Meschede. Sexismus-Debatte: Düsseldorf und Würzburg verbieten Malle-Hit „Layla“. Musiker aus dem Sauerland finden das Lied aus anderem Grund unterirdisch.
„Meine Puffmama heißt Layla, sie ist schöner, jünger, geiler“, heißt es im Malle-Hit von DJ Robin & Schürze. Das Lied hat eine Sexismus-Debatte ausgelöst. In Düsseldorf und Würzburg wurde das Lied verboten. Auch in den Schützenhallen im Sauerland fordert das Schützenvolk das Lied immer wieder ein. Es wird rauf- und runter gespielt. Doch zwischen den Musikern auf der Bühne und den Feiernden vor der Bühne besteht ein deutliches Begeisterungsgefälle.
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„Wir sind Dienstleister“, sagt Burkhard Sommer von der Cover-Band Fast Forward aus Bremke. Die Band spielt die Festmusik auf Schützenfesten, so auch vom vom 16. bis 18. Juli in Grevenstein. „Deshalb spielen wir die Lieder, die das Publikum hören möchte. Auch Layla. Aber wenn Sie mich als Musiker fragen, ob mir das Lied gefällt, sage ich ganz klar: Nein.“
Begeisterung klingt anders
Begeisterung klingt wahrlich anders. Sommer charakterisiert Layla folgendermaßen: „Musikalisch flach, Text simpel, ein Lied ohne Charakter.“ Es sei ein Song aus dem Malle-Sektor, der darauf abzielt, dass die Menschen in Partylaune auf die Tische steigen. Weshalb das Lied auch auf einem Schützenfest funktioniert.
Kinderlieder musikalisch anspruchsvoller
Immer wieder schaffen es Lieder aus Mallorca in die Schützenhallen. Jedes Jahr gibt es „auf der Halle“ Lieder, die besonders gefeiert werden. In der Vergangenheit auch oft Kinderlieder wie „Fliegerlied“, „Schni-Schna-Schnappi“ oder „Kinder vom Süderhof“. „Die Lieder sind dann auch musikalisch anspruchsvoller“, so Sommer.
„Wir kommen nicht drumherum“
Auch Philipp Luke, Vorsitzender der Partyband „Die Brandstifter“ aus Attendorn, sieht in Layla keine
musikalische Offenbarung. Die Tanzmusikbesetzung des Musikzugs der freiwilligen Feuerwehr Attendorn spielte den Song auch viele Male auf dem Schützenfest in Freienohl. Luke sagt: „Wir kommen um das Lied nicht drumherum, auch wenn man sich das wünschen würde.“
Nur mit Bauchschmerzen
So sieht es auch Thorsten Klein von der Band Night Life aus Elspe, die auf dem Schützenfest in Meschede-Nord gespielt hat. „Es gibt bessere Lieder, aber was soll man machen, wenn man sonst vom Publikum ausgemeckert wird? Dann muss man über seinen Schatten springen.“ Die Band spiele das Lied nur mit „Bauchschmerzen“. Das Motto der Elsper laute deshalb: „Singen, spielen, nicht drüber nachdenken.“
Freienohler dichten Lied um
Denn das Publikum fordert das Lied massiv ein: „Auf einem Schützenfest stimmten wir ein anderes Lied an und die Menge vor der Bühne verlangte lautstark „Layla“. Das habe ich so noch nicht erlebt“, sagt Philipp Luke. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Brandstifter das Lied noch gar nicht im Repertoire. Die Attendorner Band spielt lieber anspruchsvollere Stimmungslieder mit Herz. Dazu gehört zum Beispiel das Lied „Et jitt kei Wood“, auf das die Freienohler sogar einen eigenen Text geschrieben haben.
Verbote kontraproduktiv
Auch der Liedtext habe innerhalb der Band für Diskussionen gesorgt. Luke: „Ein Kollege sagte klar, dass er Probleme damit hat.“ Auf ersten großen Festen in Düsseldorf und Würzburg wurde der Song aufgrund von Sexismus-Vorwürfen behördlich verboten. „Meiner Meinung nach sind solche Verbote kontraproduktiv. Dann sind die Leute noch heißer darauf“, lautet die Einschätzung Burkhard Sommer von Fast Forward ein.
Für Sommer ist „Layla“ eine Eintagsfliege und am Ende des Jahres werden die „Noten verbrannt“ – das habe man schon gemeinsam entschieden. „Es sei im Endeffekt eins von 1000 Liedern.“
Hintergrund
- In dem Lied heißt es unter anderem:
- „Ich hab‘ nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler (...)
- Die schöne Layla, die geile Layla. Das Luder Layla, unsre Layla (...).“
- „Layla“ von DJ Robin & Schürze steht fast drei Wochen auf Platz 1 der deutschen Singlecharts
- DJ Robin sagte in einem Statement gegenüber „Bild“: „Früher haben die Leute ‚Skandal im Sperrbezirk‘ gesungen oder ‚Wir fahren in den Puff nach Barcelona“. So ganz könne man die Diskussion nicht verstehen. „Es kann jeder seine Meinung haben, aber in jedem Deutsch-Rap-Lied sind die Texte schlimmer. Da regt sich kein Mensch auf.“
- Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) schaltete sich auf Twitter zur Sexismusdebatte ein. Sein Tweet: „Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel.“