Bestwig. Kein verkaufsoffener Sonntag in Bestwig: Die Werbegemeinschaft und der Einzelhandel haben besondere Probleme - die Hintergründe.
Eigentlich sollte in Bestwig jetzt der Gastgarten gefeiert werden – wegen Corona fällt die Veranstaltung aber zum dritten Mal in Folge aus. Damit wird es auch keinen verkaufsoffenen Sonntag geben. Das allerdings hat andere Gründe, sagt Olaf Badelt, Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Besser in Bestwig“.
Abgesagt wurde der Gastgarten durch die Gemeinde Bestwig vorsichtshalber mit Blick auf hohe Coronazahlen unter Teilnehmern von Großveranstaltungen. Der offene Sonntag war Bestandteil des Gastgartens. Dass der nicht angeboten würde, war jedoch schon im Frühjahr klar. Denn nach ihrer erfolgreichen Gewerbeschau hatte die Werbegemeinschaft abgefragt, wie viele Betriebe sich denn im August an einem verkaufsoffenen Sonntag beteiligen würden: „Da hatte sich nur einer gemeldet, der öffnen wollte. Alle anderen haben klipp und klar gesagt: Wir haben dafür kein Personal. Die Leute wollen sonntags nicht arbeiten.“
Unterstützend tätig werden wollte auch niemand. „Da war für uns klar, dass das Thema verkaufsoffener Sonntag durch ist. Damit macht der Gastgarten für uns auch keinen Sinn“, sagt Olaf Badelt.
Weniger Einnahmen für Aktionen
Badelt blickt auch mit Sorge auf die Geschäftswelt in seiner Gemeinde: „Wir haben zwar viele Filialisten, aber wir haben kaum noch Einzelhandel.“ Acht, neun Geschäftsschließungen verzeichnete Badelt in den letzten Monaten: „Wer mit offenen Augen durch Bestwig fährt, sieht ja, wie viel geschlossen ist.“
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Und diese Schließungen führen wiederum zu Kündigungen der Mitgliedschaften in der Werbegemeinschaft – und das hat auch Folgen: Die Werbegemeinschaft hat weniger Einnahmen, über die Aktionen finanziert werden müssen. So sorgt sich Olaf Badelt derzeit schon um das Weihnachts-Gewinnspiel der Werbegemeinschaft, bei dem, um mehr Kunden in die Geschäfte zu ziehen, immer wertvolle Preise aus dem Einzelhandel verlost wurden: „Wie sollen wir das hinbekommen, wenn kein Einzelhandel mehr da ist? Wir haben noch keine Idee.“ Oder was ist mit der Weihnachtsbeleuchtung? Wer zahlt die weiterhin? „Wenn acht, neun Betriebe weg sind, fällt auch Geld weg.“
„Kommt nicht mehr gegen Internet-Handel an“
Auf die Filialisten kann die Werbegemeinschaft auch nicht zählen: Sie sind keine Mitglieder darin. In der Vergangenheit habe sich lediglich ein Markt einmal an einen verkaufsoffenen Sonntag als Mitläufer angehängt und seinerseits geöffnet.
Mitglieder in der Werbegemeinschaft können auch Unternehmen aus der Nachbarschaft werden, dadurch sind Betriebe auch aus Olsberg und Meschede eingetreten. Nur verändert das an der Situation in Bestwig nichts. Olaf Badelt sagt: „Man kommt nicht mehr gegen den Internet-Handel an.“ Die Werbegemeinschaft will deshalb die übrigen Betriebe künftig noch stärker bei ihrer digitalen Präsentation unterstützen.
„Gastgarten hat sich totgelaufen“
Für den Gastgarten hat die Gemeinde Bestwig erst einmal eine Kreativpause ausgerufen, um das Konzept zu überdenken. Ob die Händler dann eine Neuauflage unterstützen? Olaf Badelt will abwarten, was Kreatives entstehen wird: „Jetzt liegen erst mal 365 Tage dazwischen – abwarten! Wo eine gute Idee ist, da unterstützen wir das. Warum sollten wir uns quer stellen?“
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Den Gastgarten in seiner bisherigen Ausrichtung sieht Olaf Badelt allerdings als gescheitert an. „Man sah doch auf den Fotos davon: Es war nichts mehr los, die Leute wollten das nicht mehr. Der Gastgarten hat sich totgelaufen, so sehe ich das.“ Badelt bietet ja durchaus auch unkonventionelle neue Ansätze, räumt aber ein: „Ich habe mir zuletzt böse den Mund verbrannt.“ Denn er hatte die Idee einer Bestwiger Loveparade, mit einem Umzug die B7 hinauf und hinunter, mit Endstation am Rathaus: „Warum nicht? So was hat es im Sauerland noch nicht gegeben. Das wäre doch spannend gewesen. Und mal was anderes.“
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Aufgegeben hat Olaf Badelt inzwischen seine Idee, das 40-jährige Bestehen der Werbegemeinschaft mit einer Feier nachzuholen. „Das ist in der Vergangenheit alles an Corona gescheitert“, sagt er. Inzwischen habe sich das Jubiläum zeitlich überholt.
Er wollte das Jubiläum mit einer großen Silvesterparty in der Velmeder Schützenhalle feiern: „Ich hätte es auch durchgezogen. Aber die Mehrheit des Vorstandes hat dann gesagt, das macht keinen Sinn, da geht keiner wegen Corona hin.“