Bockum. Die Stadt Meschede plant in Bockum ein neues Gewerbegebiet. Wird es Probleme mit dem Naturschutz geben - oder wird die Wirtschaft gestärkt?

Die Stadt Meschede hält an ihrem Plan fest, in Bockum ein neues Gewerbegebiet zu schaffen. Bei zwei Gegenstimmen der Grünen hat der Rat dafür gestimmt, jetzt konkret in das Planungsverfahren einzusteigen – die Idee dazu gibt es seit 25 Jahren.

Eine große Unbekannte gibt es: den Naturschutz. Wie berichtet, ist erst jetzt entdeckt worden, dass ein Teil der Fläche eine Nasswiese mit Pflanzen wie der Kratzdistel ist. Werden die übergeordneten Behörden es akzeptieren, dass die geschützte Nasswiese an dieser Stelle abgetragen und dafür nebenan an der Wenne aufwendig eine Ersatz-Nasswiese geschaffen wird?

Erschließung 2022 beendet?

Einige weitere Details sind inzwischen im Ausschuss für Stadtentwicklung schon bekannt geworden. Am Rand befindet sich in Freienohl ein Umspannwerk, dafür gibt es auch Erweiterungspläne.

Bislang ist das Grünland zwischen Wennemen und Freienohl - hier in Bockum will die Stadt Meschede ihr neues Gewerbegebiet entwickeln.
Bislang ist das Grünland zwischen Wennemen und Freienohl - hier in Bockum will die Stadt Meschede ihr neues Gewerbegebiet entwickeln. © Jürgen Kortmann

Über die potenzielle Gewerbegebietsfläche verläuft eine Ferngasleitung – darüber darf nicht gebaut werden. Ein Wassergraben, der über das Gelände fließt, soll erhalten bleiben. Für den geplanten Kreisverkehr als Zufahrt muss der kleine Bremkebach verlegt werden.

Noch ist erst ein Grundstück durch die Wirtschaftsförderung des Kreises angekauft – sie macht für die Stadt Meschede, wie in den Gewerbegebieten Enste und Enste-Nord, die Abwicklung. Läuft alles ideal in den Grundstücksverhandlungen mit den Eigentümern, dann könnte Ende 2022 die Erschließung fertig sein – danach könnte über Ansiedlungen gesprochen werden. Es gibt bereits eine Liste mit möglichen Interessenten für das Gewerbegebiet, sagte Fachbereichsleiter Klaus Wahle – der Vorteil dort sei, wie in Enste, die Autobahnnähe: Das sei ein klarer Standortvorteil, den Meschede im Hochsauerlandkreis besitze.

„Eine klare Frage der Abwägung“

Niederlassen sollen sich hier Betriebe, die produzieren. Bürogebäude sind nicht zulässig, es wird keinen Einzelhandel dort geben, auch keine Dienstleistungsbetriebe, auch kein Fitnessstudio. Interessenten gibt es zum Beispiel schon dafür, eine Wasserstofftankstelle einzurichten (das ist zulässig), ausgeschlossen ist für die Stadtverwaltung ein Bahnanschluss – das sei weder wirtschaftlich, noch reiche die Fläche dafür.

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Dieter Berger (CDU) und Jennifer Lipke (SPD) begrüßten aus Sicht ihres benachbarten Freienohler Ortsteils , dass das Gebiet jetzt endlich entwickelt werde.

Der kleine Bremkebach hier am Ortseingan von Freienohl muss verlegt werden, um eine Zufahrt in das Gewerbegebiet zu schaffen.
Der kleine Bremkebach hier am Ortseingan von Freienohl muss verlegt werden, um eine Zufahrt in das Gewerbegebiet zu schaffen. © Jürgen Kortmann

Dagegen befürchtet Hans-Theo Körner (Grüne) eine „Verstädterungsstruktur“: Denn zwischen Wennemen und Freienohl würde mit dem Gewerbegebiet dann ein „durchgehendes Siedlungsband“ entstehen, der bislang freie Blick ins Ruhrtal entfalle künftig. Er betonte, hier sei nicht nur die Nasswiese ökologisch wertvoll, der Bereich diene auch Vögeln als Quartier. Anstatt hochwertige Böden in Bockum neu zu versiegeln, sollte man lieber bestehende Gewerbeflächen im Stadtgebiet besser nutzen.

„Wir haben kaum große Alternativen zu dieser Fläche“, entgegnete aber Klaus Wahle: Er nannte es „eine klare Frage der Abwägung“ – zwischen der hohen Nachfrage nach Gewerbeflächen, Gewerbesteuer und Arbeitsplätzen auf der einen Seite, und Naturbelangen auf der anderen Seite.

Die FDP hat dabei ihre Abwägung schon getroffen: „Das Schicksal der Nasswiese ist sicherlich bedauerlich, aber zu verschmerzen“, um unseren großen gesellschaftlichen Wohlstand und um Arbeitsplätze zu erhalten – dafür müsse die Nasswiese dann eben ein paar 100 Meter umziehen, positionierte sich Dr. Jobst Köhne.

>>>HINTERGRUND<<<

Für die Schaffung von mehr Wertschöpfung wäre für Dr. Jobst Köhne (FDP) im Mescheder Stadtgebiet auch die Ansiedlung einer Diskothek wünschenswert: „Wo würde man die denn unterbringen?“, fragte er im Ausschuss für Stadtentwicklung.

Das konnte die Stadtverwaltung auch nicht sagen: „Eine gute Frage“, bekannte Fachbereichsleiter Klaus Wahle – „Gott sei Dank haben wir die Nachfrage nicht“. Bockum würde dafür nicht in Frage kommen, auch ein Sportstudio dürfte nicht dorthin.