Meschede/Schmallenberg. Sie werden alles überragen: Ein Unternehmen aus Sachsen plant im Mescheder Stadtgebiet den Bau von riesigen Windrädern.

Projektentwickler aus Sachsen wollen im Wald im Mescheder Stadtgebiet vier 250 Meter hohe Windräder bauen. Sie würden dann auch aus dem Schmallenberger Raum weithin sichtbar sein.

Errichtet werden sollen die Riesen-Windräder im Wald rund um den Hockenstein – rund ein Kilometer östlich und nordöstlich von Frielinghausen und der Landstraße 740 von Remblinghausen nach Westernbödefeld gelegen, ein Gebiet direkt an der Stadtgrenze zu Schmallenberg bei Brabecke. Geplant sind vier 250 Meter hohe Windräder: Der Hockenstein ist mit rund 700 Höhenmetern die höchste Erhebung im Mescheder Stadtgebiet – die Rotorspitzen liegen demnächst also bei rund 940/950 Metern: „Das sind wahnsinnig hohe Anlagen“, so Fachbereichsleiter Klaus Wahle, der über das Vorhaben im Ausschuss für Stadtentwicklung in Meschede informierte.

Modelle der nächsten Technik-Generation

Genaueres über die Windrad-Modelle weiß man noch gar nicht – denn sie gibt es noch gar nicht: „Das ist der Typ, der in drei oder vier Jahren auf dem Markt sein wird“, so lange dauern die Genehmigungen für neue Windräder. Die nächste Technikgeneration wird darum schon einmal vorhergesagt. Wie viel Lärm sie erzeugen, ist deshalb zum Beispiel noch unbekannt. Geplant wird dennoch schon einmal mit ihnen. Jedes Windrad wird eine Leistung von 5,6 Megawatt haben. Zum Vergleich: Die jetzigen Windräder in der Nachbarschaft von Frielinghausen bei Einhaus produzieren jedes 1,5 Megawatt.

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Für den Bau der vier Windräder müssen 4,6 Hektar Wald dauerhaft beseitigt werden. Die Zufahrt und Erschließung erfolgt über einen Wirtschaftsweg von der Landstraße 740 aus und weitgehend über Schmallenberger Stadtgebiet.

An der Mescheder Stadtgrenze zu Schmallenberg bei Frielinghausen sind vier Windräder im Wald geplant.
An der Mescheder Stadtgrenze zu Schmallenberg bei Frielinghausen sind vier Windräder im Wald geplant. © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Projektentwickler ist die Unternehmensgruppe „Umweltgerechte Kraftanlagen“ UKA mit Sitz im sächsischen Meißen, die bisher vor allem in den ostdeutschen Bundesländer Windräder gebaut hat. Wenig glücklich ist man im Mescheder Rathaus über die Informationspolitik von UKA: Das Unternehmen habe noch keinen Kontakt zu den Bürgern im Umfeld aufgenommen, es läge auch noch keine Visualisierung vor, wie die geplanten Windräder optisch wirken würden – „das sind die recht schwerfällig“, so Klaus Wahle.

Können die Windräder auch gebaut werden? So weit ist das Verfahren überhaupt noch nicht. Bislang geht es nur darum, ob alle Unterlagen vollständig sind. Die Stadt Meschede ist offiziell vom Hochsauerlandkreis als Genehmigungsbehörde über das Vorhaben informiert worden: Die Zulassung von Windrädern erfolgt über den HSK nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz. Im Genehmigungsverfahren wird geprüft, ob der Umsetzung des Projektes etwas entgegensteht – wenn nicht, hat ein Unternehmen einen Anspruch auf die Baugenehmigung.

Sicher ist: „Es werden weitere Anlagen kommen“

Bekanntlich hat die Stadt Meschede ihre Gerichtsprozesse zur Windkraft verloren. Sie hatte argumentiert, ihr Flächennutzungsplan sehe bei Einhaus doch schon ein Vorranggebiet für Windräder vor. Das reicht nach Ansicht der Richter aber nicht aus. Formal muss der Stadtrat jetzt quasi beschließen, das Flächennutzungsplan-Argument nicht mehr anzuwenden – der Ausschuss stimmte, bei Enthaltung der SPD, dafür. Die Stadt kann ein Baugesuch zurückstellen: Bis Anfang November müsste sie beim Kreis einen solchen Antrag stellen. Bis dahin will sie den Meinungsbildungsprozess dazu anschieben, wie man zu dem Windkraft-Plan bei Frielinghausen steht und ob ein neuer Flächennutzungsplan kommen soll. Bisher ist zum Beispiel nicht der Bezirksausschuss Remblinghausen darüber informiert – dort waren 2018 solche Pläne noch abgelehnt worden.

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Fachbereichsleiter Wahle berichtete im Stadtentwicklungs-Ausschuss über weitere Anfragen von Windkraft-Entwicklern: „Ich garantiere Ihnen: Es werden weitere Anlagen kommen.“ Hendrik Bünner (SPD) sagte: „Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen von Bürgerbewegungen, die gegen die Windkraft sind.“ Er regte an, den Gedanken von Bürgerwindparks oder Genossenschaftsparks stärker zu verfolgen, um für mehr Akzeptanz zu sorgen. Marcel Spork (CDU) hält an der bisherigen Haltung fest: „Wir würden gerne bei der Frage der Standorte steuernd eingreifen.“

Bürgermeister Christoph Weber (CDU) ist sich sicher: „Auch dieses Ding wird auf jeden Fall beklagt, das steht fest.“ Er kritisierte, dass in NRW weiterhin unsicher sei, wo Windräder entstehen könnten: „Auf diesem Niveau sind wir in diesem Land.“ Ein Bau von Windrädern im Wald sei kein Kriterium mehr, das gegen sie spreche.