Freienohl. Die Pfiff Pfitzner Reitsport GmbH in Freienohl (Meschede) ist seit Februar insolvent. Der Insolvenzverwalter kündigt drastische Schritte an.

Für die Pfiff Pfitzner Reitsport GmbH gibt es keine Zukunft. Die Bemühungen des Insolvenzverwalters Dr. Axel Kampmann, einen Investor zu finden und das Unternehmen zu sanieren, sind gescheitert. Immobilien und Inventar werden nun verkauft, das Lager ist bereits geräumt. Die bislang bekannten Schulden des Unternehmens belaufen sich auf 4,5 Millionen Euro.

Container im Rotterdamer Hafen

Der Pfitzner Reitsport-Einzelhandel wurde in den 1970ern aufgebaut.
Der Pfitzner Reitsport-Einzelhandel wurde in den 1970ern aufgebaut. © Trudewind

Im Frühjahr 2022 befand sich Pfiff in einer komplizierten Ausgangslage: Dazu gehörte ein Container, der seit September 2021 im Rotterdamer Hafen feststeckte. „Darin befand sich die Winterware im Wert von mehreren hunderttausend Euro, die aufgrund massiver Liquiditätsproblemen nicht ausgelöst werden konnten“, erklärte Dr. Axel Kampmann, der als Insolvenzverwalter vom Amtsgericht Arnsberg bestellt worden ist.

Ausgangslage zu schlecht

Dem Reitsport-Großhändler fehlte somit im Herbst eine gesamte Kollektion im Verkauf. Um das Unternehmen fortführen zu können, hätte ein Investor die Schulden begleichen, in Zeiten komplizierter Lieferketten Ware für die nächste Saison aus Asien beschaffen und die verärgerten Lieferanten besänftigen müssen. „Die Ausgangslage war wirtschaftlich und geschäftlich zu schlecht. Ein Käufer hätte bei null anfangen müssen“, sagt Dr. Kampmann.

Nach 47 Jahren abgewickelt

Dr. Axel Kampmann, Insolvenzverwalter der Pfiff Pfitzner GmbH Meschede.
Dr. Axel Kampmann, Insolvenzverwalter der Pfiff Pfitzner GmbH Meschede. © Privat

Nun wird das Unternehmen aus Freienohl nach seiner 47-jährigen Geschichte abgewickelt. Die Mitarbeiter wurden zum 28. März freigestellt. Der Betrieb zum 31. März eingestellt. Die letzten Verträge der Mitarbeiter enden zum 31. Juli. Zuletzt hatten 23 Menschen für Pfiff gearbeitet.

Immobilien stehen zum Verkauf

Die Waren im Lager wurden bereits verkauft und abgeholt. Die Immobilien an der Bahnhofstraße, die sich auf insgesamt elf Flurstücke und gut 10.000 Quadratmeter verteilen, werden bald zum Verkauf angeboten. Die Sparkasse hat bereits ein Wertgutachten erstellt.

Inventar wird versteigert

Ein Verwerter versteigert nun das Inventar. Dazu gehört die Einrichtung der Büros und des Lagers.

Was ist mit Gesellschafter Thomas Wiese?

Inwieweit Gesellschafter Thomas Wiese belangt werden könne, sei noch nicht klar, so Kampmann. Hierzu müssten auch erst der Ausgang der Auktionen und Abverkäufe abgewartet werden. Schlussendlich werde dies auch Teil einer juristischen Aufarbeitung sein. Branchenkenner werfen Wiese vor, das Freienohler Unternehmen nicht ausreichend mit Kapital ausgestattet zu haben, und so auch zum Ruin der Pfiff Pfitzner GmbH beigetragen zu haben. Auf eine schriftliche Anfrage der Redaktion hat Thomas Wiese bislang nicht reagiert.

Wiese stieg 2017 bei Pfiff ein

Wiese war 2017 bei Pfiff eingestiegen und stand damals auch als Finanzierer hinter dem Reitsportzentrum Massener Heide in Unna. In den vergangenen Jahren geriet der Unternehmer in die Schlagzeilen, weil er sich vor dem OLG Hamm mit dem Aluminiumwerk Unna, dessen Vorstand er einst war, streitet. Es geht um mehr als drei Millionen Euro, die Wieses Zeitarbeitsfirma dem Aluwerk schulden soll – und drei Luxussportwagen, die Wiese über das Werk finanziert haben soll. Das Landgericht Dortmund hatte dem Aluwerk in erster Instanz Recht gegeben.

Hintergrund

- Das 1975 gegründete Unternehmen ist eine bekannte Marke im Reitsportsegment mit Vertriebsteams in ganz Europa.

- Pfiff war eine weltweit bekannteste Marke im Reitsportsegment. Unter der Eigenmarke Pfiff wurde ein Vollsortiment in Form von Zubehör für Reiter (Bekleidung und Ausrüstung), Pferd (Decken, Gamaschen, Sättel, Zaumzeug, Trensen und Pflegeartikel) sowie für Stall und Weide (Schränke, Tröge, Weidezäune und Futtermittel) angeboten.

- Das Sortiment der Freienohler Firma umfasste zuletzt rund 8800 Artikel bei etwa 2700 Grundartikeln.

- Die Auswirkungen der Pandemie hatte Pfiff stark getroffen. Das Handelshaus belieferte Reitsport-Fachgeschäfte und Onlinehändler und produzierte eigene Waren. Viele Fachgeschäfte mussten während der Corona-Lockdowns schließen, entsprechend schrumpfte der Umsatz. Im März und April 2020 meldete das Freienohler Traditionsunternehmen Kurzarbeit an. Auch der Import von Artikeln - vor allem aus Fernost - wurde immer komplizierter, Verzögerungen und ausbleibende Lieferungen machten Pfiff zu schaffen.