Medebach/Hochsauerlandkreis. Josef Schreiber, „Chef-Landwirt“ im HSK ist unerwartet verstorben. Er war ein engagierter Vorkämpfer für seine Zunft. Weggefährten würdigen ihn.
„Es gibt Momente, da steht die Welt still“, sagt Kreislandwirt Stefan Belke und spricht damit wohl den Menschen in und um Medebach und weit darüber hinaus aus dem Herzen: Josef Schreiber, der Sprecher der Landwirte im Regierungsbezirk Arnsberg und Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Hochsauerland ist tot. Der Familienvater und Opa, überzeugte Christ, leidenschaftliche Schütze und Ehrenamtler mit Leib und Seele ist am Samstag völlig überraschend an den Folgen eines Wespenstichs nur wenige Tage vor seinem 62. Geburtstag verstorben. Im landwirtschaftlich geprägten Hochsauerland war Josef Schreiber in unterschiedlichen Ämtern und Positionen jahrzehntelang ein engagierter Vorkämpfer für seine Zunft.
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Seine teils jahrzehntelangen Wegbegleiter haben ihre Trauer und tiefe Erschütterung zum Ausdruck gebracht.
Kompetenter und verlässlicher Ansprechpartner
Hansestadt Medebach, Bürgermeister Thomas Grosche: Der viel zu frühe Tod von Josef Schreiber ist ein Schock für uns alle. Mit ihm verliert die Hansestadt Medebach einen Mann, der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und geschätzt war. Insbesondere als Interessenvertreter der Landwirtschaft oder im Schützenwesen hinterlässt Josef eine riesige Lücke. Josef hat uns bei vielen Projekten beratend zur Seite gestanden und war stets ein kompetenter und verlässlicher Ansprechpartner. Zuletzt habe ich noch am Schützenfestsonntag länger mit ihm gesprochen. Gerade dieses Gespräch wird mir in Erinnerung bleiben, da es ein freundschaftliches privates Gespräch war, bei dem er mir z.B. von der großen Freunde über sein Enkelkind berichtete. In Gedanken bin ich bei seiner Familie.
„Ich konnte mich auf sein Ehrenwort verlassen“
An meine erste Begegnung mit Josef Schreiber erinnere ich mich genau. Ich war neu bei der Westfalenpost und wollte einen Artikel über die Ernte schreiben. Vielleicht hat er innerlich mit den Augen gerollt über mich unerfahrenes Küken und meine vielen Fragen, doch er nahm sich Zeit und hat mir geduldig erklärt, was Triticale ist und was Gelb- und Braunrost für das Getreide bedeutet. Dieses Gespräch wurde zur Basis für eine jahrelange Zusammenarbeit, wie man sie sich als Presse-Vertreter nur wünschen kann.
Den Bogen zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung zu schlagen, um Transparenz und Verständnis für die Arbeit der Bauern zu schaffen, das war Josef Schreiber immer ein großes Anliegen. Wenn er anrief und sagte: „Rita, wir müssen was machen!“, konnte man sicher sein, dass er ein wichtiges Thema hatte und es dennoch sachlich anging. Eine besondere Bank war er für mich in Fällen von Tierquälerei. Wenn man ihn dann um Rat bat, hörte man förmlich die Schüppe fallen: Er ließ im eigenen Stall alles stehen und kam sofort, um sich ein eigenes Bild zu machen. Dabei stellte er sich nicht nur hinter sondern auch vor mich bis hin zu Diskussionen mit Besitzern und Behörden. Josef Schreiber war kein Typ für große Emotionen, eben Sauerländer durch und durch. Mit einem Nicken, einem Blick und einem leichten Lächeln drückte er oft aus, wofür andere viele Sätze brauchen. Man bekam stets eine durchdachte und nicht immer bequeme Antwort – meistens zeitnah, manchmal erst nach reiflicher Überlegung, als es z.B. darum ging, ob Medebach das Bundesschützenfest organisieren kann: „Wir gehen erst an die Öffentlichkeit, wenn wir uns sicher sind. Dann rufe ich Dich an.“ Meine WP-Kollegen haben den Kopf geschüttelt, doch es kam genauso: Ich konnte mich auf sein Ehrenwort verlassen.
