Meschede. Alex Autopflege an der Briloner Straße in Meschede hat eröffnet. Wir haben getestet: Was kann die längste Waschstraße im Hochsauerlandkreis?

Alex Autopflege an der Briloner Straße in Meschede hat eröffnet. Wir haben den Test gemacht: Was kann die längste Waschstraße im Hochsauerlandkreis?

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Inhaber Alexander Uting (rechts) und Betriebsleiter Mike Kleinsorge von Alex Autopflege in Meschede erklären die Anlage.
Inhaber Alexander Uting (rechts) und Betriebsleiter Mike Kleinsorge von Alex Autopflege in Meschede erklären die Anlage. © Ilka Trudewind

Zugegeben, die Lackpflege an meinem blauen Auto ist ausbaufähig. Betriebsleiter Mike Kleinsorge und Inhaber Alexander Uting drehen eine Runde ums Kfz. Ich höre „eingebrannt“ und „da müssen wir erst mit der Lanze dran“. Oha.

Bis zum 8. August zum halben Preis

Ich fahre vor. Von vier Programmen wähle ich „Das Beste“, wenn schon denn schon. Das Programm kostet normalerweise 19 Euro. Bis zum 8. August zahlen Kunden nur die Hälfte, da Maschinen und Pflegemittel in der neuen Anlage noch aufeinander abgestimmt werden, das dauert ein paar hundert Waschgänge. Die ersten 400 Kunden waren schon da. „Das würden wir später gern mal täglich schaffen“, erklärt Alexander Uting. Möglich sind 80 bis 100 Autos in der Stunde.

Mit Hochdruck bearbeitet

Da ist die Lanze. Weil sich auf dem Auto sehr viel Schmutz und verendete Insekten (Ja, tut mir auch Leid.) befinden, bearbeitet Mike Kleinsorge die Karosserie zunächst mit Hochdruck. Ich meine durch die verdreckte Frontscheibe ein Grinsen zu erkennen.

Bereit zum Einsatz: In der Waschstraße wird auch mit Lichteffekten gearbeitet.
Bereit zum Einsatz: In der Waschstraße wird auch mit Lichteffekten gearbeitet. © Ilka Trudewind

Motor an, Automatik auf N

Nun kommt der Moment, den ich immer fürchte, weil ich innerhalb von kurzer Zeit viele Knöpfe drücken muss (und ungeduldige Männer mit Hochdruckreinigern in anderen Waschstraßen mich schon häufig angemault haben. Kleiner Tipp: Davon geht es nicht schneller!) Also: Motor an, Scheibenwischer aus, „Hold on“ aus (diesen Knopf habe ich noch nie gesehen), Automatik auf „N“. Läuft.

Wie in einem Musikvideo

Das Auto ruckelt. Grüne, blaue, rote Lichter flackern, das Auto wird shampooniert. Der Bereich nennt sich die „Schaumwand“. Komme mir vor wie in einem Musikvideo. Das ist auf jeden Fall auch etwas für Kinder. Vielleicht als Tipp für einen Regentag. Denn bei Regen, so Uting, ist der Schmutz auf dem Lack schon schön eingeweicht. Es ist nichts so schlecht, dass es auch etwas Gutes hat.

Polieren auf Hochglanz

Die Textilwalzen rollen heran und schrubben. Oben, Seite, unten. Hihi. Zum Glück ist das Auto nicht kitzelig. Ja, ich lebe mit Menschen unter sechs Jahren zusammen, das verändert den Humor – und den Zustand des Innenraums. Aber dazu kommen wir später. Es folgt der rote Bereich. Eher flauschige Bürsten und Tentakel streifen über die Karosserie und polieren das Kfz auf Hochglanz.

Längere Einwirkzeit

Die Schaumwall bei Alex Autopflege: In diesem Bereich der Waschstraße wird das Auto eingeschäumt
Die Schaumwall bei Alex Autopflege: In diesem Bereich der Waschstraße wird das Auto eingeschäumt © Ilka Trudewind

Aber warum 48 Meter? So haben die speziellen Pflegemittel eine längere Einwirkzeit und werden nicht sofort wieder abgewaschen, erklärt Uting. Beispielsweise folgt nach den Düsen mit dem Wachs vier bis fünf Meter Leerlauf, damit das Mittel wirken kann. Außerdem laufe auch die Vorwäsche automatisch, die sonst per Hand erfolge. Wenn das Autos sehr schmutzig ist, wird trotzdem die „Lanze“ angesetzt.

