Schmallenberg. In der Stadthalle ging es um die Umgestaltung des Schmallenberger Schützenplatzes. Was Streitthema war und was schon bald umgesetzt wird.
Ein bisschen ist er auch das öffentliche Wohnzimmer der Schmallenberger Kernstadt: Der Schützenplatz. Einkehrmöglichkeit, beliebter Treffpunkt und Veranstaltungsort zugleich. Nach rund 30 Jahren soll das Wohnzimmer jetzt renoviert werden. Nicht mit der Keule, sondern mit Feingefühl. Vor allem der Pflasterboden mit seinen Stolperfallen war Diskussionsmittelpunkt der Bürgerversammlung am Mittwochabend, zu der Hans-Georg Bette als Bezirksausschussvorsitzender und Andreas Dicke als Technischer Beigeordneter der Stadtverwaltung eingeladen hatten. Rund 50 Interessierte folgten.
„Wir befinden uns am Beginn einer langen Reise“, erklärte Bette. Ein erstes Treffen mit Anwohnern und Gastronomen sowie den Ausschussmitgliedern hatte es bereits gegeben, man wolle aber die ganze Stadt und alle Nutzer einbinden und das Projekt dann ins Laufen bringen. Dass die Bagger deshalb noch nicht in der kommenden Woche anrücken, sondern der Ideen- und Umsetzungsprozess Jahre dauern kann, sei genauso klar.
Um 1991 sei der 3600 Quadratmeter große Platz in seiner heutigen Form gebaut worden, erklärte Andreas Dicke. Der Höhenunterschied des Pflasters, die Barrierefreiheit sei inzwischen ein großes Problem: „Da wurde in den 1990er Jahren so noch nicht drüber gesprochen. Aber wir sitzen hier auch wegen der Gesamtoptimierung zusammen.“ Ideen mussten also her. Und die kamen.
Pflaster und Stolperfallen
Testweise hatte die Stadt bereits vor einigen Wochen flache und breite Pflastersteine am westlichen Eingang des Schützenplatzes verlegt. Zwar dienten sie lediglich als Muster, sollten aber ein Anfang für die „Problemlösung Barrierefreiheit“ sein. Denn die wurde während der Bürgerversammlung immer wieder bemängelt. Die Höhenunterschiede auf dem Platz würden zu gefährlichen Stolperfallen, eine Querung des Platzes mit Gehstock, Rollator oder Kinderwagen sei schwierig und gefährlich, so beispielsweise Bernhard Pilgram.
Das vorhandene Pflaster abschleifen, abflachen und angleichen oder ganz neue Steine verlegen? Unterschiedlich waren die Ansichten der Schmallenberger. Es gehe aber auch um die technische Umsetzbarkeit, intervenierte Dicke. Einhellig war aber der Tenor, dass es auch in Zukunft ein Pflaster aus Naturstein in dunkelgrauer Optik sein soll - und nicht etwa ein solches Pflaster, wie es vor der Stadthalle verlegt wurde.
Architekt Peter Walach widersprach, dass der Schützenplatz voller Stolperfallen sei: „Ein Weg über den Schützenplatz zu bauen wäre der Fehler, den wir beim damaligen Bau schon verhindert haben.“ Man müsse an Einzelheiten des Platzes gehen, „aber die große Keule zu schwingen wäre ein Jammer“, so Walach: „Der Schützenplatz wird mir hier zu schlecht geredet.“
Architekt Thomas Richter forderte, mit offenen Augen durch Nachbarstädte zu fahren und so Eindrücke zu gewinnen. Die Pflaster-Lösung in Meschede sei ein Negativ-Beispiel: „Wir müssen vorsichtig sein, denn das Risiko, hier etwas dauerhaft kaputt zu machen, ist sehr groß.“
Brunnen und Schmallenberger Hammer
Wenn man den Platz ganzheitlich umgestalten wolle, müsse man auch über Brunnen und „Schmallenberger Hammer“ nachdenken, hieß es aus der Versammlung. Der Brunnen sei häufig im Weg, den Hammer könne man aufwerten und vielleicht auch im Kurpark präsentieren, so Vorschläge aus der Versammlung. Statt des Brunnens wäre auch eine einfache Absenkung denkbar, die Wasserspiele und kleine Fontänen zulässt.
