Bödefeld. Lisa Heinemann leitet die Kita St. Cosmas und Damian in Bödefeld. Im Interview spricht sie über die Auswirkungen der Corona-Zeit auf die Kinder.
Seit einigen Jahren arbeitet Lisa Heinemann schon als Erzieherin, seit wenigen Monaten leitet sie die Kita St. Cosmas und Damian in Bödefeld. Im Interview spricht sie über die schwierige Arbeit während der Corona-Zeit, Tränen bei den Kindergartenkindern und Arbeitsschwerpunkte der Zukunft.
Frau Heinemann, Sie sind nun schon seit einigen Jahren als Erzieherin tätig. Wie haben Sie die Arbeit während der Pandemie erlebt?
Lisa Heinemann: Im Beruf der Erzieherin muss man schon ohne Corona ein großes Maß an Flexibilität mitbringen. Situationen verändern sich schnell und man muss sich immer wieder auf neue Kinder, Eltern, Regelungen und Gesetze einstellen. Gerade in den letzten Jahren ist in unserem Kindergarten viel passiert. Leider wurden wir im letzten Jahr durch die Corona-Pandemie stark in unserer Arbeit eingeschränkt. Viele für uns pädagogisch wichtige Angebote durften nicht mehr stattfinden, das Frühstücksbuffet, die gemeinsame Vorschularbeit am Nachmittag, unser Konzept der teiloffenen Arbeit, in der sich alle Kinder ihre Spielbereiche und Spielpartner frei aussuchen können und auch die altershomogenen Gruppen am Vormittag - alles viel weg. Viele Dinge, die wir uns in den letzten Jahren erarbeitet hatten waren auf einmal nicht mehr möglich. Das war für mich und die Kolleginnen oft schwer zu akzeptieren.
Teilweise musste der Betrieb aufgrund von Corona-Fällen ganz geschlossen werden, dann war nur Notbetreuung, dann wieder Präsenz möglich. Leidet bei aller Organisation und Rücksichtnahme auf Regeln, Vorschriften etc. die Arbeit mit den Kindern? Als Leiterin wurde man ja quasi auch zur Krisenmanagerin, oder?
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Bereits Ende Oktober, zu Beginn der zweiten Welle, hatten wir einen ersten positiven Fall im Kindergarten und fast alle Kinder und Erzieherinnen mussten für zwei Woche in Quarantäne. Nach diesem Fall haben wir dann unseren Kindergartenalltag komplett umgestellt und zum Beispiel Geschwisterkinder in einer Gruppe betreut und die Gruppen streng voneinander getrennt. Während der gesamten Corona-Zeit haben wir versucht, die Arbeit mit den Kindern möglichst unbeschwert zu gestalten und ihnen einen positiven Alltag zu vermitteln. Man hangelte sich von Woche zu Woche und von einem Brief des Ministeriums zum nächsten.
Wie funktionierte die Kommunikation, insbesondere mit den Eltern?
Da wir unsere Kommunikation schon vor einigen Jahren komplett auf den E-Mail Verkehr umgestellt haben, hatten wir von Anfang an eher weniger Probleme, alle Eltern schnell zu erreichen. Die Informationen, welche der Träger schon vorher gefiltert und für uns Leitungen zusammengefasst hatte, konnten so sofort weitergeleitet werden. Bei Nachfragen waren wir natürlich auch jederzeit im Kindergarten zu erreichen. Auch zum Kirchenvorstand bestand guter Kontakt und es wurde immer Hilfe und Unterstützung angeboten.
Und brachten die Eltern immer Verständnis für die Auflagen auf oder gab es auch Situationen, wo kein Verständnis aufgebraucht wurde, wenn zum Beispiel wieder in die Notbetreuung gewechselt wurde?
Die meisten Eltern haben viel Verständnis für die Situation aufgebracht und versucht, ihre Kinder so gut wie möglich von zuhause zu betreuen. Für viele waren jedoch die wechselnden Möglichkeiten und ständig neuen Bestimmungen schwierig nachzuvollziehen. Natürlich kam es auch manchmal zu Schwierigkeiten und Missverständnissen, für die aber gemeinsam Lösungen gefunden werden konnten. Auch für die Eltern war die Zeit sehr schwierig und unvorhersehbar und man konnte ihre Sorgen nachvollziehen.
Immer wieder war auch die Rede davon, dass besonders die Kinder unter der Pandemie und den Auflagen leiden? Wie haben Sie das wahrgenommen? Haben sich Kinder anders verhalten, hat man während der Betreuung darüber gesprochen? Oder war Corona da „ganz weg“?