Entkalktes Wasser

Schließlich wird das Auto noch mit entkalktem Wasser gereinigt. „Dann bilden sich auf dem Auto nachher nicht diese typischen Tropfen“, so Uting. Vor mir rollt schon eine schwarz-blaue Rolle – auch eher flauschig. Das Auto wird trocken gerubbelt und schließlich mit fünf Düsen geföhnt. Ein wohliges Gefühl. Da fehlt ja jetzt nur noch der Bademantel und eine Runde Wetten dass?! ...

Halle mit Staubsaugern und Druckluftpistolen

Nach gut fünf Minuten ist das Auto nun sauber, ich fahre in einer Linkskurve in die Halle mit 23 Saugplätzen. Noch nicht alle sind in Betrieb, weil Düsen fehlen. Ein Beispiel von mehreren Lieferschwierigkeiten, mit denen Alexander Uting in den vergangenen Monaten zu kämpfen hatte. Es gab einige Verzögerungen. Ursprünglich hatte er mit einer Eröffnung im April/Mai gerechnet.

Eingebranntes auf dunklem Lack

Das Auto glänzt, die Felgen sehen top aus. Auf dem Lack sind noch ein paar Punkte zu sehen. Diese Flecken haben sich bereits in den Lack eingebrannt, sie müssten rauspoliert werden, erklärt Uting. Gerade dunkle Lacke seien für Eingebranntes gefährdet: „Bei 25 Grad erhitzt sich dunkler Lack in kurzer Zeit auf über 80 Grad, die Oberfläche weicht leicht auf. Abends kühlt er wieder runter und der Schmutz verbindet sich mit dem Lack“, erklärt Uting.

Auch Vogelkot brennt ein

Das geht unter Umständen sehr schnell: Mike Kleinsorge erzählt von einem Kunden, dem ein Vogel einen Gruß auf dem Dach hinterlassen hatte. Bei den fast 40 Grad Außentemperatur habe sich der Kot sofort eingefressen und ließ sich nur durch Polieren entfernen.

Der Wagen glänzt wieder.
Der Wagen glänzt wieder. © Ilka Trudewind

Krümel mit Druckluft bekämpfen

Von außen ist das Auto also fein, bleibt noch der Innenraum. Auf Boden und Sitze befinden sich aus Gründen (siehe oben) einer Mischung aus Sand, Krümel (hauptsächlich Laugenstange, etwas Keks) und Waldboden und Kies. Die Sauger schaffen alles problemlos. Und die Druckluftpistole pustet den Dreck aus allen Ritzen. Zum Beispiel rund um den Schaltknauf und in den Sitzen. Eine großartige Erfindung. Gibt es das auch für Kinder?

Fazit: Eine sehr gute Mischung aus Wascherlebnis und Waschergebnis.

  • 95 Prozent des Wassers werden in unterirdischen Tanks aufbereitet. Pro Waschgang werden etwa 450 Liter Wasser benötigt. Maximal 25 bis 30 Liter Frischwasser werden laut Uting pro Waschgang verbraucht. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert den Strom für die Anlage selbst.
  • Alexander Uting lernte Kfz-Mechaniker bei Opel, ein Gewerbe zur Kfz-Aufbereitung baute er nebenberuflich auf. Heute betreibt er in Schmallenberg eine 32 Meter lange Waschstraße mit Kfz-Aufbereitung und Lackiererei und 26 Angestellten.
  • In Meschede betreibt Uting mit einem Geschäftspartner eine SB-Waschanlage im Schwarzen Bruch (neben Lahrmann).
  • An der Briloner Straße arbeiten zunächst vier Angestellte, weitere sollen noch hinzukommen. Geplant ist zum Beispiel auch das Angebot einer professionellen Innenraumreinigung, während der Kunde einen Kaffee trinkt oder einkaufen geht.
  • Kunden, die Platzangst haben oder sich in Waschstraßen nicht wohl fühlen, können das Auto von einem Mitarbeiter durch die Waschstraße fahren lassen. Über eine Kundenkarte gibt es Vergünstigungen (www.autopflegealex.de). Das Staubsaugen in der Halle ist im Preis inbegriffen. Nur zu saugen ist nicht möglich.