Meschede/Hochsauerlandkreis. Friedrich Merz will nicht auf der „Welle des Zeitgeistes surfen“: So entschied sich die CDU im HSK für ihn als Kandidaten im Parteivorsitz.

Die CDU im Hochsauerlandkreis hat einstimmig ihren Bundestagsabgeordneten Friedrich Merz für die Wahl zum Parteivorsitzenden vorgeschlagen. CDU-Kreisvorsitzender Matthias Kerkhoff glaubt auch an den Erfolg von Merz: „Ich bin zuversichtlich, dass er gewinnen wird.“

„Erfreulich“, sagt Kerkhoff, der auch Landtagsabgeordneter ist: Er sei schon in Düsseldorf von Parteifreunden auf die Merz-Kandidatur angesprochen worden, von denen er weiß, dass sie zuletzt Armin Laschet bzw. Norbert Röttgen unterstützt hätten. Auch sie hätten jetzt schon signalisiert, nun für Merz stimmen zu wollen. „Ich höre von vielen, die eine Merz-Kandidatur für eine gute Idee halten“, so der Kreisvorsitzende. Kerkhoff betont aber: Es komme nicht allein auf den Vorsitzenden an, die CDU benötige vielmehr eine Mannschaftslösung.

CDU-Kreisvorsitzender betont: „Merz brennt dafür!“

Merz und Kerkhoff sprachen in der letzten Woche über die Möglichkeit einer Kandidatur: Dafür schreibt die Bundespartei aber vor, dass sie formal von einem Kreisverband kommen müsse - da sei es selbstverständlich gewesen, dass Merz’ eigener Verband diese offizielle Kandidatur in die Wege leitet.

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Am Freitag verständigte Kerkhoff den Kreisvorstand darüber und berief für Montag eine virtuelle Vorstandssitzung ein. Merz erläuterte dabei seine Kandidatur, Nachfragen, so Kerkhoff, gab es nur zu formellen Dingen: Merz stellt sich zunächst einer Mitgliederbefragung. Das Ergebnis ist aber nicht bindend, denn offiziell entscheidet laut Satzung ein Bundesparteitag über den Vorsitz. Wobei sich Matthias Kerkhoff sicher ist, dass dies nur eine Formalität dann sein wird: „Es ist politisch nicht vorstellbar, dass jemand auf dem Parteitag erneut antritt, der zuvor in der Befragung unterlegen ist.“

„Wir müssen in der Opposition schnell handlungsfähig werden“, fordert Kerkhoff: „Und es müssen in der Opposition mehr Personen von uns sichtbar werden.“ Mit Friedrich Merz sei ein Neuanfang für die CDU möglich: „Er brennt dafür.“

Merz verspricht, „gutes Team“ aufzustellen

Friedrich Merz twitterte: „Opposition ist in der Demokratie nicht das fünfte Rad am Wagen. Wir sind gleichberechtigt mit der Regierung Teil unserer demokratischen Ordnung, ohne Opposition wäre unser Land keine Demokratie. Auch wir haben einen Auftrag der Wählerinnen und Wähler zu erfüllen. Wenn wir dabei erfolgreich sein wollen, müssen wir nach dem Bundesparteitag im Januar unverzüglich an die Arbeit gehen.“

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Er versprach, die CDU neu aufzustellen: „Wir werden sie nur bestehen, wenn wir ein gutes Team aufstellen, das die Breite der CDU in den Themen und in den Überzeugungen, in den Lebenserfahrungen und in den Ideen für unsere Zukunft abbildet. Dazu bin ich fest entschlossen. Die Zustimmung der Wählerinnen und Wähler werden wir allerdings nicht im eleganten Surfen auf der Welle des Zeitgeistes zurückgewinnen, sondern nur in überzeugender Sacharbeit und mit überzeugenden Personen.“

Landrat Dr. Karl Schneider war bei der Sitzung des Kreisvorstandes dabei, er unterstützt ausdrücklich die Merz-Kandidatur: „Ich stehe dahinter.“ Über Merz sagt Schneider: „Er hat das Händchen dafür, um Menschen anzusprechen. Und er hat den Willen und das Organisationstalent, um die Partei nach vorne zu bringen.“ Dass Merz gerade 66 Jahre alt geworden ist, spielt für den Landrat keine Rolle - das Alter sei nicht entscheidend: „Für mich steht das Können an erster Stelle – „schließlich ist ein Alter von 35 bis 40 Jahren auch kein Erfolgsrezept, man bekommt dadurch nur mehr Vorschusslorbeeren.“ Schneider erinnert auch daran, dass US-Präsident Joe Biden nächstes Jahr bereits 80 Jahre alt werde.

Landrat im HSK: „Die Partei hat nur darauf gewartet, was Angela Merkel macht“

Wichtig sei es, so Dr. Karl Schneider, wieder Themen zu besetzen: „Wir haben demnächst in der Opposition drei Parteien gegen uns. Wir müssen sehen, dass wir wieder Lufthoheit bekommen.“ Dazu zähle auch, die eigene Basis stärker einzubinden. Kritisch sagt er über seine Partei: „Wir sind durch das Regieren müde geworden. Die Partei hat nur darauf gewartet, was Angela Merkel macht.“

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Josef Sommer, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes in Meschede, hält die Merz-Kandidatur für ein „gutes Signal“. Er baut auf die Erfahrungen mit Merz im Bundestagswahlkampf: „Merz hat frischen Wind hineingebracht. Er wird diesen Elan mit nach Berlin tragen.“ Auch Sommer hält nichts davon, Merz sein Alter jetzt vorzuwerfen: „Friedrich Merz merkt man die 66 sowieso nicht an. Bei der Fahrradtour im Wahlkampf ist Merz den Jüngeren weggefahren - ohne Akku!“ Entscheidend sei jetzt: „Wir haben viele Jahre des Reagierens hinter uns, etwa mit der Flüchtlingskrise und der Coronazeit. Wir müssen wieder zu einer Politik des Agierens und Gestaltens kommen.“

>>> HINTERGRUND <<<

Die ersten Herausforderungen für den neuen CDU-Parteivorsitzenden: 2022 sind vier Landtagswahlen – im Saarland, in Schleswig-Holstein, in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen.

Ab dem 4. Dezember können die CDU-Mitglieder über den Parteivorsitz abstimmen, per Brief oder digital.

Wer bis zum 22. November per Brief oder bis zum 24. November digital der CDU beitritt, kann an der Mitgliederbefragung noch selbst teilnehmen.