Meschede. Nicht mehr Autofahrer und Parkplätze sollen im Mittelpunkt stehen - stattdessen gibt es einen Strategiewechsel in der Mescheder Verkehrspolitik.

In der Verkehrspolitik in Meschede wird es einen Umschwung geben: Autofahrer werden nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Dafür sollen die Bedürfnisse von Radfahrern künftig mehr zählen. Für diesen Strategiewechsel hat sich der Ausschuss für Stadtentwicklung einstimmig ausgesprochen.

Bessere Verbindungen

Das neue Radverkehrskonzept der Stadt Meschede sieht vor, diesen Anteil am gesamten Verkehrsaufkommen zu steigern. Fachbereichsleiter Klaus Wahle sagte: „Wir wollen den Radfahrer aus dem Auto herausholen.“ Damit das gelingt, sind aber mehr und attraktivere Verbindungen für Radfahrer nötig. Das Konzept listet eine Vielzahl von Abschnitten auf, die verbessert werden müssten. Wohlgemerkt: Dabei geht es um ganz alltägliche Strecken, um per Rad einzukaufen oder zum Arbeitsplatz zu fahren – und nicht um Strecken, die landschaftlich schön für Auswärtige sein sollen.

Die Prioritätenliste

Die Stadtverwaltung hat eine Prioritätenliste gebildet. Ganz oben steht in der Kernstadt eine Verlängerung des Schutzstreifens an der Lagerstraße in Richtung Galiläer Weg an, auf Platz 2 die Bereiche Lindenstraße, Lanfertsweg und Im Schwarzen Bruch, auf Platz 3 die Warsteiner Straße vom Walkenmühlenweg in die Stadt hinein.

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Schwierige Orientierung für Radfahrer in Meschede - wo geht es für sie hier im Bereich an der Überhenne weiter?
Schwierige Orientierung für Radfahrer in Meschede - wo geht es für sie hier im Bereich an der Überhenne weiter? © Jürgen Kortmann

Zwischen den Ortschaften haben neue Radwegeverbindungen von Berge nach Grevenstein, von Berge nach Wallen sowie von Calle nach Laer Priorität in den nächsten Jahren. Klaus Wahle sagte, dass im Rathaus auch aufmerksam die Pläne der Nachbarn eines durchgehenden „Radschnellwegs“ zwischen Arnsberg und Neheim beobachtet würden – die Mescheder Stadtverwaltung will prüfen, ob dieser Schnellweg durch das Ruhrtal auch in Gegenrichtung bis Freienohl entlang der B 7 möglich ist.

Der fehlende Platz

Aber wo soll auf den Straßen zusätzlicher Platz für Radfahrer herkommen? Das ist, neben der finanziellen, die Kernfrage. In Meschede ist der gemeinsame Geh- und Radweg die Regel. Leicht wäre es, wenn möglichst viele Straßen eine Beschränkung auf Tempo 30 hätten: Dort braucht es keine eigenen Regelungen für Radfahrer. Aber nicht jede Straße kann auf Tempo 30 umgestellt werden – Jahnstraße oder Schederweg etwa dienen als Sammel- und Erschließungsstraßen für den Verkehr, außerdem fahren darüber auch Busse mit ihren engen zeitlichen Taktungen.

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„Heilige Kühe“: Parkplätze

Also müssen individuelle Lösungen gefunden werden. Etwa an Jahnstraße und Schwarzem Bruch, wenn dort 2025 die Gehwege ohnehin erneuert werden sollen. Denn die Jahnstraße etwa ist zu schmal, um dort – wie auf der Lagerstraße - einfach nur einen Schutzstreifen für Radfahrer aufzumalen. Wenn aber individuelle Lösungen umgesetzt werden müssen, dann wird das vor allem zu Lasten von Parkplätzen gehen. „Der Platz ist nun mal endlich“, sagte CDU-Fraktionschef Marcel Spork. Er bekannte sich „zur klaren politischen Botschaft“: „Ja, das Radverkehrskonzept bedeutet schmerzhafte Einschnitte für Autofahrer.“

„Die Botschaft ist angekommen“, entgegnete Fachbereichsleiter Wahle: Bei künftigen Planungen an Straßen würden dann auch Parkplätze zurückgenommen – „Parkplätze waren bisher Heilige Kühe“. Er machte das am Beispiel der Verlängerung der Lagerstraße deutlich: Dann würden am Galiläer Weg dafür Parkmöglichkeiten wegfallen müssen.

Das Versprechen

Hans-Werner Rötzmeier (UWG) sieht die Pläne nicht nur einfach als Konzept an, vielmehr müssten sie „als Handlungsanleitung“ für die Kommunalpolitiker dienen. Das sieht auch Marcel Spork für die CDU-Mehrheit so: Das Konzept und die Prioritätenliste sollen jetzt jährlich überprüft und angepasst werden. Außerdem soll das Radkonzept noch mit dem gerade erst vorgestellten, autolastigen Verkehrskonzept der Stadt verknüpft werden.

>>>HINTERGRUND<<<

Für die Fußgängerzone in Meschede hat die Stadtverwaltung noch keine neue Detaillösung im Rahmen des Radverkehrskonzeptes vorgestellt.

Radfahren in der Fußgängerzone in Meschede bleibt weiter erlaubt.
Radfahren in der Fußgängerzone in Meschede bleibt weiter erlaubt. © Jürgen Kortmann

Dort bleibt es deshalb weiterhin bei der jetzigen Situation: Radfahrer dürfen langsam durch die Fußgängerzone fahren – immer mit Rücksichtnahme auf die Passanten.

Generell gilt in Meschede, dass das Ordnungsamt grundsätzlich das Befahren von Einbahnstraßen gegen die Fahrtrichtung durch Radfahrer erlaubt.

Ausnahme: Der Winziger Platz an der Henne – dort ist diese Lösung wieder aufgegeben worden, weil die Straße viel zu eng ist für den Begegnungsverkehr mit Autos und Bussen. Es kam zu gefährlichen Situationen, Radfahrer haben dort keine Ausweichmöglichkeiten.