Meschede. Alexander Bethke nennt sich zwar Citymanager, er ist aber nicht bei der Stadt angestellt. Im Interview erläutert er seine Ziele für Meschede.

Alexander Bethke ist Meschedes neuer Citymanager. Allerdings ist er nicht bei der Stadt Meschede oder dem Mescheder Stadtmarketing angestellt, sondern beim Planungs- und Gutachterbüro „Stadt + Handel“. Im Interview erläutert er das Konstrukt, seine Aufgaben und seine Visionen für die Stadt.

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Sie sind Citymanager, aber nicht so, wie viele Mescheder es von früher kennen, da war der Posten direkt beim Stadtmarketing angesiedelt.

Alexander Bethke: Nein, ich bin weiterhin bei „Stadt + Handel“ angestellt und kümmere mich mit zehn Stunden pro Woche ums Citymanagement in Meschede. Die Projektleitung hat meine Kollegin Anne Kraft aus Meschede. Daneben bin ich noch als Citymanager zuständig für Radevormwald und für Ennepetal. Das ist aber nichts Ungewöhnliches. Unser Planungsbüro beschäftigt rund 25 „Citymanager“. Das bietet auch viele Vorteile, weil da ein großer Pool an Wissen und Erfahrung zusammenkommt.

Und wie lange läuft jetzt Ihre Zusammenarbeit mit Meschede?

Unsere Beauftragung läuft bis Juli 2024. Das ermöglicht uns, den Prozess um das Sofortprogramm Innenstadt bis zum Ende zu begleiten. Rund 175.000 Euro stehen da zur Verfügung. Zehn Prozent davon übernimmt die Stadt. Der Fonds wurde aufgelegt, um die Innenstädte nach den Corona-Lockdowns zu unterstützen. Der Projektzeitraum endet Ende 2023.

Was sind Ihre Aufgaben?

Weil es hier bereits ein sehr aktives Stadtmarketing gibt, sind meine Aufgaben vor allem auf das Sofortprogramm Innenstadt ausgerichtet. Dabei werden neue Nutzerinnen und Nutzer für Leerstände in der Innenstadt - im Gebiet des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (INSEK) - gesucht. Die Startups werden über eine deutlich vergünstigte Miete gefördert. Das Ganze ist recht zeitaufwändig, aber ein Superprogramm, das wir schon in vielen anderen Kommunen mit Erfolg umgesetzt haben. Daneben suche ich auch nach weiteren möglichen Förderprogrammen, wie das Fassaden- und Hofflächenprogramm. Da ist bis zu 50 Prozent Förderung für Eigentümer möglich.

Sie sollen sich auch um die verkaufsoffenen Sonntage kümmern?

Ich werde versuchen, in Abstimmung mit der Werbegemeinschaft Regelungen zu finden, die möglichst alle Beteiligten zufriedenstellen und die mit Blick auf die Gewerkschafts-Klagen rechtssicher sind. Auch das ist kompliziert, denn verkaufsoffene Sonntage, wie zuletzt am Wochenende, dürfen ja nur noch im Rahmen von Veranstaltungen stattfinden und man muss klären, wer teilnehmen darf. Letztlich ist auch die Digitalisierung der Einzelhändler Thema, um deren Sichtbarkeit im Internet auszubauen.

Lassen Sie uns noch mal über das Leerstandsmanagement sprechen. Gibt es innovative Ideen, die sie sich für Meschede vorstellen können?

Es gibt viele coole Ideen, aber es nutzt nichts, wenn ich mir etwas vorstelle, die Mieterinnen und Mieter müssen es umsetzen wollen. In Radevormwald hat sich zum Beispiel ein junges E-Mobilität-Startup angesiedelt, das City-Scooter und E-Bikes vermietet, aber dafür braucht man auch Menschen, die für ein solches Projekt brennen.

Wie sehen Sie die Zusammensetzung der Innenstadt?

Meschede hat eine gute Mischung von Filialisten und inhabergeführten Geschäften, wobei ich ein großer Fan der inhabergeführten Betriebe bin, weil man sich dort in der Regel stärker für die Innenstadt einsetzt. Auf Dauer wird es immer schwerer, gegen die großen Online-Player zu bestehen. Kleinere Geschäfte aber können das durch individuelle Beratung, ein individualisiertes und ansprechend präsentiertes Angebot und guten Service. Sie sind die Basis für die Zukunft der Klein- und Mittelstädte.

Und wo liegt sonst die Zukunft der Innenstadt?

Innenstädte waren immer schon Orte der Kommunikation. Früher waren die Einzelhändler die Frequenzbringer, heute sind es Veranstaltungen und Gastronomie. In Innenstädten müssen sich Menschen gern aufhalten.

Der Aldi-Markt in der Innenstadt steht weiter leer. Viele Ältere vermissen den Discounter in der Innenstadt.
Der Aldi-Markt in der Innenstadt steht weiter leer. Viele Ältere vermissen den Discounter in der Innenstadt. © Ilka Trudewind

Lassen Sie uns noch zwei Themen ansprechen, die viele Mescheder beschäftigen: Einmal die Schließung von Post- und Postbank und einmal die Schließung des Aldi-Marktes.

Mir ist klar, dass gerade ältere und immobile Menschen sich einen zentralen Discounter in der Innenstadt wünschen, aber diese Geschäftsgrößen, die Supermärkte heute verlangen, die gibt es hier zentral nicht und das wäre auch fürs Stadtbild nicht wünschenswert. Es gibt aber kleinere Läden, wie den Hofladen Sauerland oder die türkischen Supermärkte, in denen man auch fast alles bekommt. Und die Post: Da weiß ich das dazu Gespräche laufen, kann aber noch nichts dazu sagen.

Immer mal wieder wird angeregt, doch das Finanzamt auszulagern und den Bereich komplett neu zu entwickeln.

Grundsätzlich kann man darüber nachdenken, aber ich halte nichts davon Behörden aus der Stadt rauszudrängen. Es ist doch gut, dass sie in der Innenstadt für alle gut erreichbar sind und sowohl die Mitarbeiter und die Bürger, die sie aufsuchen, sind nicht zu unterschätzende Frequenzbringer.

>>>HINTERGRUND

City-Manager Alexander Bethke ist 29 Jahre alt.
Er ist aufgewachsen in Schwerte. Heute lebt er in Dortmund, wo er auch Raumplanung studiert hat.
Seit 2019 ist er beim Planungs- und Gutachterbüro „Stadt +Handel“ angestellt.

Erreichbar ist er unter der Rufnummer 0178/1434382, Mail: meschede@stadt-handel.de