Das könne auch mehr Platz für die Gastronomen oder für Konzerte und Feste wie die Schmallenberger Woche schaffen. Mehr Platz für Gastronomen forderte auch Christian Koch vom Verkehrsverein, zudem sei die Hecke „eher Buschwerk“, sollte durch einen verdeckten Stabgitterzaun aufgewertet werden.
Engelbert König von der Werbegemeinschaft dachte an belebende und bunte Maßnahmen, möglicherweise in Form von Illuminationen, Wasserspielen und Strahlern, die Bäume und Grün in den Abendstunden farblich anleuchten: „Mir wirkt der Platz sonst zu traurig.“
Bühne und Konzerte
Thomas Richter stellte den Gedanken einer festinstallierten Bühne oder Konzertmuschel vor, die dauerhaft für Veranstaltungen genutzt werden könnte. Dann müsse die Bühne aber auch eine entsprechende Größe haben, damit auch Bands der Größenordnung einer Schmallenberger Woche dort Platz finden, so Heribert Störmann. Sonst stünde sie mehr im Weg, als das sie diene. Möglicherweise könnten dann auch feste WC-Anlagen integriert werden, ergänzte Richter. Denn ein mobiler Toilettenwagen sei doch wenig ansehnlich.
Ralf Blümer wies darauf hin, dass auch Leerrohre unter dem Platz für Konzerte bedacht werden sollten: „Wenn die Kabel sonst oberhalb des Pflasters verlegt werden, ist die Barrierefreiheit wieder nicht gegeben.“
E-Bikes, Bänke und Markt
Auflademöglichkeiten für E-Bike-Akkus sollen schon bald im Bereich der jetzigen Telefonzelle aufgestellt werden. Genauso wie neue Sitzbänke und moderne Mülleimer auf dem Platz, wie Andreas Dicke erklärte. Das alles kurzfristig und unabhängig von der Gesamtgestaltung des Platzes. Auch die allgemeine Stromversorgung wurde in den vergangenen Wochen bereits aufgewertet.
Zur Sprache kam auch, Unterstandmöglichkeiten für Marktbeschicker zu schaffen. Denn das Interesse von neuen Markthändlern, nach Schmallenberg zu kommen, sei groß. Es fehle aber an entsprechender Überdachung. Zudem müsse der Platz kinder- und familienfreundlicher werden, hieß es. Wenn Eltern es sich in der Gastronomie gut gehen lassen, wären Spielgeräte für den Nachwuchs eine Lösung. Platz dafür könnte die Wiese hinter der Bushaltestelle bieten.
„Ich bin wirklich zufrieden mit der Diskussion und freue mich über die vielen Ideen“, kommentierte Hans-Georg Bette nach der Versammlung. Es gebe natürlich Unzufriedenheit mit einzelnen Dingen, klar sei aber auch, dass man grundsätzlich mit dem Schützenplatz zufrieden sei: „Wir müssen nun schauen, welche Ideen zusammenkommen und dann in die Planung einsteigen. Der Platz soll seine Seele behalten, aber weiterentwickelt werden.“
Finanzierung und Stadtentwicklungskonzept
Eine klare Summe, wie viel Geld in den Schützenplatz fließen soll, gibt es nicht. Auf der einen Seite, so Bette und Dicke, wolle man die Ideen abwarten und dann schauen, was nötig sei. Auf der anderen Seite werde aktuell an einem neuen Stadtentwicklungskonzept für Schmallenberg gearbeitet. Darin soll der Schützenplatz eine zentrale Rolle haben, Fördertöpfe könnten in den kommenden Jahren über dieses Konzept angezapft werden.
Die gesammelten Ideen der Versammlung werden in der kommenden Bezirksausschusssitzung am 14. September präsentiert. Dann soll auch ein „Arbeitskreis Schützenplatz“ gebildet werden, der sich die Maßnahme zur Aufgabe macht. Anschließend wird auch in den Planungsprozess mit der Stadt eingestiegen.