Oesterberge. Es gibt so viele Wespen wie nie im Hochsauerlandkreis. Im Notfall hilft Johannes Quinkert aus Oesterberge bei Eslohe: So hilft er, das kostet es.

Es ist wieder Hochsaison – und was für eine: So viele Wespen wie nie sind unterwegs. „Ich habe das noch nie so doll erlebt und so viele Anrufe gehabt“, sagt Johannes Quinkert aus Oesterberge bei Eslohe. Der Imker ist einer der Wespen- und Hornissenbeauftragten im Hochsauerlandkreis. Er ist zertifiziert und hat die offizielle Erlaubnis, Nester auch umsiedeln oder eventuell entfernen zu dürfen. Privatleute dürfen das nicht: Die Wespen-Völker stehen unter Naturschutz, Hornissen sogar unter besonderem Schutz.

Seit 14 Jahren hat Johannes Quinkert mit Wespen und Hornissen zu tun – und in den 14 Jahren waren es noch nie so viele wie heute, stellt er fest. Er führt das auf die Trockenheit zurück: „Die haben gut überleben können.“ Bei dauerhafter Kälte und Nässe würden die Völker ansonsten nicht so groß und so stark wie in diesem Jahr werden.

Vieles ist am Telefon zu klären

Rund 15 Einsätze hat Quinkert in dieser Saison schon gehabt. Nicht jeder ist aufwendig. Vieles sei am Telefon zu klären, oft müsse er auch nur ganz kurz ausrücken: „Manchmal muss man nur ein Brett vorstellen, dass die Einflugrichtung für die Wespen geändert wird. Dann hat man Ruhe vor denen.“

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Das "Zapfenbild" von Johannes Quinkert zeigt einen Bienenschwarm, der sich an einer Kiefer niedergelassen hat. Quinkert hat ihn anschließend abends „gepflückt“. © WP | Johannes Quinkert

In 90 Prozent der Fälle gelinge es ihm auch, sagt er, die Anrufer oder dann vor Ort zu überzeugen, dass ein Nest durchaus hängen bleiben kann. In der Höhe beispielsweise passiere gar nichts, sagt er: „Wenn es hoch ist, kommen die Wespen nicht herunter, um Menschen zu stechen.“ Das ist zugleich eines dieser Vorurteile gegen die angeblichen Plagegeister: „Die kommen sowieso nicht, um zu stechen. Wespen sind nicht böse.“

Und wenn er doch eingreifen muss: Die Völker werden dann umgesiedelt. Johannes Quinkert hat dafür selbst Kästen gebaut. Die Wespen werden abgesaugt in einen Fangkasten, der wiederum kommt in eine Kiste mit dem Nest. Ausgesetzt werden sie derzeit in einem Naturschutzgebiet um Oesterberge.

Ein echter Fan von Hornissen

Hornissen hat er zuletzt an seinem eigenen Haus wieder ausgesetzt: Dort hängen drei Kästen mit Hornissenvölkern, die dort herumfliegen. Er ist ein echter Fan von ihnen: „So ein Hornissenvolk vertilgt an einem Tag ein halbes Kilo andere Insekten, selbst andere Wespen. Sie sind sehr nützlich.“ Er sagt: „Wenn Sie keine Mücken mögen und keine anderen Wespen, dann haben Sie am besten Hornissen am Haus: Sie können zusehen, wie die in der Luft fangen und beseitigen und an ihren Nachwuchs verfüttern.“

Was tun, wenn eine Wespe nervt? Der Fachmann sagt: „Der Tipp ist ganz einfach, aber keiner beherzigt ihn, weil es den meisten so sehr schwerfällt: Ruhig bleiben, und die Wespe von sich wegführen – aber nicht nach ihr schlagen!“

Zu den Nervensägen, räumt auch Quinkert ein, zählen die Erdwespen: „Wenn man auf ihr Nest tritt, dann wird es eng.“ Das ist ihm auch schon passiert, sein „Rekord“ bei dieser Gelegenheit steht bei 26 Stichen: „Beim zehnten wollte ich da auch nicht mehr bleiben.“ Wespen und Bienen stechen übrigens vor allem an die gleiche Stelle: „Die sind sich offenbar einig, da werden Pheromone ausgesandt. Das ist das Kollektiv.“

Umsiedeln ja - aber nicht um jeden Preis

In der Regel sterben die Wespen im September, Oktober ab. Es gebe ganz wenige Völker, die etwas länger leben. Übrig bleiben ein paar Königinnen, die sich verstecken und überwintern. Von zehn Hornissen-Königinnen beispielsweise, die sich verstecken, überlebt am Ende eine, die ihr Nest bilden kann.

Man meldet sich am besten sofort bei dem Fachmann, wenn man ein Nest bei sich entdeckt hat: „Wenn das Nest und das Volk klein sind, kann man es natürlich leichter umsiedeln als riesige Nester.“ Es wird übrigens nicht um jeden Preis umgesiedelt. „Ich kann ja nicht ein halbes Wohnhaus zerstören, um an ein Nest zu kommen, das ich sowieso nicht heile bergen kann.“

Dann, wenn es nicht anders geht, muss er töten: „Das passiert aber sehr, sehr selten.“ Deshalb gilt: Möglichst früh melden – bei Hornissen beispielsweise ist es natürlich einfacher, wenn die Königin gefangen werden kann, wenn sie gerade ihr Nest baut. Wie er im Einzelfall vorgeht, dass teilt er immer der Unteren Naturschutzbehörde beim HSK in Meschede mit.

Nein, man stirbt nicht davon!

Was Johannes Quinkert auch auffällt: Es gebe so viele unsinnige Geschichten über Wespen und Hornissen – etwa die, nach drei Hornissenstichen davon zu sterben. „Wenn Sie ein gesunder Mensch sind, müssten Sie dafür so viele Hornissen stechen, wie noch nicht mal in einem ganzen Nest sind.“ Ein Bienenstich sei viel schmerzhafter als der einer Hornisse: „Wespenstiche tun weh und es wird dick, klar. Nach ein, zwei Tagen sind sie aber weg.“ Er räumt aber ein: „Aber als Imker ist man da abgehärteter.“

Und was ihn erstaunt: Die meisten Leute sagen ihm, sie seien allergisch – „aber das ist nicht wahr.“ Denn dann hätte man ständig eine Spritze dabei zum Entkrampfen.

>>> HINTERGRUND <<<

Die Kosten für die Umsiedlung: „Man kann es nie vorher sagen“, sagt Johannes Quinkert. Je nach Aufwand und Entfernung liegen sie zwischen 70 und 150 Euro – bei komplizierten Fällen kann es auch teurer werden. Er fährt zweimal hin: Einmal zum Entfernen, einmal zur Nachschau.

Meistens hilft schon eine Beratung, Die Beratung ist in der Regel kostenlos.

Melden kann man sich per Mail unter jquinkert@t-online.de, er ruft dann zurück.