Meschede. Das Schmuddel-Klo am Mescheder Bahnhof: Die Stadtverwaltung spricht Klartext zu den Problemen und startet einen neuen Anlauf für mehr Sauberkeit.
Die Stadtverwaltung unternimmt einen neuen Versuch, um mehr Sauberkeit in der öffentlichen Toilette am Bahnhof in Meschede zu bekommen. In diesem Jahr wird dort ein neues Schließsystem eingebaut: Wer die Toilette dann benutzen möchte, muss per Handy quasi „einchecken“ – wer aufs stille Örtchen möchte, muss zuvor eine Nummer anrufen, dann öffnet sich die Klotür. So könnte die Stadtverwaltung, bei Verschmutzungen, auf die Rufnummern der Nutzer zurückgreifen. Das wurde im Ausschuss für Nachhaltigkeit und Ordnung bekannt.
Nach dem letzten Bericht über Verschmutzungen in der Toilette hatte die SPD-Fraktion ein Tätigwerden der Stadtverwaltung gefordert – stellvertretender Fraktionschef Hendrik Bünner sagte, das Problem des Mescheder Bahnhofsklos sei schon über die Stadtgrenze hinaus bekannt und schade dem Ansehen der Stadt.
Wie von der SPD gefordert, waren im Rathaus auch Alternativen gesucht worden. Derzeit wird die Toilette einmal täglich an sieben Tagen in der Woche durch städtische Reinigungskräfte gesäubert. Theoretisch könnten das auch Reinigungskräfte erledigen, die permanent vor Ort wären und kontrollieren könnten – dafür aber setzt die Stadtverwaltung überschlägig Personalkosten von 165.000 Euro im Jahr ein. Hinzu kämen Umbaukosten, weil zwingend ein Aufenthaltsraum nötig wäre – und eine separate Personaltoilette.
Klartext: Es liegt an speziellen Nutzern
Das Problem an dieser Stelle ist und bleibe aber, so Fachbereichsleiter Heinz Hiegemann, das Nutzerverhalten – es liege nicht an den Reinigungskräften. Man müsse, schreibt er in seiner Stellungnahme, „offen und ehrlich über das eigentliche Problem sprechen: Nicht die Vielzahl der Nutzer verursacht diese Verschmutzungen“. Schwerpunktmäßig würden die durch „eine durchaus kleine Zahl von Nutzern verursacht, denen gesellschaftliche Normen und Werte herzlich egal sind“ – gemeint ist die Alkoholiker- und Junkieszene rund um den Bahnhofsbereich: „Da aber keine spürbaren Anstrengungen zu erkennen sind, hier konsequent gegen vorzugehen, ist es einfacher, nach immer schnelleren Reinigungsrhythmen zu rufen.“
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Hiegemann verweist darauf, dass es keinen rechtlichen Anspruch gebe, dass die Stadt ein öffentliches WC bereitzustellen habe. Rechtlich sei es, sagt er mit Blick auf eine FDP-Idee, zwar möglich, den Betrieb einem privaten Betreiber zu überlassen – aber dann stelle sich die Frage, wie viel sich die Stadt das kosten lassen wolle.
Sofort wird nach der Stadt gerufen
Und er verweist auf ein besonderes Mescheder Problem am Bahnhof: „Dort herrscht ein erheblicher fußläufiger Verkehr, während sich gleichzeitig all diejenigen, welche ebendiesen Verkehr produzieren, (McDonald’s/die Deutsche Bahn/Regionalbus sowie zwei große Supermärkte in der unmittelbaren Nähe) aus der Verantwortung gestohlen haben. Das deutsche Baurecht macht so etwas halt möglich. Auch Gastronomie und Einzelhandel im Innenstadtbereich sehen sich hier nicht in der Pflicht, während gleichzeitig die Rufe nach der öffentlichen Hand immer lauter werden.“
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Von anderen Ideen verspricht sich die Stadt nichts. Untersucht wurde der Vorschlag einer selbstreinigenden Toilette – auch dabei müsste aber eine Reinigungskraft eingesetzt werden, da sich die Selbstreinigung nur auf die WC-Schüssel und den Boden beziehe, außerdem müsste der Reinigungsautomat kontrolliert werden. Auch ein Bon-System mit Drehkreuzen ist schwierig: Ein hoher technischer Aufwand und hohe Kosten, weil dabei jederzeit die Barrierefreiheit gewährleistet werden muss.
>>>HINTERGRUND<<<
Die Stadt will jetzt erst einmal abwarten, ob sich das Handy-System am Klo bewähren wird.
Falls nicht, müsste der Stadtrat beim nächsten Haushalt beraten, ob ein Umbau oder ein Neubau her muss. Geschätzte Kosten: Mindestens 250.000 Euro.
Die Stadtverwaltung hält daran fest, dass die Nutzung der Toilette weiterhin kostenlos sein sollte. Zumal: Würde ein Münzbehälter angebracht, dann würde der auch gerne geknackt. Außerdem könnte kurzerhand etwas zwischen Tür und Rahmen gelegt werden – dann wäre der Zugang wieder frei. Was dann wiederum ständig kontrolliert werden müsste.
Die FDP regt an, die Nutzergruppe aus der Alkoholiker- und Junkieszene bei Lösungen „mitzunehmen“ – dazu meint die Stadtverwaltung, dies „dürfte ein hochgestecktes Ziel sein“.