Meschede. In diesem Jahr gibt es mehr Wespen als sonst. Auch das Walburga-Krankenhaus, Standort des Klinikums Hochsauerland, bekommt dies zu spüren.

Wer draußen im Garten sitzt oder am frühen Abend grillt, ist derzeit selten allein. Die Wespen schwirren herum auf der Suche nach Futter. Dabei kann es durchaus zu gefährlichen Situationen kommen, wenn die Wespe beispielsweise in die Flasche krabbelt und dem Trinkenden in den Hals oder in die Zunge sticht. Geschichten, die in der Notfallambulanz des Krankenhauses endeten, werden derzeit häufig erzählt, doch wie sieht es wirklich im Krankenhaus Meschede aus? Gibt es wirklich mehr Stiche als in den Jahren zuvor?

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Einige Patienten stationär versorgt

Wespen schwirren durch die Luft.
Wespen schwirren durch die Luft. © dpa-tmn | Frank Rumpenhorst

Im Mescheder Walburga-Krankenhaus wird die These bestätigt. Dr. Daniel Gießmann, Chefarzt der Kardiologie, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin, sagt: „Es hat einige Patienten gegeben, die nach Wespenstichen stationär versorgt werden mussten. Nach meiner Einschätzung sind es in diesem Jahr auch mehr als im Vorjahr.“ Eine genaue Anzahl wird in der Ambulanz nicht erfasst.

Allergischer Schock

Für Menschen, die allergisch auf Wespenstiche reagieren, könne ein solcher Stich durchaus gefährlich sein und zu einem allergischen Schock führen, so Dr. Gießmann. „Dann sollte zügig ärztliche Hilfe aufgesucht oder der Rettungsdienst verständigt werden.“ Zuletzt war in Medebach ein Landwirt in Folge eines Wespenstiches gestorben.

Cortison und Antihistaminika verabreicht

Im Krankenhaus erhalten Patienten in der Regel eine „hochdosierte intravenöse Therapie mit Cortison und Antihistaminika“, erklärt Dr. Gießmann. Nicht jeder Wespenstich sei jedoch ein Notfall. „Aber wenn neben den üblichen Schmerzen und Rötungen an der Einstichstelle, weitere Symptome wie Luftnot, Schwindel, Erbrechen, Ohnmacht oder Kreislaufprobleme hinzukommen, dann sollte umgehend ein Arzt aufgesucht oder der Notarzt gerufen werden.“

Stichheiler wie hier im Bild helfen mit konzentrierter Wärme bei Insektenstichen.
Stichheiler wie hier im Bild helfen mit konzentrierter Wärme bei Insektenstichen. © obs | DAVITA® Medizinische Produkte

Stiche im Mund gefährlich

Zudem könnten Stiche im Mund auch für Menschen ohne Allergie gefährlich werden. Gießmann: „Beispielsweise wenn ein Stich im Mund stark anschwillt und der Betroffene schlecht Luft bekommt. Auch dann sollte der Notruf gewählt werden.“

Hitzestift als Tipp

Sein Tipp: Als erste Hilfe nach einem Wespenstich empfiehlt sich ein sogenannter Hitzestift (erhältlich beispielsweise in Apotheken und Drogerien). „Die Hitze zerstört die Eiweiße des Wespengifts“, so Dr. Gießmann. Danach helfe kühlen, kühlen, kühlen.

2022 ist ein Wespenjahr, das sagen auch Experten wie Johannes Quinkert, Wespen- und Hornissenbeauftragten im Hochsauerlandkreis. Der Imker hatte noch nie so viele Anfragen zu Wespen und Hornissen wie in diesem Jahr.

Neben dem trockenen, heißen Wetter, das Wespen im Gegensatz zu vielen anderen Tieren sehr gut bekommt, gibt es laut Nabu noch andere Gründe für die hohe Wespenpopulation. So seien in diesem Frühjahr besonders viele Wespenköniginnen unterwegs gewesen, um ein Nest zu gründen. Weil es in der sensiblen Phase der Neugründung etwa im Mai keine längere Kälteperiode gegeben habe, seien die Tiere gut durchgekommen.

Dadurch habe sich eine beträchtliche Population mit viel Brut aufgebaut, die derzeit ihren Höhepunkt erreiche. Zudem fielen Wespen aktuell besonders stark auf, weil sie zunehmend an menschlicher Nahrung interessiert seien, so Nabu. Das liege daran, dass etwa viele kleinere Insektenarten bei den hochsommerlichen Temperaturen im August kaum oder gar nicht mehr als Nahrung für Wespen verfügbar seien.

Grundsätzlich hätten Wespen an Menschen kein Interesse - aber sie kämen ihnen bei der Nahrungssuche eben teilweise sehr nahe. „Sie stechen nur zu, wenn sie sich bedroht fühlen - wenn man etwa nach ihnen schlägt oder sie versehentlich einklemmt.“ Die gute Nachricht: Die Wespen haben ihren Zenit nun erreicht und sie werden seltener zu Gast sein beim Grillen.