Bestwig. Von den Einsätzen her, war das Jahr 2021 ein eher unspektakuläres. Aber es war ein Jahr, das Bestwigs Wehrleiter nachdenklich gestimmt hat.

Noch in keinem Jahr zuvor war die Bestwiger Feuerwehr öfter außerhalb der Gemeindegrenzen im Einsatz als 2021. „Das ist schon eine bemerkenswerte Entwicklung“, sagt Wehrleiter Andreas Schulte. Nachbarschaftshilfe sei auch in den Jahren zuvor selbstverständlich immer mal wieder vorgekommen, in dieser Häufigkeit habe es das jedoch noch nie gegeben.

Ein Waldbrand in Marsberg-Essentho, ein Wohnhausbrand in der Mescheder Walburgastraße, ein Hochwassereinsatz in Fröndenberg, der Brand des Feuerwehrhauses Olsberg, die überörtliche Hilfe beim Hochwasser in Eslohe und ein Einsatz des Wasserförderzuges im Hochwassergebiet von Erftstadt führte die Kameradinnen und Kameraden im Jahr 2021 hinaus aus der Gemeinde Bestwig. Ein Jahr, das aus Sicht der Feuerwehr ein recht unspektakuläres war - es gab weder besonders viele Einsätze, noch besonders große Schadenslagen.

Aber ein Jahr, das gezeigt hat, wie wichtig es ist, über die eigenen Gemeindegrenzen hinaus zu denken. „Kreisweit und sogar NRW-weit“, sagt Andreas Schulte. Insofern sei es so begrüßenswert wie löblich, dass sich viele Bestwiger Kameraden an kreisweiten Konzepten wie dem Wasserförderzug, den ABC-Einheiten und der mobilen Führungsunterstützung beteiligten.

Aufbau einer neuen Einheit

In der Gemeinde selbst baut die Feuerwehr aktuell eine Informations- und Kommunikationseinheit (IuK) auf. Hintergrund ist der neue Einsatzleitwagen mit seiner anspruchsvollen und hochmodernen Technik. Er ist zwar beim Löschzug Velmede-Bestwig stationiert, soll und muss aber eben auch von den Löschgruppen in den Dörfern genutzt werden können. „Wir brauchen die Kompetenz in allen Orten“, betont Andreas Schulte. Entsprechend sei Mitte des Jahres damit begonnen worden, Einsatzkräfte der einzelnen Löschgruppen hierfür auszubilden. Durch Corona sei man aber ausgebremst worden.

Der Brand des Feuerwehrhauses Olsberg war nur einer der Einsätze der Bestwiger Feuerwehr in der Nachbarschaft.
Der Brand des Feuerwehrhauses Olsberg war nur einer der Einsätze der Bestwiger Feuerwehr in der Nachbarschaft. © Feuerwehr | Feuerwehr Olsberg/Edgar Schmidt

Corona hat die Bestwiger Feuerwehr zwar auch in vielen anderen Bereichen ausgebremst - auf die Mitgliederentwicklung hatte die Pandemie allerdings keine Auswirkungen. Mit 55 Mitgliedern ist die Jugendfeuerwehr weiterhin sehr gut aufgestellt. „Hier hält sich die Zahl der Austritte und der Neueintritte in etwa die Waage“, so Schulte. Was die aktive Wehr angehe, habe man die Zahl der Mitglieder zuletzt erfreulicherweise sogar steigern können.

Als Andreas Schulte 2007 den Posten des Wehrleiters übernahm, gab es 155 aktive Kameradinnen und Kameraden. Heute hat die Wehr 186. „Das ist der Verdienst all derer, die sich darum bemüht haben“, sagt Schulte und verweist unter anderem auf die Marketing-Kampagne und die Road-Show, mit der die Feuerwehr im Sommer im Gemeindegebiet unterwegs war. Die erfreuliche Bilanz: In allen Orten haben sich Interessenten für den Dienst in der Wehr gemeldet. Auch in dieser Hinsicht war 2021 für die Feuerwehr ein durchaus erfolgreiches Jahr.

