Meschede. Die heimischen Busunternehmen leiden unter akutem Fahrermangel. Deshalb arbeiten sie nun erstmals zusammen. Das ist ihr Plan.

Die Busunternehmer von Zacharias Reisen (Freienohl), Henneke Touristik (Arnsberg) , Hunau Reisen (Bödefeld), Knipschild Reisen (Meschede) und Rettler Reisen (Remblinghausen) verfolgen ein gemeinsames Ziel: Andere mit ihrer Begeisterung fürs Busfahren anstecken.

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Zeit drängt

Die Busunternehmen Zacharias, Henneke, Rettler, Hunau Reisen und Knipschild arbeiten in Sachen Fachkräftegewinnung zusammen. Im Hintergrund ist der ZOB in Meschede zu sehen.
Die Busunternehmen Zacharias, Henneke, Rettler, Hunau Reisen und Knipschild arbeiten in Sachen Fachkräftegewinnung zusammen. Im Hintergrund ist der ZOB in Meschede zu sehen. © Trudewind

Die Zeit drängt: Friedel Knipschild (Hunau Reisen): „Unsere Busfahrer sind im Schnitt älter als 50 Jahre. Da müssen wir etwas tun.“ Die Auswirkungen der Corona-Pandemie habe dieses Problem wie in anderen Dienstleistungsberufen noch verschärft.

Image-Problem für Omnibusfahrer

Außerdem leide der Beruf schon seit Jahren unter einem schlechten Image. Gustav Zacharias vom gleichnamigen Unternehmen: „Wir haben das gleiche Problem wie die Kraftfahrer: Jeder ist froh, dass er da ist, aber niemand möchte es bezahlen. In der Schweiz und in Österreich haben Omnibusfahrer einen anderen Stellenwert.“ Dies wünsche er sich auch für Deutschland. Wo sei der Unterschied, ob man nun als Pilot 200 Menschen fliege oder als Busfahrer 50 über die Autobahn fahre? Die Verantwortung sei die gleiche.

Aktionstag unter dem Motto: Steig ein!

  • Der Infotag läuft unter dem Namen:Steig ein! 40 Busse mit der entsprechenden Werbung fahren bereits durch das Sauerland. Los geht es am Samstag, 26. März, 11 bis 16 Uhr auf dem Großraumparkplatz der Berghauser Bucht am Hennesee.
  • Potenzielle Arbeitgeber aus der Umgebung stellen sich vor‍. Die Agentur für Arbeit informiert über Fördermöglichkeiten von bis zu 100 Prozent.
  • Die Fahrschule Schnier + Voss bespricht die Details zur Ausbildung‍ - von der ersten Theoriestunde bis zum IHK-Abschluss - inklusive Jobgarantie.
  • Wer mag kann auf abgesperrtem Gelände in Begleitung eines Fahrlehrers selbst eine Runde mit einem Bus drehen.
  • „Du wirst merken, es ist nur ein großes Auto‍“, verspricht Fahrlehrer Frank Kampmann.

Fahrschule und Arbeitsagentur mit an Bord

Gemeinsam mit der Arbeitsagentur und der Fahrschule Schnier und Voss haben sich die Unternehmen einen Aktionstag überlegt. Erstmals arbeiten die Busunternehmen zusammen, obwohl sie auf dem Arbeitsmarkt um die gleichen Fachkräfte buhlen.

Angst vor großem Fahrzeug nehmen

Gesucht werden: Nachwuchsfahrer, Wiedereinsteiger und explizit Frauen. Elke Rettler: „Wir möchten die Angst vor dem großen Fahrzeug nehmen und zeigen, wie viel Spaß das macht, einen Bus zu fahren. Gerade auch Frauen“, sagt Rettler und schwärmt davon, morgens auf den Schulfahrten Rehen und Füchsen zu begegnen oder von den Fahrten ins europäische Ausland.

Arbeitsplatz mit Bergblick

Auch eine Fahrerin von Hunau-Reisen berichtet regelmäßig vom morgendlichen Bergblick auf der Fahrt von Wasserfall nach Andreasberg. Dort fahren, wo andere Urlaub machen, lautet das Motto.

Ein weiterer Vorteil: „Wir können absolut flexible Arbeitszeiten anbieten“, erklärt Marcus Knipschild von Knipschild Reisen aus Meschede. Neue Fahrer müssten nicht Vollzeit arbeiten und würden die Kollegen im Team schon mit wenigen Stunden unterstützen. Außerdem sei der Beruf schnell zu erlernen, biete viel Abwechslung und einen sicheren Arbeitsplatz in einem mittelständischen Unternehmen, wo die Chefs und Chefinnen auch selbst noch fahren.

Sammelt schöne Begegnungen an Bord

Außerdem sammeln die Busfahrer quasi täglich schöne Begegnungen. Einige bleiben für immer in Erinnerung. Wie das Treffen mit einem kleinen Mädchen, das vor 25 Jahren in Stockhausen in den Bus stieg und Gustav Zacharias eine Tasse schenkte: Meinem liebsten Busfahrer schöne Weihnachten. Aus dieser Tasse trinkt er heute noch seinen Kaffee.