Eslohe. Als Verwaltungsleiter des Esloher Seniorenheims Störmanns Hof sitzt Dieter Kaiser die Impfpflicht aus. Er darf trotzdem weiterarbeiten.

157 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Seniorenheim Störmanns Hof in Eslohe beschäftigt. Der weitaus größte Teil davon hat sich gegen Corona impfen lassen. Dieter Kaiser als Verwaltungsleiter gehört nicht dazu. Er hat sich entschieden, die einrichtungsbezogene Impfpflicht vorerst auszusitzen - weil er der Überzeugung ist, dass sie am 15. März nicht in Kraft treten wird. Was danach geschehe, wisse niemand. Er habe die Geduld, die weitere Entwicklung abzuwarten, so Kaiser.

Eine konkrete Zahl der Geimpften unter den 157 Angestellten zu nennen, damit tut sich Dieter Kaiser schwer. Er wolle nicht in ihre Persönlichkeitsrechte eingreifen, sagt er. Daraus, dass er selbst nicht geimpft ist, und eine Impfung zum aktuellen Zeitpunkt auch nicht plant, macht er indes keinen Hehl - auch, wenn er sehr wohl wisse, dass er mit seiner Einstellung bei einigen anecken und Kritik ernten werde. Aber eben bei einigen und längst nicht bei allen, davon ist Kaiser überzeugt. Dieter Kaiser könnte schweigen. Er tut es ganz bewusst nicht. „Es schweigen schließlich schon zu viele“, sagt er.

Zeitlich befristete Vereinbarung getroffen

Um es vorweg zu nehmen: Sollte die Impfpflicht am 15. März entgegen Kaisers Erwartung doch eintreten, wird er weiterhin Verwaltungsleiter des Störmanns Hofes bleiben. Kaiser, der die Einrichtung im Mai seit 27 Jahren leitet, hat mit der Geschäftsführung „eine zeitlich befristete Vereinbarung getroffen, die eine Weiterbeschäftigung ermöglicht“, formuliert es Stephan Kersting, der in seiner Funktion als Bürgermeister gleichzeitig Geschäftsführer der Senioreneinrichtung ist.

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Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass Kaiser seine Geschäfte im Homeoffice erledigt. Denn: Als Ungeimpfter dürfte er nach Inkrafttreten der Impfpflicht das Seniorenheim zumindest ab dann nicht mehr betreten, wenn im April sein Genesenen-Status ausläuft. Kaiser hatte zuletzt selbst Corona. Ein leichter Verlauf mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit, wie er sagt. Dass die Homeoffice-Lösung funktionieren kann und funktionieren wird habe sich in der Quarantänezeit gezeigt. „Wenn man so wolle, sei das eine Art erfolgreicher Probelauf gewesen, sagt er.

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Bürgermeister und Geschäftsführer Stephan Kersting kritisiert nachdrücklich Kaisers Entscheidung, sich nicht impfen lassen zu wollen. Er könne sie nicht nachvollziehen und heiße sie überhaupt nicht gut, sagt er. „Darüber haben wir gesprochen und das weiß er auch“, so Kersting. Allerdings habe Kaiser bereits 26 Jahre lang hervorragende Arbeit geleistet, daher sei man bei allem Unverständnis seitens der Geschäftsführung an einer Lösung im Sinne des Störmanns Hofes interessiert gewesen. „Außerdem ist Herr Kaiser einer von wirklich ganz wenigen Ungeimpften in Störmanns Hof - weniger als eine Handvoll“, so der Bürgermeister.

Unter kritischer Beobachtung

Sowohl die Pflegedienstleitung des Hauses als auch die Verwaltungsassistenz und die Hauswirtschaftsleitung stehen laut Kersting hinter der Vereinbarung. Eslohes Bürgermeister betont allerdings auch: „Das Ganze steht unter kritischer Beobachtung.“ Stelle sich heraus, dass die Lösung nicht funktioniere bzw. langfristig nicht praktikabel sei, werde man weitere Gespräche führen. Mit der Lösung einher gehe auch die Verschiebung einiger Kompetenzen. Persönliche Treffen, die der Job zwangsläufig immer wieder mit sich bringt, können weiterhin stattfinden - sei es im Rathaus oder anderswo. Nur eben nicht im Seniorenheim. „Eine solche Lösung ist auch nur in diesem speziellen Arbeitsbereich bei Störmanns Hof überhaupt möglich“, so Kersting. Darüber hinaus werde sich zeigen, ob und wie lange das Ganze funktioniere. Dann werde man weitersehen, ergänzt er.

Der Störmanns Hof in Eslohe.
Der Störmanns Hof in Eslohe. © Frank Selter

Derweil ist Kaiser zuversichtlich, dass diese Lösung möglicherweise gar nicht, oder zumindest nicht allzu lange zum Tragen kommen wird. Er gehe zunächst einmal davon aus, dass die Frist für die Einführung der Impfpflicht noch einmal verlängert werde, um nichtgeimpften Pflegekräften die Chance zu geben, sich mit dem Totimpfstoff Novavax impfen zu lassen.

Zum anderen sei immer noch nicht geregelt, wie die Impfpflicht durchgesetzt werden solle. Hier sei vieles noch ungewiss und der Klärungsbedarf groß. Und nicht zuletzt genießt der Verwaltungsleiter bis Mitte April ohnehin noch den Genesenen-Status. Erst wenn der ausläuft, würde die „Homeoffice-Lösung“ erforderlich. So lange darf Kaiser auch ungeimpft ganz normal weiter arbeiten.

„Das kann einem schon zu denken geben“

Aber warum eigentlich lässt sich Kaiser nicht impfen? Auch daraus macht er keinen Hehl. „Ich bin skeptisch“, sagt er und verweist auf die Entwicklungen, seit der Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Erst sei von einer Impfung die Rede gewesen, dann von einer zweiten. Nun sei bereits eine dritte erforderlich. „Das kann einem schon zu denken geben.“ Es sei wie ein großes Experiment. „Ich hätte mich sicherlich trotz Skepsis längst impfen lassen, wenn durch die Impfung gewährleistet wäre, niemand anderen zu infizieren - so wie es anfangs ja auch kommuniziert worden ist“, sagt Kaiser. Aber eben dieses Ziel werde mit einer Impfung ja leider nicht erreicht, wie man momentan anhand der Zahlen sehe.

Er wolle niemandem die Impfung ausreden, betont er ausdrücklich. Aber eine solche Entscheidung müsse jeder für sich selbst treffen. Insofern könne und wolle er als Verwaltungsleiter in diesem Fall auch keine Vorbildfunktion einnehmen.