Meschede. Von Brandstiftung bis Raubüberfall: Eine Jugendbande steht in Meschede vor Gericht. Einer gilt als Intensivtäter.
Die Polizei hat 2021 eine Jugendbande fassen können, die unter wechselnder Beteiligung in den letzten Jahren zahlreiche Verbrechen in und um Meschede durchgeführt hat. Verantwortlich ist sie auch für den Überfall auf einen 15-Jährigen in Meschede und für eine Brandstiftung in der leerstehenden Salus-Klinik in Oeventrop.
Als Intensivtäter geführt
Verantwortlich sind insbesondere drei junge Männer, um die sich wiederum andere sammelten – alles Deutsche, teils mit Migrationshintergrund. Haupttäter ist ein heute 20-Jähriger, der inzwischen zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt wurde: Die Polizei führte ihn als Intensivtäter. Einer seiner Komplizen, ein 22-Jähriger aus Meschede, gab jetzt vor dem Jugendschöffengericht Einblick in die Szene.
Am Ende wird der 22-Jährige zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, unter anderem wegen schwerer räuberischer Erpressung: Er war derjenige, der im Juli 2017 am Hohlweg einem 15-Jährigen aus Schmallenberg ein Messer an den Bauch drückte und ihm sein Geld raubte - der 15-Jährige, der die Gruppe kannte, hatte zuvor leichtsinnigerweise erzählt, dass er 172 Euro dabei habe, um sich in Meschede Schuhe zu kaufen.
„Sei keine Pussy“
Die drei ließen ihn zuerst ziehen, besprachen sich noch einmal, dann rannten sie hinter ihm her und überfielen ihn. Das Messer dafür bekam der 22-Jährige von dem Intensivtäter, quasi der Boss und starke Mann der Bande. Seine Aufforderung, „jetzt sei keine Pussy!“ reichte aus, damit der 22-Jährige meinte, sich beweisen zu müssen. Er bedrohte den 15-Jährigen mit dem Messer. Mit ihrer Beute liefen die jungen Männer in Richtung Hit weg. „Das ist tatsächlich Schwerkriminalität“, urteilte Richterin Mareike Vogt.
>>> Lesen Sie auch: Wie es mit der Grill Pizzeria Moderna in Meschede weitergeht <<<
Zugegeben hat der 22-Jährige auch, dass er bei der Brandstiftung in der leerstehenden Oeventroper Klinik dabei war, bestritt aber, selbst Feuer gelegt zu haben. Der Dachstuhl in der Klinik stand im Juli 2017 in Flammen. 119 Einsatzkräfte, nicht nur aus dem Arnsberger Stadtgebiet, sondern auch aus Freienohl, mussten damals den Großbrand in dem ehemaligen Kloster löschen.
Marihuana rauchen
Neben dem 22-Jährigen waren wieder der 20-Jährige Boss dabei, außerdem ein heute 26-Jähriger aus Meschede. Die drei waren schon öfter in dem Gebäudekomplex, um zu „chillen“ - was für sie bedeutete, Marihuana zu rauchen: „Wir haben den ganzen Tag geraucht. Bei uns war das alltäglich“, so der Boss als Zeuge. Durch eine Luke gelangten die drei jungen Männer aufs Dach und kletterten von dort aus in einen Raum im Dachstuhl.
Der 20-Jährige soll dann das Feuer gelegt haben - einfach so: „Wir haben wohl Spaß daran gehabt, ich weiß es nicht.“ „Nach zwei Minuten war das schon ein ordentliches Feuer“, erinnerte sich der 26-Jährige vor Gericht. Er beschuldigte wiederum später bei der Polizei den 22-Jährigen, dass dieser dann auch Füllungen aus Sesseln ins Feuer geworfen habe. Daran konnte er sich vor Gericht nicht mehr erinnern, auch der Boss nicht. Die Feuerwehr zu rufen: Auf die Idee kam keiner der drei. Letztlich fehlte ein Beweis für den Vorwurf der Brandstiftung gegen den 22-Jährigen: Der wurde fallen gelassen.
ADHS diagnostiziert
Verteidiger Otto Entrup kennzeichnete seinen Mandanten als jungen Mann, „der sich hat mitreißen lassen“: Er sei leicht beeinflussbar. Der 22-Jährige lebt inzwischen in einer Wohngruppe, seine Eltern stehen zu ihm. Ziel ist, endlich Strukturen für sein Leben aufzubauen. Mittlerweile nimmt er dafür auch Hilfen an, zum Beispiel von seinem Betreuer. Hilfen hatte er in der Vergangenheit immer verweigert. ADHS war bei ihm als Kind diagnostiziert worden, das Jugendamt führte ihn als „verhaltensauffällig“. Als 14-Jähriger fing er an, Cannabis und Alkohol zu konsumieren, ab 16 kamen härtere Drogen dazu.
Verurteilt wurde der 22-Jährige auch wegen Hausfriedensbruch, weil er in Meschede auf einem fremden Grundstück an einer Laube herumlungerte. In Freienohl und in Soest war er außerdem mit geringen Mengen Marihuana von der Polizei erwischt worden. Bei der Hauptstrafe für den Überfall mit einem Messer auf den 15-Jährigen, verwies Richterin Mareike Vogt darauf, dass Erwachsene dafür mit einer Haftstrafe von fünf Jahren rechnen müssten.