Meschede/Schmallenberg. So sehen sie aus: 250 Meter hoch sollen Riesen-Windräder im Wald an der Mescheder Stadtgrenze zu Schmallenberg werden.

Unbemerkt von der Öffentlichkeit rückt ein wichtiger Stichtag für die weitere Entwicklung des Stadtbildes immer näher – und zwar nicht nur für das Mescheder, sondern auch für das Schmallenberger: Nur noch bis Sonntag, 23. August, können die Unterlagen zu den geplanten Riesen-Windrädern an der Mescheder Stadtgrenze bei Frielinghausen eingesehen werden. Bisher aber hat das zum Beispiel im Mescheder Rathaus noch niemand getan.

Windräder im Wald an Meschedes höchstem Punkt

Wie berichtet, sollen im Wald rund um den Hockenstein vier 250 Meter hohe Windräder für den neuen Windpark Frielinghausen-Höringhausen entstehen. Mit rund 700 Höhenmetern ist der Hockenstein, was kaum jemand weiß, die höchste Erhebung im Mescheder Stadtgebiet.

Teilweise wurden die Windräder vom Entwickler in Winterfotos montiert - hier der Blick von Westernbödefeld.
Teilweise wurden die Windräder vom Entwickler in Winterfotos montiert - hier der Blick von Westernbödefeld. © UKA Meißen Projektentwicklung

Die Rotorspitzen würden also demnächst in einer Höhe von rund 950 Metern liegen. Der Windpark soll rund einen Kilometer östlich und nordöstlich von Frielinghausen und der Landstraße 740 von Remblinghausen nach Westernbödefeld entstehen. Es ist einer von vielen geplanten Windparks im Hochsauerlandkreis, die an den Stadtgrenzen platziert würden – in diesem Fall direkt an der Mescheder Stadtgrenze zu Schmallenberg.

Der Hochsauerlandkreis als Genehmigungsbehörde hatte pflichtgemäß in einer kurzen öffentlichen Mitteilung im Juli auf die Absichten des Projektentwicklers, der „Umweltgerechten Kraftanlagen“ UKA aus dem sächsischen Meißen hingewiesen, dass dieser eine Genehmigung für den Bau von vier Windrädern im Mescheder Stadtgebiet ersuche – allerdings gar nicht dabei geschrieben, wo die Windräder genau geplant sind. Die direkt Betroffenen erfuhren dadurch nicht davon, dass ab 21. Juli die Frist zur Einsichtnahme in die Unterlagen für sie beginnen würde. Und die läuft am 23. August ab. Wer Einfluss auf das Projekt nehmen will, müsste also jetzt aktiv werden.

Der Blick aus Brabecke auf die geplanten Windräder.
Der Blick aus Brabecke auf die geplanten Windräder. © UKA Meißen Projektentwicklung

Wer sich die Unterlagen anschaut, der kann dann wiederum auch Einwendungen gegen die Windpark-Pläne machen: Einwendungen sind noch bis einschließlich 23. September möglich. Und nur, wer sich schriftlich mit seiner Meinung zu dem Windpark-Projekt meldet, der würde zu einem Erörterungstermin von der Kreisverwaltung eingeladen. Und nur wer eine Einwendung macht, der hätte nachher auch ein Klagerecht.

Wichtig: Es gibt keine anderen öffentlichen Versammlungen, in denen diese Pläne vorgestellt werden. Nach Informationen dieser Zeitung bemüht sich die Mescheder Stadtverwaltung darum, die Projektentwickler von UKA zumindest noch in die Sitzung des Bezirksausschusses in Remblinghausen im September einzuladen – dorthin könnten dann außer den Politikern auch Zuhörer aus der Nachbarschaft kommen.

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Fotomontagen zeigen das Ausmaß

Es ist ein Wust von erforderlichen Unterlagen, die Projektentwickler zum Bau von Windrädern einreichen müssen. Unangenehm für die Entwickler sind immer Visualisierungen, wie die Windräder sich künftig optisch in die Landschaft einfügen werden – statt abstrakter Zeichnungen auf Plänen. Denn erst durch die Visualisierungen, also durch Fotomontagen, wird das Ausmaß sicht- und greifbar. Im Mescheder Stadtrat lagen diese Visualisierungen nicht vor, als im Juni die Absichten von UKA erstmals diskutiert wurden. In den öffentlich einsehbaren Unterlagen tauchen diese Fotomontagen jetzt auf: Sie zeigen, wie die Menschen in Vorher-Nachher-Bildern die Windräder künftig aus Remblinghausen, Bonacker, Westernbödefeld, Brabecke und Mosebolle sehen würden – nämlich überdeutlich.

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Mit in den Unterlagen taucht auch erstmals der mit Spannung erwartete Faunabericht auf. So wurden von Gutachtern auf 360 Hektar im Umfeld des geplanten Windparks allein 14 Fledermausarten entdeckt. Mit dem Großen Abendsegler, der Mücken-, der Rauhaut- und der Zwergfledermaus wurden vier Arten ermittelt, die in NRW als „windkraftempfindlich“ gelten – soll heißen:

So würde man aus Mosebolle die Windräder sehen.
So würde man aus Mosebolle die Windräder sehen. © UKA Meißen Projektentwicklung

Sie wurden bei anderen Windrädern schon tot darunter entdeckt, sie haben ein Kollisionsrisiko. Außerdem fanden sich 63 Vogelarten, von der Amsel bis zum Zilpzalp. Für Goldammer und Grauspecht als gefährdete Arten von der Roten Liste fanden sich Reviere hier.

Diverse Male wurden auch Schwarzstörche gesehen, bei Drasenbeck, Frielinghausen, Gellinghausen und im Valmetal. Greifvögel unterschätzen die Geschwindigkeit der Rotorblätter, die bis zu 200 bis 300 km/h erreichen. Laut Gutachten heißt es: „Die zahlreichen, brutverdächtigen Flugbewegungen des Rotmilans und vor allem der Brutnachweis des Schwarzstorches zeigen eine hohe Bedeutung für Groß- und Greifvögel als Brut- und Nahrungshabitat im weiteren Umfeld des Vorhabens.“ Ein Horst des Schwarzstorches kann bei Brabecke nachgewiesen werden. Die Gutachter empfehlen, neue Nahrungsflächen für ihn zu schaffen.

>>>HINTERGRUND<<<

Die Unterlagen zum geplanten Windpark finden sich im Internet beim Hochsauerlandkreis, die genauen Details dann unter dem Punkt „Antragsunterlagen“.

Sie können auch beim Technischen Rathaus in Meschede und bei der Unteren Umweltschutzbehörde/Immissionsschutz des HSK in Brilon eingesehen werden.