Meschede. Beim Automobilzulieferer Martinrea-Honsel in Meschede steht ein neuer Tarifvertrag vor dem Abschluss. Unumstritten sind die Ergebnisse nicht.

Beim Automobilzulieferer Martinrea-Honsel in Meschede steht ein neuer Tarifvertrag vor dem Abschluss. Neun Verhandlungsrunden hat es dazu zwischen der Arbeitergeberseite und der IG Metall gegeben. Unumstritten sind die Ergebnisse des „Zukunftstarifvertrages“ nicht.

Wieder Mehrarbeit geplant

Die größte Hürde war, wie abzusehen, die künftige Arbeitszeit. Unterschrieben ist der Vertrag noch nicht. In dieser Woche sind die Mitglieder der IG Metall bei zwei Versammlungen über die Verhandlungen informiert worden. Was daraus bisher bekannt geworden ist: Die Beschäftigten werden wieder mehr arbeiten müssen. Im Tarifvertrag soll die 37,5-Stunden-Woche festgelegt werden.

Wie berichtet, gilt seit Februar 2022 die 35-Stunden-Woche wieder. Zuvor hatten die Honselaner fünf Jahre lang 40 Stunden gearbeitet – es waren fünf Stunden an unbezahlter Mehrarbeit, abweichend vom IG-Metall-Tarifvertrag. Die Mehrarbeit war der Preis für die Standortsicherheit des Mescheder Unternehmens, verbunden mit Investitionen. Eine vom Arbeitgeber erhoffte Übergangslösung mit Verlängerung der 40-Stunden-Woche bis zu einem neuen Vertrag hatten die IG-Metall-Mitglieder im Frühjahr mit fast 87 Prozent abgelehnt.

Kompromiss gefasst

Die höhere Arbeitszeit ist für den Arbeitgeber Voraussetzung, um wettbewerbsfähig zu bleiben – das hatte das Management bereits vorher deutlich gemacht. An anderen Standorten des Konzerns wird schon länger gearbeitet. Im Ergebnis gibt es jetzt für Meschede den Kompromiss zwischen der aktuellen 35- und der vergangenen 40-Stunden-Woche.

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Ab 1. Oktober 2022 soll der neue Tarifvertrag gelten. Laufzeit dann: vier Jahre. Die Arbeitszeit steigt künftig wieder, diesmal um zweieinhalb Stunden: Diesmal werden davon eineinhalb Stunden nicht bezahlt, eine Stunde fließt auf ein Zeitkonto. Nach Informationen dieser Zeitung war das der Streitpunkt in den Versammlungen: Ein Teil der Beschäftigten möchte dem Unternehmen nicht erneut wieder Arbeitszeit schenken müssen. Allerdings gab es genauso Befürworter wegen der erwarteten Zukunftsperspektiven.

Millionen an Investitionen für Standort

Denn auf der Gegenseite bietet der kanadische Mutterkonzern seinem Mescheder Standort für die nächsten vier Jahre absolute Sicherheit an: Es soll keine betriebsbedingten Kündigungen geben, außerdem gibt es erhebliche Investitionszusagen. Sie sollen als Anlagen zu dem neuen Tarifvertrag auch schriftlich fixiert werden: Nach Informationen dieser Zeitung fließen damit 70 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren nach Meschede. Mit 1600 Beschäftigten ist Martinrea-Honsel der größte gewerbliche Arbeitgeber im Hochsauerlandkreis.

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Mehr Ausbildungsplätze

Martinrea-Honsel soll die Beschäftigten außerdem im Bereich von Weiterbildung und Qualifizierung unterstützen, das war eine der Forderungen der Gewerkschaftsseite. Nach unseren Informationen wird Martinrea-Honsel auch seine Bemühungen im Bereich der Ausbildung verstärken und mehr Lehrstellen anbieten – auch, um dann künftig selbst neue Fachkräfte zu haben.

Offenbar sollen 35 Ausbildungsplätze im Jahr angeboten werden. Ihnen soll danach dann auch erst einmal eine Anschlussbeschäftigung garantiert werden.