Eslohe. Ein 32-jähriger Drogendealer aus Eslohe packt gegenüber der Justiz umfassend aus und nennt Namen. Es geht um Drogen im Wert von 70.000 Euro.
Dieser Drogenprozess vor dem Mescheder Amtsgericht hatte eine deutlich andere Dimension als die allermeisten anderen Drogenprozesse, die hinter der schweren Holztür im großen Saal mit der Nummer 105 stattfinden. Dort saß diesmal ein 32-jähriger Mann aus Eslohe auf der Anklagebank. Ein Jahr lang hatte er im großen Stil gedealt und dabei Drogen im Gesamtwert von rund 70.000 Euro verkauft. „Um solche Mengen geht es hier nicht häufig“, attestierte ihm auch Richter Dr. Sebastian Siepe. Neun Mobiltelefone hatte der Esloher im Einsatz, um seine Deals abzuwickeln.
Dass der Esloher denkbar knapp an einem längeren Gefängnisaufenthalt vorbeigeschrammt ist, hatte er unter anderem seiner eigenen Redseligkeit zu verdanken: Bereits bei seiner Vernehmung durch die Polizei hatte er damals umfassend ausgepackt. Er nannte Namen. Die seiner Kunden. Und den seines Lieferanten. Und er belastete sich dabei selbst weiter schwer. Denn ohne sein umfassendes Geständnis wären viele der Deals möglicherweise niemals ans Licht gekommen.
Die Hosen heruntergelassen
Kontakt zur Szene habe er inzwischen nicht mehr, erklärte der 32-Jährige während der zweistündigen Verhandlung und Richter Siepe fiel nicht allzu schwer, ihm das zu glauben. „Ich kann mir vorstellen, dass man dort nicht sonderlich gut auf Sie zu sprechen ist“, so Siepe. Immerhin hatten die Aussagen des Mannes dazu geführt, dass inzwischen sein Lieferant und einer seiner Kunden zu Haftstrafen verurteilt worden sind. Ein weiterer Prozess in diesem Zusammenhang soll im Mai stattfinden. Das alles sei nur möglich gewesen, weil der Angeklagte quasi die Hosen heruntergelassen habe, so Richter Siepe.
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Völlig unbedarft war der 32-Jährige nach eigenen Angaben Ende 2019 in die Drogenszene gerutscht. Nie zuvor habe er damit etwas zu tun gehabt. Und selbst konsumiert habe er auch nie. Doch dann witterte er das große Geld: Durch einen „Kollegen“ habe er seinen späteren Lieferanten in Dortmund kennengelernt. Kiloweise besorgte er sich von ihm das Marihuana. Die Übergabe erfolgte stets an einem Parkplatz in Dortmund direkt an der B1, gegenüber des ADAC. Im Schnitt alle vier Wochen habe man sich dort getroffen.
Zwischenlager auf leerstehendem Gehöft der verstorbenen Oma
Als Zwischenlager für seine Drogen nutzte der 32-Jährige das leerstehende Gehöft seiner verstorbenen Großmutter am Rande eines Esloher Ortsteils. Dort kommt es am 18. Dezember 2020 um 21.30 Uhr schließlich zum Showdown. Nach einem Hinweis durchsuchen Kriminalbeamte das Anwesen und werden fündig. Auf dem Dachboden der Stallungen stellen sie nicht nur rund ein Kilo Marihuana und Ecstasy-Tabletten sondern auch Feinwaagen, eine Schere, Einweghandschuhe und einen Edding sicher.
Um 23 Uhr geht es an diesem Tag in Eslohe mit der Durchsuchung des Jugendzimmers im Elternhaus des Mannes weiter, in dem der 32-jährige noch lebt. Hier finden die Beamten Bargeld in Höhe von 1255 Euro, eine digitale Feinwaage, acht baugleiche Mobiltelefone, sowie 45 Gefrierbeutel.
30 bange Minuten vor dem Urteil
Damit endete die Drogenkarriere des 32-Jährigen an diesem Tag recht jäh. Und er sei nun auch froh, dass er vor Gericht seine Fehler habe ausbügeln könne und jetzt alles ein Ende habe, formulierte er es in seinem Schlusswort. Danach folgten für ihn 30 bange Minuten, die der Richter und die beiden Schöffen zur Urteilsfindung brauchten. Immerhin hatte die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer eine Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten gefordert - ohne Bewährung!
Verurteilt wurde der 32-Jährige am Ende zu einer zweijährigen Haftstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Allein Menge und Zeitraum hätten zwar gegen eine Bewährung gesprochen, erklärte ihm der Richter. Die positive Sozialprognose und sein Verhalten gegenüber Polizei und Gericht wiederum hätten sich deutlich positiv aufs Strafmaß ausgewirkt.