Wormbach. In unserer Adventsserie lüften wir Geheimnisse. Diesmal: die Rätsel rund um die Wormbacher Kirche. Das Areal ist ein Sauerländer Seelenort.
Auf dem Friedhof in Wormbach herrscht eine besondere Atmosphäre, gerade im Dunklen, wenn die Kirche angestrahlt ist, wird der Friedhof zu einem ganz besonderen, geheimnisvollen Ort. Er gehört zu den Schmallenberger Seelenorten.
Sauerländer Seelenort: Kraftorte in der Region
Was ein Seelenort ist und was einen solchen Ort ausmacht, erklärt Johannes Tigges vom Projekt „Wege zum Leben“ genauer: „Das Projekt wurde 2010 gegründet und beschäftigt sich seitdem mit besonderen christlichen und religiösen Orten und Symbolen in Südwestfalen. Außerdem findet jedes Jahr von Juni bis August der Spirituelle Sommer statt, bei dem es ebenfalls viele Veranstaltungen zum Thema Seelenorte gibt.“
Aber was sind Seelenorte überhaupt? „Wir sind zunächst einmal nur von „Kraftorten“ ausgegangen“, erklärt Tigges. „Kraftorte, das sind Orte und Monumente, an denen Menschen besondere Kräfte spüren können, sich sammeln und über das Leben sinnieren.“ Das Projekt nennt rund 42 Kraftorte in Südwestfalen geben. „Wir haben uns dann den Begriff Seelenorte überlegt, einen Begriff den es bis dahin noch nicht gab“, erklärt Tigges. „Es geht um die Faszination und Besonderheit, die bestimmte Orte in sich tragen.“
Ein ganz besonderer Lebensbaum
Auf dem Friedhof in Wormbach befinde sich zusätzlich ein ganz besonderer Seelenort, mit einer ganz besonderen Geschichte: Ein Lebensbaum, der schon den Einschlag einer Bombe im Zweiten Weltkrieg überlebt hat. Die Geschichte trug sich am 1. April 1945 auf dem Wormbacher Friedhof zu, es war der erste Ostertag. Trotz des wütenden Krieges fand in der kleinen Ortschaft um 10 Uhr morgens die traditionelle Ostermesse statt. Während der Messe flog von Norden eine amerikanische Bomberstaffel über das Sauerland und warf genau über der Kirche in Wormbach eine 500 Kilogramm schwere Bombe ab. Sie traf den Baum, sein Geäst federte die Sprengladung ab. Sie landete in der weichen Erde zwischen zwei Gräbern, ohne zu explodieren. Auch der Lebensbaum überlebte.
Im Zweiten Weltkrieg von der Bombe verschont
Nur dank des Lebensbaumes, der zwar seine Spitze verlor, wurden die Kirche und die darin anwesenden Kirchenbesucher von der Bombe verschont. „Ich weiß noch wie Pastor Rüting mir bei unserem Kommunionunterricht den Baum zeigte: Die Spitze war in drei Teile geteilt, die heute natürlich schon wieder zusammengewachsen sind. Er zeigte auf die dreigeteilte Spitze und sagte: „Kinder schaut, da wächst die Dreifaltigkeit Gottes“, erinnert sich der Geschichtsexperte.
Auch sonst ist der Friedhof in Wormbach etwas Besonderes. Die Gräber sind nämlich nicht mit Grabsteinen versehen, sondern mit Holzkreuzen. Auch dies geht auf den damaligen Pastor Rüting zurück. Die Aussage dahinter: „Vor Gott sind alle Menschen gleich“. Außerdem umgibt den Friedhof ein Kranz voller Linden, an denen sich kleine Gedenktäfelchen als Erinnerung an die gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs aus der Gemeinde befinden.
Der Stonehenge-Vergleich
Und auch zu diesem Lindenkranz hat Johannes Tigges eine Geschichte: „Es gibt Historiker und Forscher, die eine Verbindung zwischen dem bekannten Stonehenge in Schottland und unserem Friedhof in Wormbach sehen. So gibt es in dem äußeren Kreis im Stonehenge genau 56 Löcher für die Felsen – würde man die alten Maße des Friedhofes als Vergleich nehmen, haben dort ebenfalls genau 56 Linden einen Platz“.
Spannend sei zudem auch, dass sich Stonehege und Wormbach auf der Weltkarte auf demselben Breitengrad lägen: Nämlich 51°2. Nur ein Zufall? Johannes Tigges findet diese Beobachtung sehr interessant: „Es gibt hier viel Rätselhaftes. Früher war hier ein bedeutender Ort zur Zeit der Kelten und Germanen. Man geht davon aus, dass es hier eine heilige Stätte gab.“ Darauf deutet auch die besondere Deckenbemalung in der Kirche hin: Dort sind alle 12 Tierkreiszeichen abgebildet, obwohl die Sternzeichen in der christlichen Kirche eigentlich damals als heidnisch angesehen wurden. Es gebe zudem Theorien, dass es sich bei der Anordnung der Tierzeichen um ein Bilderrätsel handelt und sich dahinter die Ordnung der christlichen Feiertage verbirgt.
Auf dem Kirchhof und in der Kirche in Wormbach gibt es also einiges zu entdecken. Ein Tipp vom Geschichtsexperten: Ein Besuch des Lauschpohls am Eingang des Kirchhofes, ist lohnenswert. Dort wird über die Betätigung einer Kurbel die Geschichte des Lebensbaumes und der Tierzeichen für die Besucher abgespielt - eingesprochen von Johannes Tigges.
>>>HINTERGRUND
Johannes Tigges ist 74 Jahre alt und engagiert sich mit Begeisterung an dem Projekt „Wege zum Leben“.
Wenn Sie noch mehr über das Projekt oder den Spirituellen Sommer erfahren wollen, dann finden Sie weitere Informationen auf der Internetseite www.wege-zum-leben.com.
Weitere Seelenorte in Schmallenberg finden Sie zudem auf der Internetseite www.schmallenberger-sauerland.de. Dort gibt es eine eigene Seite zum Thema „Sauerland Seelenorte“.