Meine Kolleginnen und ich waren immer wieder erstaunt, wie gut die Kinder die ständigen Veränderungen verarbeitet und auch angenommen haben. Viele Kinder haben lange Zeit zuhause verbracht und sind dann doch wieder wie selbstverständlich zurück in die Einrichtung gekommen. Andere habe auf einmal in der Notbetreuung einen ganz anderen Kindergartenalltag mit weniger Kinder in getrennten Gruppen erlebt. Das Frühstücksbuffet durfte nicht mehr durchgeführt werden und auch das Außengelände wurde durch Zäune und Absperrband in drei verschiedene Bereiche geteilt. Die Kinder konnte sich also sehen, aber dann doch nicht mit den Freunden aus der anderen Gruppe spielen. Gerade in solchen Situationen sind auch schon mal ein paar Tränen geflossen. Die Kinder haben ab und an von dem „doofen Corona“ berichtet und, dass man sich ja jetzt nicht mehr mit Freunde treffen darf. Wir haben uns viele Gedanken gemacht und sind auch während des Lockdowns mit den Familien in Kontakt geblieben und haben zum Beispiel Ralleys geplant, Thementüten verteilt und auch Grüße aus dem Kindergarten mit Ideen für zuhause verschickt.
Wie kann man auch als Einrichtung den psychischen Folgen für Kinder durch eine solche Pandemie entgegenwirken?
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Ich denke es ist wichtig, die Kinder aufzufangen und ihnen in der Einrichtung eine Form der Normalität aufzuzeigen. Hier im ländlichen Bereich hatten die Kinder trotz Corona noch viele Möglichkeiten um schöne Momente zu genießen und die Familien haben die Kinder gut auffangen können.
Nach und nach wird immer weiter gelockert. Ist die Normalität schon zurückgekehrt? Oder gibt es noch immer bestimmte Maßnahmen?
In den letzten Wochen ist wirklich viel passiert und wir können bis auf die weiterhin gesteigerten Hygiene-Maßnahmen einen normalen Kindergartenalltag umsetzten. Wir haben, um den Kindern genug Zeit zur Umgewöhnung zu geben, kleinschrittig begonnen und zuerst damit gestartet, alle Kinder wieder in ihren pädagogischen Stammgruppen einzugewöhnen um danach dann unser Konzept, die teiloffene Arbeit, eine Woche später umsetzen zu können.
Sie haben vergleichsweise jung die Leitungsposition übernommen: Woher rührt ihre Begeisterung für die Arbeit und worin werden Arbeitsschwerpunkte in den kommenden Jahren liegen?
Während meiner Zeit als Erzieherin hatte ich immer gute und ebenfalls junge Leitungsvorbilder. Vor drei Jahren wurden dann in allen Kindergärten mit mindestens drei Gruppen die Stellen der ständigen Stellvertretung der Leitung geschaffen und ich habe für mich die Chance gesehen, mich weiter auf die Stelle der Kindergartenleitung vorzubereiten. Als sich dann für mich Ende 2020 die Chance ergab, nun die Leitung zu übernehmen, war für mich der Zeitpunkt gekommen und ich würde diesen Schritt auch immer wieder so gehen. Hier hat mir auch gerade mein tolles Team geholfen, welches mir den Übergang in die neue Rolle leicht gemacht hat. Die Arbeitsschwerpunkte liegen im Moment erstmal darin, an die Vor-Corona-Zeit anzuknüpfen und die Entwicklungen der letzten Jahre wieder zu festigen. Noch dazu kommt die Rezertifizierung zum Familienzentrum in diesem Sommer und die Einführung eines Qualitätsmanagements.
Steckbrief
Zur Person:
Lisa Heinemann, 32 Jahre alt, seit sieben Jahren im Familienzentrum in Bödefeld, dort auch schon das Anerkennungsjahr gemacht.
Hobbys: In meiner Freizeit habe ich in der Coronazeit mit Freunden wandernd das Sauerland und andere Gebiete erkundet oder war auf dem Birkenhof in Holthausen im und um den Pferdestall zu finden.
Kurz und Knapp:
Wanderurlaub oder Strandurlaub?
Am liebsten eine Kombination aus beidem.
Schützenfest: „Au ja“ oder „bloß nicht“?
Au ja. Mit dem Spielmannszug bin ich sogar jedes Jahr beim Schützenfest in Bödefeld dabei.
Das Sauerland ist…
das Gebiet in dem ich froh bin aufgewachsen zu sein und auch heute noch leben zu dürfen.