Grafschaft/Berghausen. Sexismus-Vorwürfe beschäftigten die Schützen in Grafschaft und den Musikverein Berghausen. Das ist passiert - und so sind die Reaktionen.

Nach dem Schützenfest in Grafschaft im Stadtgebiet Schmallenberg müssen sich die Vorstände der St.-Sebastian-Bruderschaft und der Festkapelle aus Berghausen mit Sexismus-Vorwürfen beschäftigen. Nach Informationen dieser Zeitung machten bedruckte Zettel mit eindeutig zweideutigen Inhalten unter Festgästen die Runde.

Symbolisch: Eine Schützenjacke liegt auf einem Tisch, darauf stehen zwei Bier: Es ist Schützenfest-Saison.
Symbolisch: Eine Schützenjacke liegt auf einem Tisch, darauf stehen zwei Bier: Es ist Schützenfest-Saison. © Archiv

„Die flogen da massenhaft rum“, sagte einer der Verantwortlichen. Zum Teil wurden die Zettel fotografiert und mit dem Handy per Whatsapp verschickt - auch eine interne Vorstandsrunde soll der Adressat gewesen sein, weil die Zettel als „spaßig“ empfunden wurden. „Antrag auf unverbindlichen Geschlechtsverkehr“ steht über den Papier.

Es ist im Internet abrufbar und kann dort ausgedruckt werden. Pikant: Jemand hatte sich für die Verbreitung in Grafschaft die Mühe gemacht und das Logo des Musikvereins Berghausen eingefügt - der Festkapelle. Es gibt auch mindestens eine handschriftlich ausgefüllte Version, die verbreitet wurde und sehr tief blicken lässt: „divers, offen für alles“ ist da notiert, „Röcheln“ wird als spezielle Vorliebe angegeben, außerdem: „Ich mag es pur.“ Als Krankheit ist „Unterhopfung“ notiert, eine Anspielung auf Alkohol-Konsum auf dem Schützenfest. Weitere Punkte sind nicht zitierfähig.

Verstoß gegen das Urheberrecht

Die Polizei in Meschede hat sich inzwischen mit der Verbreitung der Zettel befasst. „Eine Geschmacklosigkeit“, nennt sie Pressesprecher Volker Stracke. Strafrechtlich sieht er hier eine mögliche Verletzung des Urheberrechts zum Nachteil des Musikvereins Berghausen - sollte ein Unbefugter das Logo verwendet haben. „Die Vertreter des Vereins müssten dann Strafanzeige erstatten“, erklärte er.

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Dominik Berls, erster Vorsitzender des Musikvereins, unterstreicht, dass sich der gesamte Verein „ausdrücklich von dem beschriebenen geschmacklosen Formular“ distanziert. In einer Stellungnahme hebt er außerdem hervor, dass das Dokument „bestimmt nicht durch den Musikverein erstellt und in Umlauf gebracht worden ist.“ Er sagt weiter: „Wir sind aktuell dabei, den oder die Verfasser ausfindig zu machen und zur Rede zu stellen, da so etwas nicht passieren darf.“

Musikverein: Keine Kenntnis

Berls hatte auch durch eine Google-Suche festgestellt, dass das Dokument im Internet zu finden ist und stellt heraus: „Jemand muss dann noch das Logo unseres Musikvereins, das sich ebenfalls frei verfügbar im Internet befindet, auf dieses Dokument kopiert haben, allerdings ohne unser Wissen und ganz sicher auch ohne unsere Erlaubnis. Hätten wir Kenntnis davon gehabt, hätten wir dies sofort unterbunden.“

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Der Musikverein Cäcilia Berghausen sei sehr engagiert in der Jugendarbeit und Nachwuchsförderung und daher werde eine besondere Sorgfaltspflicht erwartet. „Wir sind äußerst enttäuscht darüber, dass unser Name in diesem Zusammenhang so missbraucht wurde. Es schmerzt uns sehr, dass unser Musikverein mit einer solchen geschmacklosen Geschichte in Verbindung gebracht wird.“

Bedauern beim Vorstand

Auch der Vorstand der Grafschafter Schützen ist geschockt über das Dokument. Tobias Cordes, erster Brudermeister der Grafschafter Schützen, hat von den besagten Zetteln, die in der Halle rumgeflogen seien, selbst nichts mitbekommen. Aber: „Wir distanzieren uns ausdrücklich von dem Formular. Beim Aufräumen in der Halle haben wir auch keinen solchen Zettel gefunden.“ Er findet es schade, dass das „schöne Fest“, das man drei Tage lange gefeiert hatte, von einem solchen Vorfall jetzt im Nachhinein überschattet wird.