Eslohe. . Seit April wird im Esloher Kurpark ein Sicherheitsdienst eingesetzt, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Die Männer haben dabei schon viel erlebt.

  • Testphase beendet: Sicherheitsdienst wird bis Dezember im Einsatz sein
  • Erste positive Rückmeldungen der Anwohner
  • Wieder mehr Spaziergänger im Kurpark unterwegs

Es ist ein ruhiger Abend im Esloher Kurpark — im wahrsten Sinne des Wortes. Das lauteste Geräusch ist der knirschende Split unter den Schuhen der Männer vom Sicherheitsdienst, die seit zwei Stunden Streife laufen. Nicht einmal die Enten drehen heute ihre Runden auf dem Teich. Doch es gab auch schon ganz andere Abende. Und die werden wiederkommen. Abende, an denen Anwohner genervt sind, weil gegrölt, getrunken und laute Musik gehört wird. Abende, an denen es vorbei ist mit der Idylle im Herzen Eslohes. Abende, an denen Dennis Adam und Kenny Akinrolabu vom Sicherheitsdienst LH Security mehr zu tun haben werden als heute.

„70 Prozent fangen an zu diskutieren“

Heute ist es mit 20 Grad zwar warm, aber am Himmel sieht es schwer nach Regen aus. „Deswegen ist wenig los“, sagt Dennis Adam. Die Gruppe von vier Dachdeckerschülern, die es sich mit Zigaretten und Dosenbier auf einer Bank bequem gemacht hat, hat er im Blick. Die Jugendlichen quatschen und nehmen kaum Notiz davon, dass die beiden Männer vom Sicherheitsdienst an ihnen vorbeilaufen.

Eine weitere Gruppe, die vor einer Stunde noch auf einer Mauer am Pavillon gesessen hat, ist inzwischen verschwunden. Ihren Müll haben die jungen Männer mitgenommen. „Darauf haben wir sie bei unserer ersten Runde auch hingewiesen“, sagt Akinrolabu. Höflich, aber bestimmt sind die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes dabei. Klare kurze Anweisungen. „Das reicht in 30 Prozent aller Fälle aus“, schätzt Dennis Adam und ergänzt mit einem Lächeln: „70 Prozent fangen erstmal an zu diskutieren.“ Aber dafür sind die Männer geschult.

Anfängliche Respektlosigkeit hat sich gelegt

Seit Anfang April sind sie inzwischen an unterschiedlichen Abenden unterwegs – drehen ihre Runden im Kurpark, vorbei am Essel-Markt und auf dem Platz der Deutschen Einheit. Am Anfang sei man ihnen hin und wieder noch respektlos gegenübergetreten. „Dann folgte auf die Bitte, den Müll mitzunehmen oder in einen der Abfalleimer zu werfen, ein genervtes ‘Jaja’ und bei unserer nächsten Runde waren die Jungs weg und der Müll lag trotzdem noch da“, sagt Kenny Akinrolabu.

Ein anderes Mal fanden die Männer vom Sicherheitsdienst 20 leere Bierflaschen, die als U-Boote im Ententeich schwammen. Während zu Beginn des Streifendienstes im April immer wieder Jugendliche gebeten werden mussten, den Bereich des Spielplatzes zu verlassen, weil der Aufenthalt dort nur bis zum Alter von 14 Jahren gestattet ist, habe sich die Situation inzwischen eingespielt. „Die meisten wissen jetzt, dass dieser Bereich des Parks für sie tabu ist.“

Mehr Spaziergänger unterwegs

Und noch etwas hat sich geändert in den vergangenen Wochen: „Es sind wieder viel mehr ältere Leute zum Spazierengehen im Kurpark unterwegs“, hat Dennis Adam beobachtet. Außerdem seien die Beschwerden der Anwohner massiv zurückgegangen. Gerade einmal drei habe es im vergangenen Monat gegeben. „Vorher gab es die fast täglich“, so Akinrolabu.

Der Kurpark im Herzen von Eslohe. Die helle Fläche in der Bildmitte ist die Sandmulde des Spielplatzes. Hier haben Jugendliche nichts zu suchen.
Der Kurpark im Herzen von Eslohe. Die helle Fläche in der Bildmitte ist die Sandmulde des Spielplatzes. Hier haben Jugendliche nichts zu suchen. © Hans Blossey

Einen Platzverweis für den Kurpark mussten die Männer von LH Security noch nicht aussprechen. „Theoretisch dürften wir das, weil wir Hausrecht haben“, erklärt Ludger Hilgenhaus, Inhaber des Sicherheitsdienstes. Aber es sei natürlich immer gut, wenn es dazu nicht kommen müsse. Auch brenzlige Situationen habe es für seine Mitarbeiter noch nicht gegeben. „Die Jugendlichen, die hier abends sitzen, sind ja keine Schlägertypen“, sagt Hilgenhaus, dessen Mitarbeiter bereits seit Jahren auch auf dem Gelände des Dachdecker-Berufskollegs eingesetzt werden. Hilgenhaus betont ganz deutlich: „Es ist wirklich nur ein ganz kleiner Teil, der sich daneben benimmt. Man darf die Jungs auf keinen Fall alle über einen Kamm scheren. 99 Prozent von denen können sich benehmen.“