Vor ein paar Tagen haben wir uns noch in Medebach an der Vogelstange getroffen. Es war ihm so deutlich anzumerken, wie sehr er sich freute, dass wieder Schützenfest gefeiert werden konnte und dass sowohl auf seinem Hof als auch in seiner Schützenbruderschaft die nächsten Generationen da waren und alles lief. Unsere letzten Worte: „Josef, ich melde mich demnächst wegen der Ernte-Bilanz.“ – „Jau, mach in Ruhe, wir haben ja Zeit.“ Nein, diese Zeit hatten wir leider nicht. Josef Schreiber fehlt.
Großes Herz, Fachkompetenz und geradlinige Aufrichtigkeit
WLV-Landwirtschaftlicher Kreisverband Hochsauerland, Geschäftsführer Karsten Drews-Kreiman: „Da müssen wir helfen“. Das war der Leitspruch von Josef Schreiber. Ein großes Herz prägte neben Fachkompetenz und geradliniger Aufrichtigkeit Josef Schreiber. Der langjährige Vorsitzende des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland, zugleich Bezirksverbandsvorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes Sauerland- Hellweg (Regierungsbezirk Arnsberg), hinterlässt eine große Lücke. Sein Engagement im Landwirtschaftlichen Berufsstand hat Josef Schreiber schon als junger Mann in der Landjugend begonnen. Neben verschiedenen landwirtschaftlichen Ehrenämtern war er zuletzt seit 2009 Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland und anschließend Bezirksverbandsvorsitzender. Josef Schreiber setzte sich nachdrücklich für die Verbesserung im ländlichen Raum und der in der Urproduktion beschäftigten Landbevölkerung ein.
Dort wo Not am Menschen und Vieh war, musste man nie lange fragen, um Hilfe von Josef Schreiber zu erlangen. Er fühlte sich in besonderer Weise dem Natur- und Tierschutz verpflichtet. Er hat sich in der Medebacher Bucht für die Sicherung und Herstellung eines ausgewogenen Naturhaushalts, den Schutz, die Pflege und Entwicklung der einzigartigen Landschaft eingesetzt, natürlich immer unter der Prämisse, dass landwirtschaftliche Betriebe zusammen mit dem Naturschutz zukunftsfähig aufgestellt sind. Zu diesem Zweck war Josef Schreiber auch Initiator und Vorstandsmitglied des Landschaftspflegevereins Medebacher Bucht. Durch seine zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten und sein umfassendes Engagement hat er sich große Verdienste um die heimische Landwirtschaft erworben. Die Geschlossenheit des Landwirtschaftlichen Berufsstandes und das konstruktive Zusammenwirken aller Organisationen waren ihm ein besonderes Anliegen. Josef Schreiber gehörte somit seit Jahren zu den Führungspersönlichkeiten der Landwirtschaft im Hochsauerlandkreis und darüber hinaus.
Zum Wohle des Vereins gehandelt und Lösungen für alle gefunden
St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Medebach, Vorsitzender und Hauptmann Thomas van Dyck: Wir als Verein verlieren unseren Ehrenhauptmann mit seinem Wissen und Einsatz weit über die Bruderschaft hinaus. In seinen 36 Jahren Vorstandsarbeit, davon 13 Jahre als Vorsitzender, hat er sich mit ganzer Kraft für das Schützenwesen eingesetzt und viele große Veranstaltungen maßgeblich mitgeprägt. Er hat immer zum Wohle des Vereins gehandelt und Lösungen für alle gefunden. Dabei konnte er ein zäher Verhandlungspartner sein, ohne jedoch persönlich zu werden. Großer Dank gebührt auch seiner Familie, ohne deren Unterstützung er das alles nicht hätte machen können. Ihnen wünschen wir alle erforderliche Kraft, um mit diesem Verlust fertig zu werden und den Alltag ohne Josef zu gestalten.
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Engagiert, ehrlich, geradeaus, manchmal auch streitbar, aber nie nachtragend
Sauerländer Schützenbund, Bundesgeschäftsführer Wolfram Schmitz: Josef Schreiber war ein Schützenbruder durch und durch, der sich nicht nur für seinen eigenen Verein eingesetzt hat, sondern auch groß denken konnte. Als Bundessportleiter des SSB und als Mitglied der Ritterschaft des Hl. Sebastianus haben wir ihn als Vorstandsmitglied und Mensch sehr gern in unseren Reihen gehabt. Er war engagiert, ehrlich, geradeaus, manchmal auch streitbar, aber nie nachtragend. Eigentlich wollten wir am kommenden Wochenende gemeinsam auf dem Europaschützenfest in Belgien sein. Josef Schreiber war ein außergewöhnlicher Mensch mit einer außergewöhnlichen Vita.