Grevenstein/Meschede. Kosten für Gas und Strom machen Mescheder Gastronomen Sorgen. Doch andere Probleme belasten zusätzlich. Erste Konsequenzen.

Mescheder Gastronomen unterstreichen die Einschätzung von Dehoga-Chef Wolfgang Henke: Die Folgen des Lockdowns sind noch lange nicht verarbeitet, da ziehen die nächsten dunklen Wolken am Gastro-Himmel auf: Energiekrise und Inflation verstärkt durch den Personalmangel. Die ersten Betriebe ziehen daraus ihre Konsequenzen.

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Andre Mesters, Koch und Inhaber vom Sauerländer Hof in Grevenstein
Andre Mesters, Koch und Inhaber vom Sauerländer Hof in Grevenstein © Privat | Privat

Andre Mesters, Holländer Hof, Grevenstein

Andre Mesters, Inhaber des Holländer Hofs in Grevenstein, wird in Zukunft am letzten Wochenende des Monats nur noch für seine Hotelgäste kochen. Er hat eine festangestellte Kraft im Service. Diese habe ein freies Wochenende im Monat einfach verdient, so der Chef. Insgesamt sei für ihn der Fachkräftemangel aktuell das größte Problem.

Um Mitarbeiter zu halten, sei die Reduzierung der Öffnungszeiten leider unumgänglich. Dazu blickt er mit Sorge auf die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel: „Zwar habe ich beim Gas noch einen festen Vertrag, weiß aber nicht, was mich danach erwartet.“

Bei den Lebensmitteln habe er das Gefühl, dass aktuell jeder kleine Zwischenhändler auch die Preise anzieht, „ohne dass das immer gerechtfertigt wäre.“

Brigitte Kotthoff vom Hennedamm-Hotel.
Brigitte Kotthoff vom Hennedamm-Hotel. © Christina Schröer

Brigitte Kotthoff, Hennedamm-Hotel, Meschede

Für Brigitte Kotthoff, Inhaberin des Hennedamm-Hotels, ist vor allem die Ungewissheit belastend. „Ich weiß jetzt noch nicht, mit welchem Gaspreis ich zu rechnen habe.“ Und daher sei es für sie schwer zu kalkulieren. Gleichzeitig verlangten alle, die für Tagungen oder Urlaube jetzt anfragten, einen festen Preis, den sie nicht nennen könne. „Jetzt einfach alles deutlich zu erhöhen, nur um mögliche Kostensteigerungen abzufedern, halte ich nicht für fair.“ Zwar habe auch sie schon über eine Energiepreis-Umlage nachgedacht, „aber wie soll ich das zwischen Tages- und Tagungsgästen, Urlaubern und Meschedern, die zum Essen oder Kaffeetrinken kommen, aufteilen?“

Was die Meschederin auf jeden Fall für ihren Betrieb schon ausgeschlossen hat: „Wir werden zwar - wie immer über Weihnachten schließen, das haben sich unsere Leute verdient - aber eine Schließung wegen der steigenden Energiepreise in den kalten Monaten oder nur eine Reduzierung des Angebots kommt für uns nicht in Frage.“

André Wiese führt seit 2018 das H1 am See.
André Wiese führt seit 2018 das H1 am See. © Anna Valle

André Wiese, H1 am See, Meschede

Das sieht auch André Wiese, Inhaber des H1 am See und Vorsitzender von Meschede aktiv, so. „Ein Ausflugslokal wie das H1 muss einfach an 365 Tagen im Jahr geöffnet sein.“ Selbst Reservierungen seien zwar zu den Kernzeiten empfehlenswert, „aber ein Besuch muss normalerweise auch spontan möglich sein.“ Er hat Glück, weil sein Betrieb als Neubau mit Dreifachverglasung, Wärmepumpe und Wärmerückgewinnung nur relativ wenig Energie verbraucht.

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„Aber es gibt im Sauerland sicher viele alte Landgasthöfe, in denen da ein Investitionsstau herrscht.“ Was ihn zudem aktuell ärgert: Gerade habe die Branche die Pandemie einigermaßen überwunden, da meldeten sich staatliche Stellen für Prüfungen von Kurzarbeitergeld und Überbrückungshilfe an. „Man hat den Eindruck, der Staat sucht gerade danach, wo und wie er sich die Milliardenhilfen wiederholen kann.“