Velmede. Viele Kommunen ernten Kritik, weil sie Badezeiten für muslimische Frauen anbieten. In Bestwig gibt es genau ein solches Angebot jetzt.

Im Velmeder Bad gibt es jetzt eine eigene Schwimmzeit für muslimischen Frauen. Viele andere Städte sträuben sich gegen ein solches Angebot, weil sie darin eher eine Abgrenzung als Integration sehen. Gemeindesprecher Jörg Fröhling sieht das anders.

Was sind die Hintergründe für das neue Angebot? Sind die Muslime auf die Gemeinde zugekommen oder hat die Gemeinde das Angebot aus Eigeninitiative geschaffen?

Jörg Fröhling Ziel der Gemeinde Bestwig ist es, das Schwimmbad für möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zu einem attraktiven Bewegungs- und Freizeitangebot zu machen. Muslimische Frauen sind auf unseren für das Bad zuständigen Mitarbeiter zugekommen mit der Bitte zu prüfen, ob man ein solches Angebot wieder aufleben lassen kann. Wir freuen uns über ein solches Interesse an unserem Bad und wollen selbstverständlich Vorschläge und Wünsche von Bürgerinnen und Bürgern umsetzen, wenn das machbar ist.

Warum schafft Bestwig ein solches Angebot erst jetzt?

Jörg Fröhling, Pressesprecher der Gemeinde Bestwig.
Jörg Fröhling, Pressesprecher der Gemeinde Bestwig. © Unbekannt | Archiv

Es gibt es solches Angebot in Bestwig nicht erst seit jetzt. Schon früher hat es Schwimmangebote für muslimische Frauen gegeben – teilweise in Trägerschaft des kommunalen Integrationszentrums oder auch von Sportvereinen. Insofern ist das nicht neu für die Gemeinde Bestwig. Nun ist wieder Nachfrage nach einem solchen Angebot entstanden, und diesen Bedarf decken wir.

Was sagt die Gemeinde zur Kritik, dass mit Schwimmangeboten für muslimische Frauen genau das Gegenteil von Integration bewirkt wird? Stichwort: Separation statt Integration.

Zunächst: Kritik an dem Schwimmangebot ist der Gemeinde Bestwig nicht bekannt. Das Gegenteil ist der Fall: Wir haben dafür viel Zuspruch erfahren - übrigens nicht nur von muslimischen Frauen. Es ist für die Gemeinde auch nicht verständlich, was das Angebot mit Separation zu tun hat. Auch hier ist das Gegenteil der Fall: Wir öffnen unser Schwimmbad für Menschen, die früher einfach nicht zu uns gekommen sind. Damit wird das Schwimmbad zu einem Ort der Integration. Dass man dabei Rücksicht auf kulturelle Belange nimmt, ist eine Selbstverständlichkeit. Im übrigen haben einige der muslimischen Teilnehmerinnen auch deutlich gemacht, dass sie es begrüßen würden, wenn auch nicht-muslimische Frauen teilnehmen würden. Darüber freuen wir uns - ebenso wie über die Tatsache, dass bereits beim ersten Termin sechs Frauen anwesend waren.

Wie viele muslimische Frauen gibt es denn in der Gemeinde Bestwig?

Wie viele muslimische Frauen es in der Gemeinde Bestwig gibt, ist nicht bekannt - in den entsprechenden Personenstandsdaten werden - wie in allen NRW-Kommunen - nicht-christliche Religionen nicht erfasst.

Ist es nicht inkonsequent und kontraproduktiv, wenn es zwar eine Schwimmzeit für muslimische Frauen gibt, aber die Badeaufsicht männlich ist? Könnten muslimische Frauen, das Bad dann nicht auch direkt zu den üblichen Zeiten besuchen?

Die Behauptung, die mit dieser Frage gestellt wird, geht an den Tatsachen vorbei. Den Frauen ist es wichtig, dass sie gemeinsam unter sich schwimmen können - so haben sie es auch uns gegenüber formuliert und deswegen würden sie das Bad auch nicht zu den allgemeinen Zeiten besuchen. Die Gemeinde hat einen sehr engagierten Bad-Verantwortlichen, der solche und andere Angebote in unserem Schwimmbad ermöglicht. Das sind eben die Voraussetzungen, unter denen solch ein Angebot stattfinden kann.

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Gibt es Bemühungen der Gemeinde, für die Schwimmzeit weibliches Personal als Badeaufsicht einzusetzen?

Nein. Zum einen sind wir eine kleine Gemeinde, die für das Bad nur einen Mitarbeiter beschäftigt. Zum anderen ist ein solcher Wunsch auch gar nicht an die Gemeinde herangetragen worden.

Warum bietet die Gemeinde nicht eine allgemeine „Frauen-Schwimmzeit“ an?

Weil bislang uns gegenüber kein entsprechender Wunsch geäußert worden ist und damit offenbar kein Bedarf besteht. Sollte man mit diesem Vorschlag an uns herantreten, würden wir selbstverständlich prüfen, ob ein solches Angebot umsetzbar ist. Hier gilt: Wir möchten für möglichst viele Bürgerinnen und Bürger ein attraktives Bad anbieten.

Fällt durch die neue Schwimmzeit ein anderes Angebot weg bzw. wird verkürzt oder wird dafür ein Zeitfenster genutzt, in dem das Bad zuvor geschlossen war?

Nein. Für das neue Angebot wird ein Zeitfenster genutzt, das bislang im Schwimmbad Bestwig nicht belegt war.

  • Die Schwimmzeit für Muslime findet dienstags von 20 bis 21 Uhr statt. Das Angebot richtet sich an muslimische Frauen, die eine „geschützte Atmosphäre“ suchen, in der sie ohne Öffentlichkeit in Schwimmbekleidung teilnehmen können.
  • Als Schwimmbekleidung ist ein Badeanzug wünschenswert, jedoch sind auch spezielle, fürs Wasser designte länger geschnittene Anzüge, wie eine Schwimm-Tunika oder Burkinis zugelassen.
  • Alle anderen Kleidungsstücke wie Sportkleidung, Unterwäsche, lange Hosen, Neoprenanzüge und Burkas aber auch normale Kopftücher oder Leggings sind im Wasser verboten.
  • Da es sich um eine Sonderveranstaltung handelt, wird um Beachtung der Hinweise hinsichtlich des Badpersonals gebeten: Das Personal am Eingang und die Badeaufsicht ist männlich. In Notfällen kann nicht garantiert werden, dass die Einsatzkräfte ausschließlich weiblich sind. Die Anweisungen des Badpersonals müssen befolgt werden.