Meschede. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Meschede ist angespannt, es fehlen Wohnungen. Jetzt liegen Zahlen vor, was getan werden müsste.

Was Wohnungssuchende leidvoll aus eigener Erfahrung wissen, ist jetzt auch sachlich-nüchtern dokumentiert: Die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Meschede ist angespannt, es fehlen Wohnungen. Exakt 164, so ein Gutachten. Es müsste mehr gebaut werden.

Den Wohnungsmarkt in der Kernstadt Meschede (wo der größte Bedarf ist) hat das Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung InWIS aus Bochum genau untersucht. Die UWG-Fraktion hatte das in der Diskussion um weitere Baugebiete in Meschede durchgesetzt, um belegbare Zahlen an die Hand zu bekommen.

Neues Bauland ist weiter erforderlich

Im Ergebnis der Gutachter, so Stadtplanerin Regina Höbel von dem Institut, bestätigt sich nun dieser Bedarf: Bis zum Jahr 2040 fehlen rund 12 bis 15 Hektar an neuem Bauland. Abziehen davon muss man die Baugebiete an der Ziegelei II, An Klocken Kapelle und Sündelt, die bis dahin kommen werden – dann fehlen aber dennoch unter dem Strich etwa sieben Hektar an weiterem Bauland. Bis 2040 würden über 950 Wohnungen zusätzlich benötigt: 490 in Mehrfamilienhäusern, 470 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Höbel stellte die Zahlen im Ausschuss für Stadtentwicklung vor.

Die Zahlen werden den Druck erhöhen, Baumöglichkeiten zu schaffen. Wie berichtet, könnte perspektivisch neues zusätzliches Bauland am Langeloh entstehen. Das Fachbüro sagt, die starke Nachfrage verlange schon kurzfristig, 105 neue Wohnungen bis zum Jahr 2025 zu schaffen – aktuell sind es nur etwa 50 im Jahr.

Steigender Bedarf an Wohnungen für Senioren

Wirtschaftlich boomt Meschede wegen der guten Verfügbarkeit von Flächen für Betriebe – bis 2040 werden jährlich 285 neue Arbeitsplätze prognostiziert, aktuell sind es 320. Die Gutachter empfehlen: „Vorausschauende Ankäufe von geeigneten Flächenreserven und die bedarfsgerechte Ausweisung weiterer Gewerbeflächen können den Standortvorteil weiter festigen.“ Dafür muss aber parallel auch Wohnraum entstehen.

>>> Lesen Sie hier: Meschede: Investor muss selbst für Mäuse neue Bleibe schaffen <<<

Die Bevölkerung in Meschede wird von aktuell 29.597 Menschen auf 27.409 im Jahr 2040 sinken. Die größte Abnahme wird bei den jetzigen geburtenstarken Jahrgängen sein, den „Best Agern“ zwischen 50 und 65 Jahren sein (minus 34 Prozent): Sie wachsen ins Seniorenalter hinein – was wiederum diese Gruppe der „jungen Senioren“ von 65 bis 80 Jahren um 22 Prozent ansteigen lässt. Hier erkennt das Fachbüro deshalb einen deutlich steigenden Bedarf an Wohnraum für Senioren: 715 Wohnungen zusätzlich, außerdem weitere 270 für „Hochaltrige“ mit Serviceleistungen oder ambulanter Betreuung. Nicht alle müssen neu entstehen: Viele Wohnungen könnten auch entsprechend umgebaut werden.

Kleinere Wohnungen fehlen

Der Trend geht zu kleineren Wohnungen. Denn abnehmen wird in Meschede die Zahl der Haushalte von derzeit 13.700 auf dann 12.600, die durchschnittliche Haushaltsgröße verringert sich auf knapp unter zwei Personen.

>>> Lesen Sie hier: Das Ringen um neues Bauland im Mescheder Stadtgebiet <<<

Dabei sind die Senioren-Haushalte, laut Gutachten, „die einzig wachsende Zielgruppe“ am Mescheder Wohnungsmarkt – ein Zuwachs von 1100 Haushalten. Für sie aber fehlen kleinere, komfortablere, alters- und behindertengerechte Wohnungen. Durch den Auszug der Kinder leeren sich bei älteren Familien große Wohnungen und Eigenheime, viele Eltern würden in kleinere Immobilien wechseln: Dadurch wiederum kämen Bestandseigenheime zum Verkauf – aus preislicher Sicht würde das für junge Familien interessant.

Auch günstiger Wohnraum fehlt

Eberhard Henke, der die Behinderten-Interessen-Vertretung im Ausschuss vertritt, sagte voraus, der Bedarf an kleinen Wohnungen werde angesichts der steigenden Energiekosten vermutlich noch stärker steigen, als jetzt prognostiziert.

2200 (oder 16 Prozent) aller Haushalte in Meschede haben ein schwaches Einkommen – dieser Anteil werde bis zum Jahr 2040 konstant bleiben. Allerdings fehlt auch hier günstiger Wohnraum: Noch sind 379 Wohnungen in der Preisbindung, das sinkt aber auf 170 im Jahr 2035. Insgesamt müssten deshalb 98 zusätzliche preisgebundene Wohnungen neu entstehen, sieben pro Jahr.

>>> HINTERGRUND <<<

Wenig Hoffnung machte die Planerin, womöglich viel neues Bauland durch die Nutzung von Baulücken zu gewinnen. „Das ist ein Bohren von dicken Brettern und enorm zeitaufwendig“ – und im Ergebnis lasse sich nur jede dritte Baulücke bebauen.

Denn die meisten dieser potenziellen Baugrundstücke würden für Erben oder als Kapitalanlage mit der Spekulation auf steigende Preise liegen gelassen.