluss gekommen, dass die Notabstützung des beschädigten Hotels nicht ausreichend gewesen sei und nachjustiert werden muss, bevor der erste Handwerker das Gebäude betreten kann. Diese weiteren Abstützmaßnahmen sollen nach Informationen Schmitttens inzwischen sogar erfolgt sein.

In ständigem Austausch

Nun stehe jedoch noch eine Prüfung durch die Untere Bauaufsicht aus. Stelle sich dabei heraus, dass die Maßnahmen so erfolgt seien, wie in der Stellungnahme des Ingenieurbüros gefordert, werde im nächsten Schritt geprüft, ob die Absperrungen ganz oder zumindest zum Teil zurückgebaut werden können. Sollte das positiv beschieden werden, seien weitere Abstimmung zwischen dem Eigentümer, der Gemeinde Bestwig und Straßen.NRW erforderlich. „Wir sind im ständigen Austausch mit der Bauaufsicht, die in diesem Fall den Hut auf hat“, betonte Schmitten in der Ratssitzung und versprach am Ball zu bleiben.