Eslohe. Der Verwaltungsleiter des Esloher Seniorenheims Störmanns Hof sitzt die Impfpflicht aus. Dazu ein Kommentar von Redakteur Frank Selter.
Ein Verwaltungsleiter einer Senioreneinrichtung, der die Impfpflicht aussitzt? Eine Entscheidung, die man richtig oder falsch finden kann, die man aber respektieren sollte, findet unser Redakteur Frank Selter. Ein Kommentar.
Mutige Offenheit
Dieter Kaisers Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, kann man richtig oder falsch finden. Ich maße mir nicht an, darüber zu urteilen. Es ist seine persönliche Entscheidung und die sollte respektiert werden. Wie im übrigen die eines jeden anderen Menschen auch, wenn es um die Impffrage geht. Jeder hat seine Beweggründe und nicht jeder ist gleich ein Schwurbler, ein Verschwörungstheoretiker mit einem Aluhut oder unsolidarischer Abschaum der Gesellschaft.
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In Zeiten, in denen der Ton auf beiden Seiten zuletzt immer rauer geworden ist, ist es umso mutiger von Kaiser, offen über seine Entscheidung zu reden. Natürlich wird er sich mit seiner Entscheidung und seiner Offenheit nicht nur Freunde machen. Das ist auch in Ordnung. Aber es gibt bei der Impffrage eben nicht nur Schwarz und Weiß. Es gibt auch die Zwischentöne - und der Esloher Fall ist einer davon.
Eine faire Lösung nach 26 verdienten Jahren
Ob man ein Seniorenheim über einen längeren Zeitraum vom Homeoffice aus führen kann, steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt. Das wird die Zeit zeigen. Zunächst einmal ist es jedenfalls eine faire Lösung, einen verdienten Verwaltungsleiter nach erfolgreichen 26 Jahren nicht vor die Tür zu setzen, weil er skeptisch gegenüber der Impfung ist - auch, wenn sie gegenüber den vielen Pflegekräften unfair erscheinen mag. Weil eine solche Lösung aufgrund ihrer Tätigkeit für sie nicht umsetzbar ist, bleibt den Impf-Skeptikern unter ihnen nur die Hoffnung, dass Dieter Kaiser als Verwaltungsleiter mit seinen Einschätzungen Recht behalten wird.
Dass Bayerns Ministerpräsident Söder ganz brandaktuell und völlig überraschend am Montag angekündigt hat, in Bayern die ab Mitte März vorgesehene Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen erst einmal nicht umzusetzen, zeigt nicht nur, dass Kaisers Vermutungen nicht abwegig sind. Söders Vorpreschen bestätigt einmal mehr den völlig chaotischen Eindruck, der deutschen Corona-Politik.