Smalltalk mit dem Sicherheitsdienst

So wie die vier, die eben noch auf der Bank am Ententeich gesessen haben und sich auf ihrem Heimweg noch auf einen Smalltalk mit den Männern vom Sicherheitsdienst einlassen. „Wir wollen einfach an der frischen Luft ein Bierchen trinken“, erklären sie dabei. Und sie versichern: „Keiner von uns will hier die Anwohner stören. Wirklich nicht! “ Aber man müsse nach der Schule ja auch einfach mal was anderes sehen.

Kurzer Draht zur Polizei in Meschede

Nach jedem ihrer Dienste verfassen die Männer vom Sicherheitsdienst einen Einsatzbericht, der an die Gemeindeverwaltung geht. Darin geht es nicht nur um besondere Vorkommnisse, sondern um die Situation an jenem Abend im Kurpark generell. Deswegen werden zum Beispiel auch die vier unauffälligen jungen Männer von der Bank am Ententeich in dem Bericht Erwähnung finden.

Die Polizei musste der Sicherheitsdienst bislang nur ein einziges Mal hinzuziehen. Dabei ging es aber nicht um aufmüpfige Jugendliche, sondern um einen Hund, den Mitarbeiter an einem warmen Tag zu Beginn ihres Dienstes in einem Kofferraum entdeckten. Sie behielten die Situation zunächst bei jeder ihrer Runden im Blick. Als der Hund nach mehr als drei Stunden immer noch herrenlos im Kofferraum saß, informierten sie die Polizei, die den Fall übernahm.

Vor und nach dem Streifendienst meldet sich der Sicherheitsdienst telefonisch bei der Polizei in Meschede an bzw. ab. So ist ein kurzer Draht gewährleistet. Im Fall von Beschwerden, die auf der Wache eingehen, meldet sich die Polizei bei den Männern vom Sicherheitsdienst, die deutlich schneller reagieren können als eine Streifenwagenbesatzung, die erst aus Meschede anrücken muss.

Drei Fragen an Bürgermeister Stephan Kersting

1 Geplant war zunächst, den Sicherheitsdienst nur testweise einzusetzen. Wie geht es nun weiter?

Wir werden den Einsatz des Sicherheitsdienstes fortsetzen. Der Gemeinderat hat im nichtöffentlichen Teil seiner jüngsten Sitzung entschieden, das Unternehmen zunächst bis zum Ende des Jahres 2017 zu beauftragen. Danach soll erneut ein Fazit gezogen und entschieden werden, wie es dann weitergeht.

Bürgermeister Stephan Kersting.
Bürgermeister Stephan Kersting. © Privat

2 Mit wieviel Euro belastet die Beauftragung den Gemeindehaushalt?

Eine konkrete Summe kann ich in diesem Zusammenhang nicht nennen, da es sich um eine Auftragsvergabe handelt, die bewusst im nichtöffentlichen Teil einer Sitzung zu verhandeln ist. Wir sprechen aber von einer Summe im fünfstelligen Bereich, so viel kann man sicherlich sagen. Das ist aus meiner Sicht ärgerliches Geld, weil wir es mal wieder für Dinge ausgeben, die eigentlich nicht in der Zuständigkeit der Kommune liegen. Es handelt sich hier ganz klar um eine Aufgabe der Polizei, die wir übernehmen müssen, weil dort die personelle Ausstattung nicht ausreicht. Deutlich möchte ich betonen, dass wir sehr gut mit der Polizei in Meschede und dem Bezirksbeamten in Eslohe zusammenarbeiten. Meine Kritik bezieht sich ganz generell auf die personelle Ausstattung der Polizei im ländlichen Raum. Mit diesem Problem stehen wir in Eslohe ja nicht alleine da.

3 Haben Sie schon Rückmeldungen der Anwohner bekommen?

In persönlichen Gesprächen haben wir eine durchweg positive Resonanz bekommen. Die Beschwerden haben seit dem Einsatz des Sicherheitsdienstes deutlich abgenommen. Klar ist aber auch, dass es eine 100-prozentige Zufriedenheit niemals geben wird. Das liegt in der Natur der Sache. Zwischen dem subjektiven Empfinden und dem, was objektiv zumutbar ist, gibt es oft große Unterschiede. Ich bin mir aber sicher, dass allein die Präsenz des Sicherheitsdienstes ausreicht, um die Situation deutlich zu verbessern.

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