Velmede. Nach Eröffnung der A46 sollte es in den Bestwiger Seitenstraßen ruhiger werden. Eine Fehleinschätzung. Anwohner fordern nun Konsequenzen.

Anwohner der Baumhofstraße in Velmede ärgern sich über den Durchgangsverkehr in ihrer Straße und sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder. Mit einem Brief hat sich eine der Anwohnerinnen jetzt an die Gemeindeverwaltung gewendet. Darin wünscht sie sich in Höhe des Friedhofs wieder die Poller zurück, die nach der Eröffnung der A46 nicht wieder in die Straße eingesetzt worden sind. Die Poller, so heißt es in dem Brief, seien deswegen nicht wieder eingesetzt worden, weil durch die neue Autobahn angeblich weniger Verkehr auf der Baumhofstraße herrschen würde.

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Das aber habe sich nicht als richtig erwiesen. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall. Die Baumhofstraße werde zunehmend als Durchfahrtstraße oder als Abkürzung für Anwohner der angrenzenden Abt-Anno-Straße, des Femewegs und der Rüdenbergstraße genutzt, schreibt Anwohnerin Christina Dentzel im Namen ihrer Nachbarn. Neben weiteren Autos kämen große Landmaschinen, schwere Lkw und sogar Straßenwalzen und Linienbusse hinzu. Für solche Gewichtsklassen sei die Straße bei ihrem Neubau im Jahr 2015 nicht ausgelegt worden. Zudem hielten sich die meisten Autofahrer nicht an die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h.

Frust, Ärger und unnötige Gefahren

Über diese „neue Normalität“ seien die Anwohner verärgert. Sie sorgten sich nicht nur um die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg. „Man kann seine Kinder mittlerweile nicht mehr im Vorgarten spielen oder mit dem Fahrrad oder Laufrad auf dem Bürgersteig fahren lassen, weil es einfach zu gefährlich ist“, schreibt Dentzel und weist eindringlich darauf hin, dass das Öffnen der Straße für die Anwohner keinerlei Vorteil gebracht habe. „Im Gegenteil: Es hat eher zu Frust, Ärger und unnötigen Gefahren geführt.“ Es sei sicher ein Leichtes, den alten Zustand wiederherzustellen. Schließlich seien das Sackgassenschild und die Anbringung für die Poller noch vorhanden.

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Fest steht aber bereits jetzt: Von heute auf morgen werden die Poller nicht wieder in die Straße eingesetzt. Rat und Verwaltung wollen sich des Problems zwar annehmen - allerdings nicht per Schnellschuss. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass sich hier die Geister scheiden“, so Bürgermeister Ralf Péus in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates, in der der Bürgerantrag als Punkt auf der Tagesordnung stand. Péus verwies auf das Verkehrskonzept, das derzeit erstellt werde und bei dem Änderungen der Verkehrsführung in den Neben- und Seitenstraßen der Ortsteile Bestwig und Velmede einer der vorrangigen Bausteine seien.

Als SPD-Fraktion, so betonte Fraktionschef Paul Theo Sommer habe man volles Verständnis für den Bürgerantrag. Der Wunsch nach Veränderung sei nachvollziehbar. Sommer begrüßte den Vorschlag der Verwaltung, den Antrag in die Beratungen für das Verkehrskonzept mit einzubeziehen. Allerdings müsse es dann auch zeitnah eine politische Entscheidung geben, um schnell eine Lösung zu finden, die die Anwohner zufrieden stelle. Ebenso wie Bürgermeister Ralf Péus verwies auch CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Brockhoff auf „die zwei Seiten der Medaille“. Des einen Freud sei leider nun einmal des anderen Leid. Insofern halte auch er es für sinnvoll, den Antrag zum Gegenstand des Verkehrskonzeptes zu machen. Ob man am Ende des Tages mit einer Entscheidung tatsächlich alle glücklich machen könne, sei zunächst einmal dahingestellt. Als sichtbares Zeichen schlug er vor, in einem ersten Schritt digitale Tafeln aufzuhängen, die Autofahrer auf ihre Geschwindigkeit hinweisen.

Kontrollen ohne Ausreißer

Allerdings, darauf verwies Bürgermeister Ralf Péus, hatte es in der Baumhofstraße bereits in der Vergangenheit eine Verkehrszählung gegeben, bei der auch die Geschwindigkeit gemessen worden war. Er habe die detaillierten Zahlen zwar noch nicht gesehen. „Aber die ganz großen Ausreißer scheinen nicht dabei gewesen zu sein“, so Péus.

Das Ergebnis der Verkehrszählung soll ebenso wie der Wunsch der Anlieger aus der Baumhofstraße nun im ersten Schritt bei der Erstellung des Verkehrskonzeptes Thema sein. Das befürwortete auch Grünen-Fraktionschef Matthias Scheidt ausdrücklich. Geplant ist im ersten Schritt ein Treffen am 4. Oktober. Dann will sich die Kommission, die zur Erstellung des Verkehrskonzeptes gegründet worden ist, die Situation vor Ort anschauen. Danach soll eine Empfehlung erarbeitet werden, die dann Thema im Gemeindeentwicklungsausschuss sein wird.

  • Bis vor etwa zwei Jahren war der westliche Teil der Straße durch die in der Sommerzeit aufgestellten Poller auf Höhe des Friedhofs eine Sackgasse.
  • Seit der Eröffnung des neuen A46-Teilstücks sind die Poller allerdings selbst in den Sommermonaten nicht wieder eingesetzt worden.
  • Bei den Beratungen der Verkehrskommission und des Gemeindeentwicklungsausschusses sollen auch die Interessen der Anlieger im Umfeld der Baumhofstraße berücksichtigt werden, die wegen der ehemaligen Verkehrsmenge auf der Bundesstraße und der getroffenen Seitenstraßen-Regelung außerhalb der Winteröffnung Umwege in Kauf nehmen mussten.