Gerüstet sein für schlimme Szenarien

Der ABC-Einsatz bei Tital war 2021 einer der größten Einsätze im Gemeindegebiet.
Der ABC-Einsatz bei Tital war 2021 einer der größten Einsätze im Gemeindegebiet. © Privat

2021 sei aber auch ein Jahr gewesen, das gezeigt habe, wie wichtig es ist, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, bevor es zum Worst Case kommt. Der Brand des Feuerwehrhauses Olsberg habe ihn ebenso nachdenklich gestimmt wie der 24-stündige Stromausfall mit seinen fatalen Folgen im Rhein-Sieg-Kreis, sagt Wehrleiter Andreas Schulte.

„Was ist, wenn es in einem unserer Feuerwehrhäuser mal brennt, was ist wenn bei uns der Strom über einen so langen Zeitraum ausfällt“, fragt Schulte rhetorisch und ergänzt: Für solche Szenarien müsse man gerüstet sein, um vor die Lage zu kommen, um agieren und nicht nur reagieren zu können. In diese Richtung gebe es bereits Gedanken, die allerdings noch verfeinert werden müssten, sagt Schulte nach einem Gespräch mit Bürgermeister Péus, das jüngst stattgefunden hat.

Anerkennung erbrachter Leistungen

Die coronabedingte Unsicherheit darüber, was das neue Jahr bringen wird, herrscht wie in vielen anderen Bereichen, auch bei der Feuerwehr. Geplant ist im April der Gemeindefeuerwehrtag in Nuttlar. Ob er stattfinden wird, stehe aktuell in den Sternen. Ebenso unklar ist, wann die einzelnen Einheiten ihre Generalversammlungen abhalten und die noch ausstehenden Beförderungen vorgenommen werden können, die seit Beginn der Pandemie nicht stattfinden konnten. Schulterklappen und Urkunden mit der Post zu versenden, ist für den Wehrleiter keine Alternative. Schließlich gehe es bei Beförderungen und Jubilar-Ehrungen auch um die Anerkennung erbrachter Leistungen.

Neue Feuerwehrhäuser

Was immerhin fest steht: Die Nuttlarer werden vielleicht schon 2022 ein zeitgemäßes Feuerwehrhaus bekommen. Der An- und Umbau steht fest auf der Agenda der Gemeindeverwaltung. In den Jahren danach sind dann die Häuser in Ramsbeck, Ostwig und Velmede-Bestwig an der Reihe. Dass es dafür höchste Zeit wird, wird unter anderem am Beispiel Ostwig deutlich. Dort müssen sich die Feuerwehrleute immer noch hinter den Fahrzeugen umziehen, was erhebliche Unfallgefahren birgt. Die baulichen Veränderungen schaffen damit nicht nur zeitgemäße Feuerwehrhäuser, sondern dienen auch dem Schutz und der Sicherheit der ehrenamtlichen Feuerwehrleute.

  • 136 Einsätze hatte die Feuerwehr der Gemeinde Bestwig im Jahr 2021.
  • Der größte war ein ABC-Einsatz zu Beginn des Jahres bei Tital. Dort war Stickstoffdioxid ausgetreten. Wegen der zunächst unklaren Lage hatte die Kreisleitstelle Großalarm ausgelöst. 53 Feuerwehrleute rückten auf dem Betriebsgelände in der Kapellenstraße an - darunter der ABC-Zug HSK-Mitte, der sich aus Kräften aus Meschede und Bestwig zusammensetzt. Mit einem Großaufgebot war auch der Rettungsdienst in Bestwig vor Ort. Rettungswagen aus Olsberg, Meschede, Arnsberg, Warstein und Schmallenberg waren bei dem Unglück mit insgesamt 22 Kräften im Einsatz. Gleichzeitig hob in Dortmund der Rettungshubschrauber Christof 8 ab. Und auch das DRK Meschede mit einer Schnelleinsatzgruppe Sanitätsdienst, unterstützt vom DRK Schmallenberg, war vor Ort.
  • Durch den Gasaustritt waren fünf Menschen verletzt worden, die allesamt am Tag danach das Krankenhaus verlassen konnten.