Meschede/Hagen. Wer erschlug den Mann aus der Ukraine bei Meschede? Dritter Anlauf vor Gericht im Fall des Toten aus dem Maisfeld: Aber wo sind die Zeugen?

Etwa drei Jahre ist es inzwischen her, dass in einem Maisfeld bei Schüren die Leiche eines Mannes entdeckt wurde. Die juristische Aufarbeitung des Verbrechens bei Meschede zieht und zieht sich.

Der Schauplatz hat sich ins Landgericht Hagen verlagert. Dort wird der gesamte Fall seit Dienstag wieder aufgerollt, nachdem Rechtsanwalt Otto Entrup aus Meschede vor dem Bundesgerichtshof erfolgreich war. Er ist Pflichtverteidiger des Angeklagten, eines inzwischen 31 Jahre alten Mannes aus Polen. Der war vom Landgericht Arnsberg zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden: Die Richter hielten ihn des Totschlags und der vorsätzlichen Körperverletzung für schuldig.

Ein Angeklagter wird zum Hauptbelastungszeugen

Demnach war es Ende 2019 in einer Unterkunft osteuropäischer Bauarbeiter in Meschede-Voßwinkel zu einer folgenschweren Auseinandersetzung gekommen: Ein 45 Jahre alter Mann aus der Ukraine wurde dabei erschlagen, seine Leiche dann einfach in dem Maisfeld zur Vertuschung beseitigt. In diesem zweiten Prozess hielten die Richter den 31-Jährigen am Ende für schuldig, in einem ersten Prozess war dagegen ein anderer, ein 39 Jahre alter Pole, angeklagt gewesen - aus Mangel an Beweisen aber freigesprochen worden.

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Dieser 39-Jährige war wiederum im zweiten Prozess dann der Hauptbelastungszeuge gegen seinen Landsmann. Das kritisierte der Bundesgerichtshof: Man habe sich zu sehr auf dessen Aussage gestützt - deshalb muss erneut verhandelt werden. Die obersten Richter in Karlsruhe folgten damit der Argumentation von Anwalt Entrup. In Hagen, an neutralem Ort, wird jetzt deshalb neu beraten.

Vorladung nach Hagen ignoriert

Eigentlich sollte bereits im Mai begonnen werden, wegen Corona beim Angeklagten verschob sich wieder alles. Das Landgericht Hagen hatte außerdem versucht, die allesamt abgetauchten Zeugen aus Polen zu ermitteln. Jetzt sind Termine bis in den November hinein anberaumt worden.

Ob sie neue Sachverhalte ans Tageslicht bringen werden? Zu erwarten ist das kaum. Bereits am ersten Prozesstag fehlte der wieder als Zeuge vorgeladene 39-Jährige. Per Rechtshilfe versucht das Landgericht, ihn in Polen zu finden - ohne Erfolg bisher. Denkbar wäre eine Festnahme von ihm in Polen und dann eine Zeugenvernehmung per Videoschaltung.

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Der Angeklagte, der in Hagen in Untersuchungshaft sitzt, sagte am Dienstag aus, für ihn sei es nicht überraschend, dass seine polnischen Landsleute untergetaucht und nicht erreichbar seien. Seine Mutter in Polen habe einen Anruf von einem erhalten, in dem dieser verständnislos gefragt habe, warum er in Deutschland in Haft sitze – und nicht der 39-Jährige.