Meschede. Sie ist geschätzte 150 Jahr alt - jetzt soll die Eiche am Mescheder Stationenweg weichen. Warum das Anwohner ärgert und was die Stadt dazu sagt.

Sie steht auf städtischem Grund und das schon seit rund 150 Jahren. Jetzt soll die alte Eiche am Mescheder Stationenweg weichen. Das ärgert Anwohner und Baumfreunde, denn das war anders besprochen.

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Am Klausenweg ist in den vergangenen Monaten ein Mehrfamilienhaus mit Eigentumswohnungen entstanden. Investor ist Markus Schwermer aus Brilon, der aktuell auch auf dem Honsel-Grundstück an der Hardtstraße Eigentumswohnungen errichtet.

Versprechen gebrochen

Unterhalb des Neubaus - laut Stadt „hart an der Grenze“ - steht eine alte Eiche am Stationenweg. „Bei den Anliegerversammlungen zu dem Bau war uns versprochen worden, dass der Baum stehen bleibt“, ärgern sich Anwohner. „Doch nun heißt es, die Eiche müsse weg, da die Äste zu nah an das Gebäude heranreichen und es beschädigen.“ Sie halten die Begründung für vorgeschoben. „Laut Katasterkarte steht der Baum immerhin fünf Meter entfernt von der Grenze. Die Stadt scheut die Pflegemaßnahmen.“

Auf dem Luftbild vom November 2021 sieht man die alte Eiche, die mit ihrer Krone direkt an den Neubau heranreicht.
Auf dem Luftbild vom November 2021 sieht man die alte Eiche, die mit ihrer Krone direkt an den Neubau heranreicht. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Das sagt die Stadt: Baum ist nach Rückschnitt quasi tot

Dass der Baum gefällt werden soll, bestätigt die Stadt, auch wenn ein Termin noch nicht feststehe. Den genannten Vorwurf, die Stadt scheue die Pflege, weist sie dagegen deutlich zurück. „Wenn der neue Grundstückseigentümer den Überhang beseitigen will, wozu er natürlich ein Recht hat – das muss auch gar nicht kritisiert werden“, schreibt Pressesprecher Jörg Fröhling auf Anfrage, „kann der Baum faktisch nicht erhalten werden.“

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Für eine Beseitigung des Überhangs müsse die Stadt die Hälfte der Baumkrone einseitig entfernen. Dies wiederum würde den Baum statisch völlig aus dem Gleichgewicht bringen, so dass dann auch auf der anderen Seite eine Entlastung stattfinden müsste. „Bei einer solchen Kappung von großen Seitenästen treten erhebliche Schnittwunden auf, die dann zum Einfallstor für Pilze und andere Schädlinge werden. Um es in aller Deutlichkeit zu sagen“, betont Jörg Fröhling: „Eine solch großflächige Kappung ist eine Fällung auf Raten – auch ein gesunder Baum ist danach nicht mehr dauerhaft lebensfähig.“

Die alte Eiche am Stationenweg in Meschede ragt von städtischem auf privaten Grund.
Die alte Eiche am Stationenweg in Meschede ragt von städtischem auf privaten Grund. © WP | Privat

Da die Eiche außerdem weder als Naturdenkmal noch in einem Bebauungsplan als „schützenswerter Baum“ eingetragen sei, gebe es auch rechtlich keine Möglichkeit, den Baum dauerhaft zu erhalten. Für die Stadt sei es wichtig, dass sich der Bauherr mit der Fällung auch verpflichtet habe, im Gegenzug mehrere neue Bäume auf dem städtischen Grundstück anzupflanzen.

Stadt scheut die Pflegemaßnahmen

Das reicht den Anwohnern nicht. Sie glauben, dass die Stadt die regelmäßigen Pflegemaßnahmen für den Baum nur scheut. „Die Krone ist laut Luftbild ca. 16 Meter breit. Die Hälfte sind acht Meter. Fünf Meter bis zur Grenze, dann müssen nur drei Meter zurückgeschnitten werden. Das ist laut Fachleuten möglich, wenn man es möchte.“

Investor Markus Schwermer wird von der Beschwerde der Anwohner überrascht. Er betont, dass er drei neue Bäume anpflanzen werde. Doch das reicht den Anwohnern nicht. „Die werden vermutlich auch nicht groß.“ Schon jetzt würden alle kleineren Bäume und Sträucher auf der öffentlichen Fläche des Grundstücks gefällt. Schwermer verspricht, noch einmal Rücksprache mit seinem Architekten zu halten, ob der Baum tatsächlich weichen muss.

Stadt: Investor hätte sich früher melden können

Die Stadt merkt dazu noch an, dass es wünschenswert gewesen wäre, „wenn der Bauherr schon frühzeitig mitgeteilt hätte, dass er den Überhang auf sein Grundstück nicht mehr duldet - dann hätte eine Beseitigung des Baumes mit erheblich geringerem Aufwand stattfinden können.“

Zuletzt hatte es viel Ärger um die Fällung einer alten Eiche in Enste gegeben.