Meschede. 2017 eröffnete Jürgen Busch seinen Kumpir-Food-Truck. Der Mescheder verrät, was dahintersteckt und was er von Food-Truck-Festivals hält.
Aus einer Idee wurde ein Geschäftsmodell. 2017 entwarf der Mescheder Diplom Kaufmann gemeinsam mit seiner Frau Manu ein neues Geschäftsmodell: einen Food-Truck rund um die Kartoffel - entstanden aus Liebe zum Kochen und aus Spaß am Umgang mit Menschen.
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Kontakt zu den Menschen
Denn das kann Busch - mit Menschen umgehen. Als er vor fünf Jahren längere Zeit ohne Job war, fehlte nicht nur das Geld, sondern dem Vertriebler auch der Kontakt zu Kunden. „Freunde hatten bereits einen Food-Truck, von denen ließen wir uns das Konzept erklären“, erinnert er sich. Das Paar überlegte, ob das ein Idee sein könnte.
„Jürgen hat immer schon gern gekocht“, erzählt seine Frau. Doch was? „Wir wussten nur, dass wir keine Fritten wollten.“ Schnell kam die Ofenkartoffel „Kumpir“ auf den Tisch. Was Jürgen und Manu Busch erst auch nicht wussten: Das Wort Kumpir beschreibt im türkischen die bereitete Kartoffel. Ursprünglich stammt das Wort aber wohl vom pfälzischen/alemannischen Grumbier oder Krummbeere („Grundbirne“) ab. Ein Geschäftsmodell war geboren. Busch baute selbst seinen Truck aus und den Kumpir-Ofen ein. Unten werden die großen Kartoffeln bei 300 Grad in Schubladen gegart und oben warmgehalten. Für den Verzehr werden sie Zutaten und verschiedenen Toppings verfeinert.
Anfangs Großbaustellen in Dortmund besucht
Anfangs fuhr das Paar Großbaustellen in Dortmund ab. Da gab es dann auch alles, was schnell und deftig auf den Teller kommen konnte. „Auch Suppen hatten wir damals im Programm“, erzählt Manu Busch. Von Anfang an sei es ihnen wichtig gewesen, gute regionale Zutaten zu nutzen, diese frisch zu verarbeiten und möglichst wenig Müll zu verursachen. Das Besteck zum Beispiel wird eingesammelt und gespült. Über ein Pfand hat das Paar mal nachgedacht. Das war aber gar nicht nötig. „Wir haben eine eigene Sammelkiste. Das klappt super.“
Schon bald veränderte sich der Fokus immer mehr Richtung Event-Gastronomie. Jürgen Busch steuerte Familienfeste, Konzerte, Festivals an. Und immer war der Chef selbst an Bord, freundlich und die Ruhe selbst. „Das ist mir wichtig“, erklärt er. „Man sieht ja, wie das bei anderen läuft.“
Food-Truck als Familien-Projekt
Der Good-Food-Truck wurde schnell ein Vollzeit-Familien-Projekt. Auch Sohn Noah, Freunde und Familie helfen mit. Das wurde umso wichtiger, weil Busch seit 2018 wieder voll berufstätig ist - als Vertriebsmitarbeiter bei einem Spezialanbieter für Straßentiefbau. Sein Chef „kaufte“ ihn quasi mit dem Food-Truck-Nebenjob ein. „Das ist klar geregelt. Wir haben ein tolles Miteinander.“ Schon damals war dem Mescheder nämlich klar: Das Standbein Food-Truck wollte er nicht aufgeben. Aber er brauchte auch das gesicherte Einkommen. „Gerade während Corona wäre das sonst schwierig geworden. Der Job ist die Basis, der Truck ist die Kür.“
Dafür aber ist gute Organisation alles. Denn die Arbeit beginnt ja nicht damit, dass Jürgen Busch die Klappe des Trucks öffnet. Das reicht von der Bearbeitung von Anfragen, über das Schreiben der Angebote, den Einkauf, das Schnippeln der Zutaten, die Zubereitung der Soßen und den Verkauf der Kumpir bis zum Säubern des Trucks am Tag danach. „Mal eben ist das nicht gemacht.“
Sicht auf die Food-Truck-Festivals
Mit den Jahren hat sich Jürgen Busch von manchen Veranstaltungen zurückgezogen: Cheat-Days oder Food-Truck-Festivals macht er nur noch selten. „Man trägt das ganze Risiko. Die Standgebühren sind horrend und: Ist das Wetter gut verdient man, ist es schlecht tut man Geld dabei.“ Deshalb hat er auch Verständnis für die recht hohen Preise bei solchen Events.
Lieber sind ihm mittlerweile Firmenevents, Geburtstagsfeiern und Hochzeiten, zu denen fährt er ab 50 Personen in ganz NRW. „Auch für Kunden eine entspannte Sache“, findet er. „Wir kommen, kochen und nehmen auch unseren ganzen Müll wieder mit.“
Keine schlechten Erfahrungen gemacht
Das kommt so gut an, dass er bei vielen schon mehrfach war und sogar zu einer Firma regelmäßig einmal im Monat fährt. Aus alter Verbundenheit steht der Good-Food-Truck auch ein- bis zweimal im Monat bei der Bergmann Brauerei in Dortmund, „eine besonders schöne Location, mit besonders netten Menschen“, schwärmen Manu und Jürgen Busch.
Nie hätten sie schlechte Erfahrungen gemacht, betont Jürgen Busch. „Es ergeben sich so viele nette Gespräche am Truck. Wir bekommen jede Menge positive Resonanz und ich arbeite mit einem tollen Team“ 90 Prozent sind Freunde und Familie.“ Und auch wenn Manu Busch ihren Mann gern häufiger zu Hause sähe, weiß sie, dass er die Menschen am Truck braucht. „Wenn Jürgen heute nach einem 12-Stunden-Job nach Hause kommt, egal wie stressig es war, hat er immer ein Lachen im Gesicht. Das ist einfach sein Ding.“
HINTERGRUND
Am Good-Food-Truck gibt es Kumpir vegetarisch oder vegan, mit Sour Cream oder Aioli, mit Hühnchen, Thunfisch oder Pulled Pork oder mit Chili sin Carne, also Chili ohne Fleisch, stattdessen mit Seitan - Weizeneiweiß (Gluten) mit fleischähnlicher Konsistenz. „Das lässt sich wunderbar würzen und verarbeiten“, schwärmt der Hobby-Koch Jürgen Busch.
Aus Nori-Algen und Möhren bereiten Manu und Jürgen Busch Karotten-Lachs zu. „Das sind Rotalgen die zusammen mit Möhren und verschiedenen Gewürzen eingelegt werden. Das sieht aus wie Lachs und schmeckt auch so, ist aber komplett vegan.“
Ein weiteres Gericht sind Nacho-Gerichte und Kartoffelwaffeln.
Busch liefert das, was seine Kunden wünschen. Bei Thomas Bigges „Live am See“ kocht er auf dessen Wunsch ausschließlich vegetarisch/vegan. Wenn ein Veranstalter Currywurst will, bekommt er sie und dazu auch optional Kaffee, Kuchen (von Bäcker Becker) oder Bauernland-Eis.