Meschede. Die Entscheidung fiel einstimmig: Die Feuerwehren im Mescheder Stadtgebiet haben einen neuen Wehrleiter. Ein ungeschriebenes Gesetz endet.
Die 520 Aktiven in den Löschzügen und Löschgruppen im Mescheder Stadtgebiet bekommen einen neuen Feuerwehrchef. Nach dem internen Auswahlverfahren gibt es eine einstimmige Entscheidung.
Neuer Wehrleiter, Stadtbrandinspektor und damit oberster Feuerwehrmann wird mit Wirkung ab Freitag der 46 Jahre alte Matthias Knapp aus Wennemen. Formell ist seine Ernennung erst einmal kommissarisch: Denn Knapp muss zunächst noch den entsprechenden Lehrgang zur Leitung einer Wehr am Feuerwehrinstitut in Münster absolvieren – der Termin dafür ist schon gebucht. Das Amt übt er ehrenamtlich aus.
„Ich bin keiner, der sich vor Verantwortung versteckt“
Knapp (verheiratet, zwei Kinder) ist Wirtschaftsingenieur und Geschäftsführer von xax in Meschede, ein auf Business Intelligence und Controlling spezialisiertes Unternehmen. Er ist in Wennemen aufgewachsen und dort mit 17 Jahren auch in die Feuerwehr eingetreten. Knapp arbeitete sich als Aktiver in der Feuerwehr hoch, er wurde 2006 stellvertretender Löschgruppenführer in Wennemen, 2011 bis 2022 hatte er dann dort die Leitung. Die Wehrleitung im Stadtgebiet habe er nie geplant, sagt er, es habe sich einfach ergeben: „Ich bin keiner, der sich vor Verantwortung versteckt.“
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Matthias Knapp wird diese Verantwortung vom bisherigen Amtsinhaber Robert Hillebrand aus Meschede übernehmen, der die Leitung auf eigenen Wunsch wieder abgibt. In der Zwischenzeit hat es eine Anhörung aller Wehren im Stadtgebiet gegeben, die sich am Ende für Knapp als Nachfolger ausgesprochen haben.
Keine trennende Aufteilung
Mit Matthias Knapp endet ein ungeschriebenes Gesetz in der Feuerwehr – bislang hat der Löschzug Meschede als größte Einheit stets auch den Wehrleiter im Stadtgebiet gestellt. Auch für Bürgermeister Christoph Weber, Dienstvorgesetzter der Feuerwehr, ist diese Trennung in Stadt und Umland längst Geschichte: „Die Feuerwehren sind zur Feuerwehr der Stadt Meschede zusammengewachsen.“ Weber sieht Knapp als „ausgezeichnete Wahl“ an.
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Auch Knapp sieht keine trennende Aufteilung mehr zwischen Stadt und Ortsteilen – im Gegenteil: „Wir wollen die Löschgruppen stärken. Warum sollen wir nicht stärker ihr Wissen nutzen?“ Die Aufgaben der Feuerwehr sehen inzwischen eine hohe Spezialisierung und neue Tätigkeitsfelder vor (etwa die Bekämpfung von E-Auto-Bränden oder Einsatzstellenhygiene): „Diese zusätzlichen Aufgaben wollen wir den beiden großen Stützpunktwehren in Meschede und Freienohl nicht auch noch zumuten.“ Solche Sonderaufgaben sollen deshalb auch von den Löschgruppen wahrgenommen werden. Das stärkt auch die Motivation vor Ort.
Kameradschaftspflege litt in Corona-Zeit
Matthias Knapp versteht die Wehrführung ausdrücklich als Team: Ihm zur Seite stehen als Stellvertreter weiterhin Johannes Wullenweber (Remblinghausen) und Dennis Pingel (Freienohl), mit aufgeteilten Aufgaben. Er sieht seine Stärke in der Organisation. Knapp möchte zum Beispiel interne Prozesse effektiver machen (dabei kommt ihm seine Berufserfahrung zugute), denn auch die Feuerwehr belastet die große Bürokratie. Auch die Umsetzung praktischer Neuerungen müssen organisiert werden. Knapp ist auch froh, dass die Stadt Meschede in den kommenden Jahren in Gerätehäuser investieren möchte.
Nachwuchsmangel habe die Feuerwehr aktuell nicht, auch die kritische Frage aus der Vergangenheit nach einer ausreichenden Tagesverfügbarkeit (also, ob genügend Feuerwehrleute tagsüber ihre Arbeit verlassen können und zu Einsätzen ausrücken) stelle sich gerade nicht – denn auch viele Feuerwehrleute arbeiten inzwischen im Homeoffice. Dennoch bleibe es eine Daueraufgabe, sagt der neue Wehrleiter, langfristig ausreichend Einsatzkräfte zu haben. Was er wieder stärken möchte: Die Kameradschaftspflege – sie habe durch Corona zwangsläufig gelitten. Knapp wünscht sich auch dieses Zusammensein und das Kennenlernen stärker übergreifend über die Einheiten hinweg, denn: „Egal, an welchem Ort man ist, wir arbeiten für ein Ziel.“
Robert Hillebrand wechselt beruflich von der Stadtverwaltung Meschede zurück zur Kreisverwaltung. Er war, in Personalunion als Wehrleiter, im Ordnungsamt für Feuerwehrfragen zuständig. Diese Aufgaben übernimmt jetzt Niklas Göckeler – auch er als Löschzugführer Freienohl ein echter Feuerwehrprofi.