Winkhausen. Der Schultenhof in Winkhausen wird von Familie Kuss geführt. Auf dem Gelände gibt es an jeder Ecke eine Geschichte zu entdecken.

Ina Kuss steht vor einem der Gebäude, die zum Schultenhof in Winkhausen gehören. Ihr Sohn Magnus fährt mit einem Spielzeugtraktor über das Hofgelände. Hier, wo die Familie – dazu gehören auch noch Ronny Kuss-Peisker und Gehard Kuss, der den Hof 1992 kaufte – wohnt, verbergen sich viele Geheimnisse und wenn man genau hinschaut, entdeckt man hinter jeder zweiten Ecke eine neue Geschichte.

„Dieses kleine Gebäude gegenüber von unserem Hof ist ein Eiskeller, da wurden früher Eisschollen eingelagert, um das Bier für die Fuhrmannskneipe, die sich noch bis 1939 hier befand, zu kühlen“, erklärt Ina Kuss.

Eisschollen für kühles Bier

Untypisch sind die Keller im Sauerland nicht, dennoch erklärt Ina Kuss, dass viele Leute sie immer wieder nach dem kleinen Steingebäude fragen und viele einen Kartoffelkeller hinter den Mauern vermuten. Ihr Vater Gerhard Kuss weiß mehr darüber: „Hier führt ja auch der Jakobsweg lang. Viele Wanderer aber auch Händler sind früher hierher gekommen, um einzukehren, sich auszuruhen und ein Bier zu trinken.“ Das musste natürlich gekühlt werden. Aber woher nahm man damals die Eisschollen? Ina Kuss geht um das Hofgebäude und deutet auf die Lenne, die hinter den Gebäuden entlang fließt: „Dort hat man einen Staudamm gebaut, die Wiese geflutet und dann Eisschollen gestochen.“ Das Eis hielt dann bis in den August das Bier kühl.

Die Hochwassermarke befindet sich an einem der Hofgebäude.
Die Hochwassermarke befindet sich an einem der Hofgebäude. © Wp | Leandra Stampoulis

Ina Kuss schaut rüber zum Café-Gebäude, hier wird seit März dieses Jahres Kaffee und Kuchen angeboten. Versteckt - und wenn man nicht davon wüsste, würde sie auch nicht wirklich auffallen – kann man am Gebäude eine Hochwasser-Marke entdecken: „Am 30. Dezember 1925 muss das Hofgelände hier unter Wasser gestanden haben. Viel wird nicht passiert sein, es ist überhaupt nicht mit den schlimmen Ausmaßen im Ahrtal zu vergleichen“, sagt Ina Kuss. Die Marke ist nur etwa 30 Zentimeter vom Boden entfernt.

Sammelleidenschaft verbindet

Im Café ist es warm, gemütliche Stühle laden zum Verweilen ein. In einem der hinteren Räume ersetzt eine dicke Scheibe einen Teil des Bodens: Man kann einen alten Brunnen entdecken: „Da sieht man auch das Grundwasser, das steigt natürlich ab und zu mal an und nimmt wieder ab“, sagt Ina Kuss. Der Brunnen wurde beim Umbau des Gebäudes freigelegt und jetzt verleiht er dem Café einen besonderen Charme. „Ich habe oben im Wohnhaus noch die alte Hausbibel von 1590. Sie ist nicht mehr im besten Zustand aber für mich hat sie einen wirklich besonderen Wert“, deckt Gerhard Kuss nebenbei ein weiteres, kleines Geheimnis des Schultenhofs auf.

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Im Innern des Gebäudes wird klar, Familie Kuss sammelt gerne: Hier stehen alte Vasen, Kaffeekannen oder Puppen. Es sei eine ihrer Leidenschaften, erklärt Ina Kuss. Sie hat ihren Mann sogar auf einem Antikmarkt kennengelernt. Die beiden sammeln aber eine Sache besonders gerne und das ist das nächste Geheimnis: „Wir haben eine große Garage und viel Platz für eine unserer liebsten Sammlungen“, sagt Ina Kuss, bevor sie stolz die Tür öffnet: An den Wänden der rund 30 Meter langen und geschätzt zehn Meter breiten Garage stehen Motorräder. Kleinere und größere, aber eins haben sie gemein: Sie haben schon einige Jahre auf dem Buckel.

In ihrer Garage sammelt Familie Kuss Oldtimer. Das machen sie schon seit über 20 Jahren.
In ihrer Garage sammelt Familie Kuss Oldtimer. Das machen sie schon seit über 20 Jahren. © WP | Leandra Stampoulis

„Unsere älteste Maschine ist von 1889, ein Perfecta Dreirad“, sagt Ina Kuss glücklich. Sie sammelt seit 20 Jahren und ihr Mann noch länger. Wie viel Geld sie in das Hobby bislang gesteckt haben, kann sie nicht sagen: „Darüber denke ich lieber gar nicht erst nach“, sagt sie mit einem Lächeln.